RAVENSBURG — Für ihr jahrzehn­te­lan­ges Engage­ment für Menschen­rech­te und ihren unermüd­li­chen Einsatz für geflüch­te­te Menschen hat Bundes­prä­si­dent Frank-Walter Stein­mei­er Barba­ra Missa­lek das Verdienst­kreuz am Bande der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land verlie­hen. Am Montag, 22. April überreich­te ihr Baden-Württem­bergs Sozial­mi­nis­ter Manne Lucha (MdL) im histo­ri­schen Rathaus der Stadt Ravens­burg die Urkun­de dieser beson­de­ren Auszeichnung. 

Oberbür­ger­meis­ter Dr. Daniel Rapp, der Barba­ra Missa­lek vor neun Jahren die Ehren­me­dail­le der Stadt Ravens­burg für ihr Engage­ment verlie­hen hat, spann­te einen Bogen zum Freiheits­be­griff des Philo­so­phen Immanu­el Kant und wandte sich an Barba­ra Missa­lek: “Sie haben Ihre Freiheit maßgeb­lich dazu genutzt, Menschen zu helfen, deren Menschen­rech­te verletzt worden sind”. Er begrüß­te Freun­de, Wegbe­glei­ter, Mitstrei­ter und Geflüch­te­te, die mit “einem Herz voller Dank” gekom­men seien.

Minis­ter Lucha, der diese außer­or­dent­li­che Auszeich­nung für Barba­ra Missa­lek angeregt hatte, überbrach­te ihr in seiner Lauda­tio herzli­che Grüße des Minis­ter­prä­si­den­ten Winfried Kretsch­mann. Lucha bezeich­ne­te Barba­ra Missa­lek als “großes Vorbild” und “streit­ba­re Demokra­tin, als Fels in der Brandung in einer disrup­ti­ven Zeit”. Sie gehöre zu jenen, die Haltung bewei­sen und ihre Stimme erheben, wo andere wegschau­en. “Deine Würdi­gung ist ein Festtag der Demokra­tie”, sagte der Minis­ter, der die Geehr­te seit vielen Jahrzehn­ten persön­lich kennt. Das Verdienst­kreuz sei eine hohe Auszeich­nung für Missal­eks Lebens­werk. Missa­lek gehöre zu jenen Menschen, die einen “Kompass der Mensch­lich­keit” hätten. Dem Verdienst von Menschen wie Barba­ra Missa­lek sei es zu verdan­ken, dass in Deutsch­land eine Willkom­mens­kul­tur entstan­den sei.

Lucha hob hervor, dass Barba­ra Missa­lek bereits in der elften Klasse einen Aufsatz über Menschen­rech­te geschrie­ben habe und dabei den Vorschlag machte, dass es eine inter­na­tio­na­le Organi­sa­ti­on für Menschen­rech­te benöti­ge. Als sie später von Amnes­ty Inter­na­tio­nal hörte, sei ihr klar gewesen, dass sie selbst aktiv werden wollte. 

1974 war Barba­ra Missa­lek Gründung­mit­glied der Ortsgrup­pe 1448 in Ravens­burg. Rund 30 Mitstrei­ter trafen sich damals regel­mä­ßig in der “Muke”. Trotz vieler Wider­stän­de, Beschimp­fun­gen und Belei­di­gun­gen ließ sich Barba­ra Missa­lek nicht davon abhal­ten, sich für Menschen­rech­te und verfolg­te Menschen einzu­set­zen. Die in Berg leben­de, ausge­bil­de­te Chemisch­tech­ni­sche Labor­as­sis­ten­tin war nicht nur seit gut einem halben Jahrhun­dert als Gruppen­spre­che­rin und Leite­rin von Amnes­ty Inter­na­tio­nal tätig, sie hat auch viele Veran­stal­tun­gen organi­siert. Bücher­floh­märk­te, Info- und Jubilä­ums­ver­an­stal­tun­gen mit bekann­ten Künst­lern wie Wolfram Fommlet, Jutta Klawuhn oder Tango Five gehören ebenso dazu wie Lesun­gen oder Infostän­de am Tag der Menschenrechte. 

Mit einer “großar­ti­gen und hartnä­cki­gen Öffent­lich­keits­ar­beit” habe sie es hervor­ra­gend verstan­den, die Öffent­lich­keit für ihr Thema zu sensi­bi­li­sie­ren, blick­te Lucha auf ihr Wirken zurück. Asylbe­wer­ber hat Barba­ra Missa­lek persön­lich betreut, Kontak­te zu Anwäl­ten herge­stellt, Petitio­nen fomuliert und Geflüch­te­te zu Gerichts­ver­hand­lun­gen beglei­tet. Seit 1985 setzt sich Missa­lek für Flücht­lin­ge und Asylbe­wer­ber im Arbeits­kreis Asyl Ravens­burg Weingar­ten ein. “Viele, die du beglei­tet hast, sind jetzt Bürge­rin­nen und Bürger dieses Gemein­we­sens”, lobte Lucha das vielfäl­ti­ge Engage­ment und den jahrzehn­te­lan­gen selbst­lo­sen Einsatz der Geehrten. 

Wegbe­glei­ter und Freun­de, darun­ter auch viele Geflüch­te­te, brach­ten ihren Dank zum Ausdruck – mit Trommel­muik und Rosen, die sie Barba­ra Missa­lek einzeln überreich­ten. Das Bläser­trio der Musik­schu­le umrahm­te die Feier musikalisch.