FRIEDRICHSHAFEN/GARCHING (dpa) — Das vor allem in der Baubran­che und im Anlagen­bau tätige Unter­neh­men meldet dank der Erholung in diesen Märkten deutlich höhere Umsät­ze, sieht nun aber dunkle Wolken aufziehen.

Der Zeppe­lin-Konzern rechnet wegen des Kriegs in der Ukrai­ne mit deutli­chen Einbu­ßen im laufen­den Geschäfts­jahr. Der Konzern mit juris­ti­schem Sitz in Fried­richs­ha­fen vertreibt Bau- und Landma­schi­nen unter anderem der US-Marke Cater­pil­lar. Zudem ist er im Anlagen­bau tätig und bietet Antriebs­sys­te­me etwa für die Öl- und Gasindustrie.

Fast 20 Prozent des Konzern-Umsat­zes würden bislang in Russland, Belarus und der Ukrai­ne erwirt­schaf­tet, sagte der Vorsit­zen­de der Geschäfts­füh­rung, Peter Gerst­mann, bei einer Presse­kon­fe­renz am Freitag. Schon jetzt sei abseh­bar, dass Aufträ­ge wegen des Krieges und der Sanktio­nen nicht abgewi­ckelt werden könnten. Daher sei mit starken Rückgän­gen bei Umsatz und Ergeb­nis zu rechnen, auch wenn man in anderen Geschäfts­fel­dern zuver­sicht­li­cher nach vorn blicke.

Mit Blick auf den Krieg beton­te Gerst­mann, zunächst stehe die Sicher­heit der Mitar­bei­ter und ihrer Famili­en vor Ort im Vorder­grund, Das Unter­neh­men habe den rund 600 Mitar­bei­tern in der Ukrai­ne Hilfe bei der Evaku­ie­rung und Unter­kunft angebo­ten. Er sei stolz auf die Beleg­schaft, die «geschlos­sen und solida­risch für unsere Kolle­gen und alle Menschen in der Ukrai­ne zusam­men­steht», sagte Gerstmann.

Das Russland-Geschäft habe Zeppe­lin vor allem mit Blick auf laufen­de Verpflich­tun­gen und die bisher rund 1400 Mitar­bei­ter im Land bislang nicht komplett einge­stellt, sagte Gerst­mann. «Weder unsere Kunden noch unsere Mitar­bei­ter führen einen Krieg gegen die Ukrai­ne.» Zeppe­lin halte sich aber an die gelten­den Sanktio­nen, die Tätig­kei­ten seien daher deutlich herun­ter­ge­fah­ren worden. «Ich sehe für den russi­schen Markt keine Zukunft für uns», sagte Gerstmann.

Für das zurück­lie­gen­de Geschäfts­jahr melde­te der unter anderem in der Baubran­che und im Anlagen­bau tätige Konzern deutli­che Steige­run­gen bei Umsatz und Ergeb­nis gegen­über dem Vorjahr. Der Umsatz kletter­te von 3,3 Milli­ar­den auf 3,7 Milli­ar­den Euro, der Gewinn vor Steuern von 125 Millio­nen auf knapp 160 Millio­nen Euro.

Auch durch Zukäu­fe hatte Zeppe­lin schon 2020 die Umsät­ze erhöht. Im Folge­jahr hätten sich zudem Kernmärk­te wie Baubran­che, Anlagen­bau und Kreuz­schiff­fahrt wieder erholt, außer­dem habe der Konzern von der weltweit gestie­ge­nen Nachfra­ge nach Rohstof­fen profitiert.

«2021 war das beste Jahr der Unter­neh­mens­ge­schich­te», sagte der Fried­richs­ha­fe­ner Oberbür­ger­meis­ter und Aufsichts­rats­chef des Stiftungs­un­ter­neh­mens, Andre­as Brand. «Die finan­zi­el­le und wirtschaft­li­che Stabi­li­tät von Zeppe­lin trägt nun dazu bei, durch die anste­hen­de Krise zu kommen.» Gerst­mann geht davon aus, dass Zeppe­lin «in der Existenz nicht gefähr­det» sei. Er rechne aber damit, dass der Konzern künftig in Russland nicht mehr tätig sein werde.

Zeppe­lin rechnet zwar in vielen Ländern mit hohen Inves­ti­tio­nen in die Infra­struk­tur — und dadurch mit mehr Nachfra­ge in der Baubran­che. Die Auswir­kun­gen des Ukrai­ne-Krieges ließen sich bislang aber auch in diesem Bereich nicht abschät­zen. «Wir gehen davon aus, dass das Wachs­tum nicht in der erwar­te­ten Höhe ausfal­len wird», hieß es im Unter­neh­men, dessen Konzern­zen­tra­le in Garching bei München liegt.