MÜNCHEN (dpa) — Zehn Meister­schaf­ten am Stück — das gab’s noch nicht in einer der europäi­schen Topli­gen. Die «außer­ge­wöhn­li­che Zahl» erfüllt den FC Bayern mit Stolz. BVB-Coach Rose wagt eine kleine Kampfansage.

Julian Nagels­mann genoss erst die kalte Bierdu­sche auf dem Stadi­on­ra­sen und freute sich dann als jüngs­ter Meister­trai­ner des FC Bayern auf eine lange Party­nacht mit seinen Spielern.

Der vorzei­ti­ge Titel­ge­winn mit dem 3:1 im Topspiel der Fußball-Bundes­li­ga gegen den Dauer­ri­va­len Borus­sia Dortmund in der vollbe­setz­ten Allianz Arena war für die Münch­ner am Samstag­abend ein würdi­ger Rahmen für den nun schon zehnten Titel­ge­winn nacheinander.

«Es ist für mich der erste große Titel und ein bedeu­ten­der Moment», sagte der 34 Jahre alte Nagels­mann bewegt und nachdenk­lich zugleich. Er erwähn­te im Moment des Titel­glücks aber auch, dass in seinem Premie­ren­jahr als Bayern-Coach manches nicht wunsch­ge­mäß verlau­fen sei. «Einige Nacken­schlä­ge waren nicht ganz so leicht zu verkraf­ten.» In Champi­ons League und DFB-Pokal wurden die hohen Ziele verfehlt. «Wir haben Entschei­dun­gen zu treffen, die uns inter­na­tio­nal wieder in ein besse­res Fahrwas­ser bringen», kündig­te Nagels­mann darum an.

Perso­nel­le und strate­gi­sche Weichen stellen

Die Führung um Vorstands­chef Oliver Kahn, Sport­vor­stand Hasan Saliha­mid­zic und den beken­nen­den «Ehrgeiz­ling» Nagels­mann wird in den kommen­den Wochen und Monaten wichti­ge perso­nel­le und strate­gi­sche Weichen stellen müssen. Kurz nach dem Frust-Aus in der Königs­klas­se gegen den FC Villar­re­al überwog aber zumin­dest kurzfris­tig die Freude über einen Europa­re­kord: Zehn Meister­ti­tel in Serie bejubel­te zuvor noch kein Verein in einer der fünf Top-Ligen Europas, also in England, Spani­en, Itali­en, Frank­reich und Deutschland.

«Das ist schon eine außer­ge­wöhn­li­che Zahl», schwärm­te Kapitän Manuel Neuer. «Das ist Geschich­te nicht nur in Deutsch­land, sondern in ganz Europa. Wir haben eine großar­ti­ge Geschich­te geschrie­ben», sagte Torjä­ger Robert Lewan­dow­ski, der zusam­men mit Serge Gnabry und Jamal Musia­la die Tore zur insge­samt 32. Bayern-Meister­schaft erziel­te. «Ich bin stolz auf die Truppe», sagte Sport­vor­stand Salihamidzic.

Die unter­le­ge­nen Dortmun­der gratu­lier­ten dem Dauer­ri­va­len fair zum nächs­ten Titel­ge­winn nach einem Topspiel, in dem sie erst nach der Pause auf Augen­hö­he agier­ten. Trainer Marco Rose bekann­te aller­dings auch, dass es «für uns natür­lich angeneh­me­re Dinge gibt, als hierhin zu kommen und mit einer Nieder­la­ge Bayern zum Meister zu machen».

Der Foulelf­me­ter von Emre Can zum 1:2 leite­te nach der Pause keine Wende mehr ein vor 75.000 Zuschau­ern, weil die Borus­sia einige Chancen ausließ und einen zweiten Elfme­ter trotz Überprü­fung durch den Video-Assis­ten­ten nicht zugespro­chen bekam. «Bayern war die konse­quen­te­re Mannschaft», resümier­te Dortmunds Kapitän Marco Reus.

Kritik von Ex-Kapitän Lahm

Die Münch­ner Dominanz sieht aber selbst der frühe­re Bayern-Kapitän Philipp Lahm kritisch. Zehn Meister­jah­re seien «natür­lich nicht gut» für den Wettbe­werb, sagte der 38-jähri­ge Lahm im ZDF: «Es kann passie­ren, dass die Bayern nachein­an­der Meister werden. Aber es muss enger sein, dass die Bundes­li­ga wirklich bis zum Ende spannend ist und nicht immer schon vier Spiel­ta­ge vor Schluss entschie­den ist.»

Immer­hin kündig­te Rose am Samstag­abend noch vor dem Rückflug aus München nach Dortmund einen neuen BVB-Angriff in der Spiel­zeit 2022/23 an. «Wir werden uns schüt­teln, wieder neu aufstel­len. Wir alle sollten versu­chen, die Meister­schaft wieder spannen­der zu gestal­ten und dem deutschen Rekord­meis­ter ein Bein zu stellen. Da wird Borus­sia Dortmund einer der ersten sein, die das versuchen.»