BAD SCHUSSENRIED – In Zeiten wie diesen ist es wichtig wie nie, ein Zeichen gegen Hass und Gewalt zu setzen. Daran erinner­ten die Stadt Bad Schus­sen­ried und das ZfP Südwürt­tem­berg beim Volks­trau­er­tag am Mahnmal „Offenes Haus“. 

„Aktuel­le Ereig­nis­se zeigen, wie sehr wir den Volks­trau­er­tag als Gedenk­tag und Mahnung benöti­gen, um dem Hass und der Gewalt in unserer Gesell­schaft entge­gen­zu­tre­ten“, beton­te Chris­toph Vieten, der als Vertre­ter des ZfP sprach. Daher sei es wichtig, am Volks­trau­er­tag aus den Erfah­run­gen der Vergan­gen­heit zu lernen und das Geden­ken in Herzen und Köpfen wach zu halten. Auch Menschen mit psychi­schen Erkran­kun­gen begeg­nen heute immer noch Ausgren­zung und Stigma­ti­sie­rung. Das Mahnmal „Offenen Haus“ symbo­li­sie­re für Vieten nicht nur die Schutz­lo­sig­keit, der psychisch kranke Menschen während des Natio­nal­so­zia­lis­mus ausge­setzt waren, sondern könne auch positiv gedeu­tet werden: als Zeichen für Offen­heit und Toleranz.

Bürger­meis­ter Achim Deinet gedach­te in seiner Anspra­che all denje­ni­gen, die weltweit von Krieg, Völker­rechts­ver­let­zun­gen oder Unter­drü­ckung betrof­fen sind: Kriegs­op­fer in der Ukrai­ne, unter­drück­te indige­ne Völker in Südame­ri­ka, hungern­de Menschen in Afrika oder die Notlei­den­den in Syrien und dem Irak. „Und auch der schlei­chen­de Demokra­tie­ver­lust, wie er derzeit beispiels­wei­se in Ameri­ka zu beobach­ten ist, gibt Grund zur Sorge.“ Gleich­zei­tig stell­te er klar: „Wir wurden seit mehr als 80 Jahren von direk­ten Kriegs­ge­scheh­nis­sen verschont, dessen sollten wir uns dankend bewusst sein.“ 

Danach folgten Momen­te der Besin­nung mit Pfarre­rin Margit Bleher. Sie erinner­te an die Opfer von Gewalt­herr­schaf­ten und beson­ders an die 692 Patien­ten, die im Rahmen der sogenann­ten „Eutha­na­sie­ak­ti­on“ aus der Heil- und Pflege­an­stalt Bad Schus­sen­ried depor­tiert und ermor­det wurden. „Auch heute sehen wir mit großer Sorge, wie der Frieden in der Welt gefähr­det wird“, so Bleher. „Daher sollten wir unsere Herzen und Gedan­ken für den Frieden öffnen.“ Anschlie­ßend lud sie zum gemein­sa­men Gebet ein. 

Die Stadt Bad Schus­sen­ried und das ZfP Südwürt­tem­berg begehen den Volks­trau­er­tag bereits seit vielen Jahren gemein­sam. Der Volks­trau­er­tag diente ursprüng­lich als Mahnung, dass ein solcher Krieg wie der Erste Weltkrieg sich niemals wieder­ho­len möge. Nachdem ihn die Natio­nal­so­zia­lis­ten unter dem Namen „Helden­tag“ für ihre Propa­gan­da missbraucht hatten, wurde der Volks­trau­er­tag nach Kriegs­en­de wieder ins Leben gerufen. Heute ist er Gedenk­tag für alle Opfer von Gewalt­herr­schaf­ten, Krieg, Terro­ris­mus, Hass und Diskriminierung.