AUGSBURG/FREIBURG (dpa) — In Städten gilt immer noch die übliche Richt­ge­schwin­dig­keit von 50 Kilome­tern pro Stunde. Das halten viele Bürger und Kommu­nal­po­li­ti­ker für zu schnell. Doch in Berlin bewegt sich nicht viel. Deswe­gen will eine Tempo-30-Initia­ti­ve jetzt Gas gaben.

Die von Augsburg, Ulm und Freiburg mitge­grün­de­te Initia­ti­ve für mehr Tempo 30 in den Innen­städ­ten findet mehr Unter­stüt­zer. Im Schnitt trete pro Werktag eine Kommu­ne dem Projekt bei, berich­te­te ein Mitar­bei­ter der Initia­ti­ve in Leipzig. Die Initia­ti­ve «Lebens­wer­te Städte» wurde von den drei süddeut­schen Großstäd­ten sowie Aachen, Hanno­ver, Leipzig und Münster ins Leben gerufen. Mittler­wei­le haben sich mehr als 350 weite­re Städte, Gemein­den und Landkrei­se angeschlos­sen. In diesem Jahr wollen sie auch die Bürge­rin­nen und Bürger für das Anlie­gen gewinnen.

Im Dezem­ber waren beispiels­wei­se unter anderem in Baden-Württem­berg die Gemein­de Westhau­sen, in Bayern die Markt­ge­mein­de Türkheim, in Hessen die Kreis­stadt Homburg (Efze) und in Nordrhein-Westfa­len die Stadt Menden dazuge­kom­men. Die Initia­ti­ve reprä­sen­tiert inzwi­schen eine breite Schicht von großen Städten wie Biele­feld, Nürnberg, Stutt­gart oder Karls­ru­he neben wesent­lich kleine­ren Kommu­nen wie Leonberg oder Simbach am Inn. Auch partei­po­li­tisch deckt die Initia­ti­ve nahezu das gesam­te Spektrum ab, viele Rathaus­chefs der betei­lig­ten Städte kommen von den Unionsparteien.

Die Kommu­nen verlan­gen, dass sie selbst darüber frei entschei­den können, welche Geschwin­dig­kei­ten in den Orten erlaubt sind. Derzeit sehe die Straßen­ver­kehrs­ord­nung vor, dass 30 km/h nur bei konkre­ten Gefähr­dun­gen oder vor sozia­len Einrich­tun­gen wie beispiels­wei­se Kitas und Schulen angeord­net werden könnten. Diese Geschwin­dig­keit soll nach Ansicht der Initia­ti­ve künftig die Regel sein, wobei örtlich dann auch höhere oder niedri­ge­re Beschrän­kun­gen möglich sein sollen.

Nach Angaben der Initia­ti­ve sei derzeit im Bundes­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um in Berlin «kaum Bereit­schaft erkenn­bar, sich ernst­haft mit unserem Anlie­gen ausein­an­der­zu­set­zen». Deshalb sei geplant, im Jahr 2023 neben der Arbeit auf politi­scher Ebene verstärkt in die Öffent­lich­keit zu gehen. Ein Schwer­punkt sei dabei die Europäi­sche Mobili­täts­wo­che im Septem­ber 2023. Es sollten möglichst viele Städte und Gemein­den dazu animiert werden, in dieser Woche Versu­che mit Tempo 30 zu machen. Am 2. Febru­ar soll dazu eine Online-Konfe­renz statt­fin­den, um diese Aktio­nen vorzubereiten.

Zuletzt hatte auch das Umwelt­bun­des­amt empfoh­len, «deutsch­land­weit Tempo 30 als inner­ört­li­che Regel­ge­schwin­dig­keit einzu­füh­ren». Eine Studie habe ergeben, dass dies «enorme Lärment­las­tun­gen» der Bevöl­ke­rung zur Folge hätte. Auch manche Luftschad­stof­fe wie Stick­oxi­de und Feinstaub würden dadurch in den Orten leicht zurückgehen.