RAVENSBURG — Der Wohnungs­bau in den Städten und Gemein­den bleibt ein Zukunfts­the­ma. Auch wenn das „Bezahl­ba­re Wohnen“ derzeit durch die Corona-Heraus­for­de­run­gen aus den Medien verdrängt wird. Im Rahmen seiner öffent­li­chen Online-Fachkon­fe­ren­zen hatte Landtags­ab­ge­ord­ne­ter August Schul­er mit dem Archi­tek­ten und Städte­pla­ner Markus Müller (Mecken­beu­ren), zugleich Präsi­dent der Archi­tek­ten­kam­mer des Landes einen versier­ten Fachmann einge­la­den. Unter den Teilneh­mern waren neben Archi­tek­ten, Städte­pla­nern, Vertre­tern von Bauträ­gern und Bauge­nos­sen­schaf­ten auch Bürger­meis­ter Dirk Bastin sowie Stadt­rat Frieder Wurm, Kreis­vor­sit­zen­der der Archi­tek­ten­kam­mer mit dabei. 

Heraus­for­de­run­gen des Wohnungsbaus 
Der Wohnungs­bau der Zukunft müsse bezahl­bar, nachhal­tig, Klima­ver­schlech­te­rung, indivi­du­ell und gleich­zei­tig allen Genera­tio­nen gerecht werden, beton­te Fachmann Markus Müller in seinem Impuls­re­fe­rat. Baden-Württem­berg als erfolg­rei­ches Bundes­land nehme durch Nord-Süd und Ost-West Wande­rungs­be­we­gun­gen inner­halb der deutschen Länder und Europas, wie auch durch die Migra­ti­on an Einwoh­ner­zahl zu. Inzwi­schen leben 11 Millio­nen Menschen im Land, 1980 waren es noch 7 Millio­nen. Auch die Haushalts­grös­sen liegen seit den 80-er Jahren bei 2,5 Perso­nen, aktuell bei 2,1 Perso­nen. Die Landes­po­li­tik und die Gemein­den müssten sich dieser Heraus­for­de­run­gen des Wohnungs­mark­tes stellen, so Müller. Weite­re Aspek­te seien die Indivi­dua­li­sie­rung und Alterung in der Gesell­schaft, die Preis­stei­ge­run­gen bei den Immobi­li­en sowie die Umset­zung der Klima­schutz-Ziele. Markus Müller und sein Archi­tek­ten-Kolle­ge Frieder Wurm forder­ten „mehr Mut zur Wahrheit.“ Die Bauflä­chen, also der verfüg­ba­re Grund seien nicht mehr zu vermeh­ren. Wohnungs­bau konkur­rie­re mit der Landwirt­schaft, mit Energie­flä­chen und mit dem Natur­schutz. Zulan­ge hätten auch Archi­tek­ten, Bauträ­ger, Inves­to­ren und Kommu­nen am Wohnungs­markt vorbei agiert. 

Wohnungs­bau-Wende einleiten 
Der Zeitpunkt für Verän­de­run­gen sei gekom­men. Die 20-er Jahre bedeu­te­ten ein Jahrzehnt der „Wohnungs­bau-Wende“. Neue Gewer­be- und Wohnungs­bau­ten werden klima­neu­tral erstellt werden, neue Wohnfor­men müssten von den Bürge­rIn­nen disku­tiert werden. Quartiers- und Stadt­teil-Program­me verbun­den mit Wohnge­mein­schaf­ten, sozia­ler Infra­struk­tur, Einzel­han­del und mit kurzen Wegen bieten neue Chancen des Zusam­men­le­bens. Dann gelte es in den Stadt­tei­len den Bestand zu aktivie­ren, also Gebäu­de aufzu­sto­cken und zu verdich­ten. Prozes­se, die derzeit auf hefti­ge Nachbar­pro­tes­te stoßen, berich­te­ten Baubür­ger­meis­ter Dirk Bastin und Frakti­ons­vor­sit­zen­der August Schul­er. Die Konflik­te im Baurecht seien vorpro­gram­miert. Kommu­ni­ka­ti­on und die Betei­li­gungs­pro­zes­se mit der Bürger­schaft seien zu verstär­ken. „Die Bürger­grup­pen von heute sind die Stamm­ti­sche von gestern,“ ergänz­te Markus Müller. Und die gelte es zu überzeugen. 

Insge­samt seien innova­ti­ve Prozes­se am Wohnungs­bau zu beschleu­ni­gen. Zerti­fi­zie­run­gen auf die „Lebens­zeit eines Gebäu­des“, Kreis­lauf­wirt­schaft, System­bau­ten, fassa­den­in­te­grier­te Photo­vol­ta­ik, Holz-Baustof­fe seien bereits heute angesagt. Kommu­na­le Nahwär­me-Model­le, Digita­li­sie­rung der Bauan­trä­ge, so Bürger­meis­ter Bastin, seien bereits in der Umset­zung. Das Land werde auf jeden Fall als Partner der Kommu­nen seine Initia­ti­ven zur Wohnraum­al­li­anz , zur Entbü­ro­kra­ti­sie­rung der Bauord­nung und zur Förde­rung des sozia­len Wohnungs­baus mit jährlich 250 Millio­nen Euro fortset­zen, beton­te August Schul­er MdL zum Abschluss.