OLBERNHAU/LAUSCHA/SELKE-AUE (dpa) — Das Thermo­me­ter zeigt Werte um die 30 Grad, mancher­orts wird aber schon ans Fest gedacht. Stollen werden gebacken und Weihnachts­ster­ne heran­ge­zo­gen. Und wie gedei­hen die Tannen­bäu­me bei der Trockenheit?

Der Hochsom­mer lässt Gedan­ken an Weihnach­ten in fünf Monaten in weite Ferne rücken. Doch bei Betrie­ben etwa im Erzge­bir­ge laufen längst die Vorbe­rei­tun­gen fürs Fest.

Für deren Mitar­bei­ter ist das auch bei hohen Tempe­ra­tu­ren Routi­ne. So gehen etwa Weihnachts­schmuck und Christ­stol­len schon jetzt auf die Reise in ferne Länder, damit alles recht­zei­tig da ist.

Kunst­hand­werk

Bei den Kunst­hand­wer­kern im Erzge­bir­ge rotie­ren auch im Sommer die Drech­sel­bän­ke, wird gesägt, geklebt und verziert. «Weihnach­ten ist bei uns das ganze Jahr», sagt Verbands­chef Frede­ric Günther. Nicht nur in Fachge­schäf­ten und im Inter­net werden Räucher­män­ner, Engel und Schwib­bo­gen ganzjäh­rig angebo­ten. Auch müssen die Pakete für den Export fertig gemacht werden, damit alles recht­zei­tig ankommt. Die gehen vor allem in die USA und nach Japan.

Produ­ziert wird aber auch schon für das Weihnachts­ge­schäft hierzu­lan­de. Dabei hoffen die Herstel­ler, dass nach den Corona-Wirren dieses Jahr wieder überall über Weihnachts­märk­te geschlen­dert wird.

Christ­baum­ku­geln

Glasblä­ser im Thürin­ger Wald haben Weihnach­ten ebenfalls im Blick. In Lauscha wurde die Christ­baum­ku­gel erfun­den: Hier entsteht seit mehr als 170 Jahren gläser­ner Weihnachts­schmuck. Die Herstel­lung gehört seit 2021 zum immate­ri­el­len Kultur­er­be. Zu jeder Jahres­zeit werden etwa bei Krebs Glas, einem von rund 100 Südthü­rin­ger Glasbe­trie­ben, Kugeln in den belieb­ten Farben Rot, Gold und Silber, aber auch anderen Farben mundge­bla­sen, handver­ziert und ‑gefer­tigt.

Die Arbeit mit dem fauchen­den Feuer­strahl und den Glaskol­ben ist nicht nur im Sommer eine Heraus­for­de­rung. «Die Glasblä­ser schwit­zen, das lässt sich gar nicht vermei­den», sagt Leiter Roger Müller. Dagegen helfe nur «viel trinken».

Weihnachts­ster­ne

Die meist rot leuch­ten­den Topfpflan­zen gehören für viele Menschen zum Fest: Weihnachts­ster­ne in großer Zahl stehen schon in Gewächs­häu­sern parat — wenn auch noch im Klein­for­mat. Die Steck­lin­ge kommen meist aus Afrika per Flugzeug nach Europa, wie Markus Gläser sagt. Er ist Geschäfts­füh­rer des Garten­bau­be­triebs Fonta­na im Küstri­ner Vorland, einem von mehre­ren Branden­bur­ger Betrie­ben, die laut Statis­tik voriges Jahr rund 140.000 Weihnachts­ster­ne produ­ziert haben.

Die neuen Pflan­zen sind erst fünf Zenti­me­ter groß. Ihre Farbe entwi­ckeln sie gegen Ende Oktober. In diesem Advent dürften die Topfpflan­zen aber teurer werden. Gläser nennt höhere Materi­al­prei­se und gestie­ge­ne Energie­kos­ten als Gründe.

Weihnachts­bäu­me

Was wäre Weihnach­ten ohne geschmück­ten Tannen­baum? Die Bäume wachsen natür­lich bereits heran. «Es gibt schön gewach­se­ne Weihnachts­bäu­me in diesem Jahr», sagt Weihnachts­baum­er­zeu­ger Hardi Busche im Harz. Trotz der Trocken­heit seien keine größe­ren Ausfäl­le zu erwarten.

Die Nordmann­tan­ne habe eine senkrech­te Wurzel, die genau­so lang wie der Baum selbst sei, erklärt Saskia Blümel, Geschäfts­füh­re­rin des Verban­des Natür­li­cher Weihnachts­baum. Größe­re Nordmann­tan­nen hätten somit kein Problem, an Wasser in tiefe­ren Schich­ten zu kommen. Bei frisch gepflanz­ten Bäumen sei das riskanter.

Dresd­ner Stollen

Mitten im Hochsom­mer werden die ersten Dresd­ner Christ­stol­len gebacken. «Wir produ­zie­ren seit Mai», sagt Werklei­ter Robert Schie­handl von der Bäcke­rei Dr. Quendt, die den Einzel­han­del belie­fert. Dort wird das Weihnachts­ge­bäck Ende August/Anfang Septem­ber auslie­fert. «Bis dahin soll der Stollen gut durch­zie­hen und sich entwi­ckeln, damit er dann schön saftig ist.»

Für die meisten Mitglie­der beginnt die Saison erst im Septem­ber, sagt Andre­as Wippler vom Schutz­ver­band Dresd­ner Stollen, der mit dem Echtheits­sie­gel über die Quali­tät der süßen Köstlich­keit wacht. Das Dresd­ner Backhaus hat bereits in die USA gelie­fert, wie Geschäfts­füh­rer Tino Gierig berich­tet. «Das Schiff ist ja vier bis fünf Wochen unterwegs.»

Von Andre­as Hummel, Monia Mersni und Simona Block, dpa