OCHSENHAUSEN — Dank einer tadel­lo­sen Mannschafts­leis­tung konnten starke, sehr fokus­sier­te TTF am Montag­abend zum Abschluss des 17. TTBL-Spiel­tags — nach zuletzt einem kleinen Zwischen­tief mit zwei Heimnie­der­la­gen — wieder eine Duftmar­ke im Kampf um die Play-off-Plätze setzen. 

Drei von sechs Spielern waren spiel­fä­hig und dieses Trio wusste in Fulda vor 460 Zuschau­ern — recht viele für ein Montags­spiel — wirklich zu gefal­len. Alvaro Robles, Simon Gauzy und Can Akkuzu tüteten den 3:0‑Erfolg bei einem alles andere als schwa­chen Gegner ein, der den Ochsen­hau­sern alles abver­lang­te. Die TTF-Profis erwie­sen sich in den entschei­den­den Situa­tio­nen einen Tick fokus­sier­ter und wirkten zudem nervlich stabi­ler als der Gegner. 

Alle drei waren erst kurz zuvor vom WTT Conten­der in Amman zurück­ge­kehrt. Bei dem Turnier in Jorda­ni­ens Haupt­stadt war Alvaro Robles am weites­ten gekom­men, der sich erst im Halbfi­na­le dem Deutschen Dimit­rij Ovtcha­rov beugen musste. Zur Beloh­nung ging es in der neues­ten Weltrang­lis­te gleich zwölf Plätze nach oben. Simon Gauzy hatte Ovtcha­rov bereits in der 1. Haupt­run­de gratu­lie­ren müssen. Can Akkuzu hatte die Quali­fi­ka­ti­on nicht überstan­den. So oder so: In Fulda spiel­ten alle drei wirklich passabel. 

Play-off-Chancen gestie­gen

Durch den heuti­gen Erfolg konnten die TTF ihr Polster auf Platz fünf, also den ersten Nicht-Play-off-Platz, den gegen­wär­tig der TSV Bad Königs­ho­fen belegt, auf vier Punkte ausbau­en. Zwei Zähler Vorsprung weist der Tabel­len­drit­te Ochsen­hau­sen auf den Vierten Post SV Mühlhau­sen auf. Bei noch fünf ausste­hen­den Spiel­ta­gen und der Dauer­be­las­tung der Spieler durch extrem eng getak­te­te inter­na­tio­na­le Turnie­re und Länder­spie­le, die immer wieder zu Ausfäl­len einzel­ner Akteu­re führen, ist aller­dings in Sachen Play-offs noch gar nichts entschie­den. Im Augen­blick geht die Tendenz in der Liga dahin, dass vielfach die Teams erfolg­reich sind, die nicht so viele Spieler für inter­na­tio­na­le Einsät­ze abstel­len müssen. Die TTF-Asse müssen indes alle immer wieder auf inter­na­tio­na­ler Bühne ran, sodass sie einem immensen Kräfte­ver­schleiß ausge­setzt sind. Man wird noch einige Punkte einfah­ren müssen, um das große Ziel, unter den besten Vier ins Ziel einzu­lau­fen, zu errei­chen. Die Chancen stehen aber, gerade nach dem heuti­gen Sieg in Fulda, nicht schlecht. 

Robles, Gauzy und Akkuzu nerven­stark und mit dem länge­ren Atem 

Alvaro Robles ging zuerst in die Box und hatte den wohl dicks­ten Brocken mit dem Hongkong-Ass Wong Chun Ting vor sich. Aller­dings ist der inter­na­tio­nal sehr erfolg­rei­che Wong, in der Weltrang­lis­te auf Positi­on 30 und somit 13 Plätze vor Robles notiert, in der Bundes­li­ga noch nicht so gut angekom­men und hatte zuletzt dreimal in Folge im Entschei­dungs­satz verlo­ren. Umso mehr brann­te der Asiate darauf, den Negativ­trend zu stoppen. Ein tolles, spannen­des Spiel entwi­ckel­te sich zwischen den beiden Kontra­hen­ten, bei dem bis zum Ende nicht zu erken­nen war, wer den Tisch als Sieger verlas­sen würde. Zweimal legte Ochsen­hau­sens Spani­er nach Sätze vor, doch jedes­mal konnte Wong ausglei­chen. Auch im fünften Durch­gang ging es hin und her, doch am Ende hatte der Ochsen­hau­ser den länge­ren Atem und siegte mit 11:9, wodurch er seine Einzel­bi­lanz auf 10:3 schraub­te. Die Eröff­nung war gelungen. 

Weniger spannend verlief zumin­dest über weite Strecken das zweite Match des Abends zwischen Simon Gauzy und Trainer­sohn Fan Bo Meng. Der Franzo­se, aktuel­le Nummer 32 der Welt, war zwar etwas müde und nicht so gut auf den Beinen wie gewohnt, den vielen inter­na­tio­na­le Einsät­zen in den letzten Wochen geschul­det, glich dieses Manko aber durch sein cleve­res Spiel und sein gutes Auge sowie seine immensen techni­schen Fähig­kei­ten aus. In den ersten beiden Durch­gän­gen hatte Gauzy eindeu­tig das Sagen, im dritten Satz riss bei ihm aller­dings nach anfäng­lich erneut klarer Führung der Faden und der hochge­wach­se­ne Links­hän­der im Dress des Gastge­bers zog an ihm vorbei. Der Ochsen­hau­ser rette­te sich jedoch in die Verlän­ge­rung, die er am Ende mit 16:14 für sich entschied. 

2:0 zur Pause — das klang beruhi­gend, doch der Sieg war noch nicht in trocke­nen Tüchern. Can Akkuzu konnte aber für vollende­te Tatsa­chen sorgen, die Frage war jedoch, ob seine Kräfte nach zuletzt Unmen­gen inter­na­tio­na­ler Einsät­ze reichen würden, um gegen seinen relativ ausge­ruh­ten Lands­mann Alexand­re Cassin zu gewin­nen. Auch hier entwi­ckel­te sich ein enges, umkämpf­tes Match. Der Ochsen­hau­ser konnte den ersten Satz knapp für sich entschei­den, dann kam Cassin zuneh­mend mit seinem gefürch­te­ten Vorhand-Angriff durch und gewann die Durch­gän­ge zwei und drei jeweils mit 11:8. Doch Akkuzu biss sich in das schwie­ri­ge Spiel hinein und hatte ab der Mitte des vierte Satzes wieder Oberwas­ser. Die Treffer­quo­te Cassins nahm in dieser wichti­gen Spiel­pha­se deutlich ab und an seiner Körper­spra­che war bald zu erken­nen, dass er selbst nicht mehr an einen Sieg glaub­te. Im Entschei­dungs­satz hatte Akkuzu alles im Griff und gewann gegen einen mehr und mehr resignie­ren­den Cassin mit 11:4 zum 3:0‑Auswärtserfolg der TTF Liebherr Ochsenhausen. 

Stimmen zum Spiel 

Erleich­tert zeigte sich nach dem Spiel Alvaro Robles. „Es war ein wichti­ger Sieg für unsere Mannschaft. Es war sehr schwie­rig gegen Fulda. Alle Spiele waren recht ausge­gli­chen, nur das von Simon vielleicht nicht so, da war es nur im dritten Satz eng. Wir können auf jeden Fall sehr zufrie­den sein, dass wir gewon­nen haben. Ich denke, dass mein Sieg gegen Wong Chun Ting, gegen den ich vorher noch nie gespielt hatte, sehr wichtig für die Mannschaft war, denn wenn man hier einem Rückstand hinter­her­lau­fen muss, wird es schwer.” 

Simon Gauzy räumte ein: “Ich war heute nicht so schnell auf den Beinen, wahrschein­lich aufgrund der vielen Reisen und Turnie­re in letzter Zeit, doch mein Kopf war gut. Ich habe gegen Fan Bo Meng clever und fokus­siert gespielt. Ich hatte vorher schon zweimal gegen ihn gespielt und beide Male 3:0 gewon­nen. Ich war froh, dass ich ihn auch diesmal mit 3:0 schla­gen konnte. Über vier oder sogar fünf Sätze hätte ich heute nicht gehen wollen. Das war ein sehr wichti­ger Sieg für unser Team, weil wir in die Play-offs wollen und unsere Chancen heute wieder ein Stück größer gewor­den sind. Ich bin optimis­tisch, dass wir unser Ziel dieses Jahr erreichen.” 

Can Akkuzu, der gegen seinen Lands­mann Alexand­re Cassin den Deckel drauf machte und den Sieg seines Teams in trocke­ne Tücher packte: “Alexand­re und ich haben schon oft gegen­ein­an­der gespielt, mal so, mal so. Das letzte Mal hatte ich aber verlo­ren. Umso mehr habe ich mich heute über meinen Sieg gefreut, der nicht selbst­ver­ständ­lich war, da ich mich etwas müde von den Strapa­zen der letzten Wochen gefühlt habe und mich nicht so gut bewegt habe. Ich wusste aber, dass man gegen ihn immer dranblei­ben muss, auch wenn er sehr gut trifft. Wenn er dann eine schwä­che­re Phase hat, muss man versu­chen, vorbei­zu­zie­hen. Das ist mir heute ganz gut gelun­gen, weil ich bis zum letzten Ball sehr fokus­siert war. Ich freue mich auch, dass ich mit meinem Erfolg den wichti­gen Sieg der Mannschaft perfekt machen konnte.” 

Das Spiel im Überblick
Wong Chun Ting – Alvaro Robles 2:3 (10:12, 11:8, 7:11, 11:8, 9:11)
Fan Bo Meng – Simon Gauzy 0:3 (8:11, 5:11, 14:16)
Alexand­re Cassin – Can Akkuzu 2:3 (9:11, 11:8, 11:8, 6:11, 4:11)