MÜHLENBACH (dpa/lsw) — Mit Blumen­tep­pi­chen und Prozes­sio­nen feiern Katho­li­ken im Südwes­ten Fronleich­nam. Jahr für Jahr. Eigent­lich. Aber in den vergan­ge­nen Jahren mussten die tradi­tio­nel­len Züge durch die Straßen der Pande­mie weichen — und auch dieses Jahr läuft nicht alles nach Plan.

Jahr für Jahr ziehen die tradi­tio­nel­len schwim­men­den oder sehr großen Blumen­tep­pi­che Tausen­de von Menschen am Fronleich­nams­tag an. Nach zwei Jahren Corona-Zwangs­pau­se hatten vor allem die kleinen Gemein­den gehofft, wieder mit Prozes­sio­nen durch die Orte ziehen zu können. Aber auch in diesem Jahr müssen Orte wie Mühlen­bach und Hüfin­gen kürzer treten, während Sipplin­gen am Boden­see den größten Festtag im Ort am Donners­tag wieder feiern kann, wie es das einst gewohnt gewesen ist.

«Das Fronleich­nams­fest wird in diesem Jahr wieder in alther­ge­brach­ter Weise gefei­ert», teilte die Gemein­de mit. Zur Prozes­si­on legen die Sipplin­ger einen der längs­ten Blumen­tep­pi­che weit und breit aus. Am Fronleich­nams­tag soll sich die Haupt­stra­ße des Ortes ab den Morgen­stun­den in ein Blüten­meer mit einem 600 Meter langen Blumen­tep­pich auf dem Asphalt verwan­deln. Auch die Sipplin­ger Bürger­mi­liz ist mit dabei, Spiel­manns­zug, Kapel­le und Mannschaft haben am Donners­tag ihren großen Auftritt, es wird histo­ri­sche Unifor­men, Musik und Salut­schüs­se geben.

In Hüfin­gen (Schwarz­wald-Baar-Kreis) musste das Pfarr­amt hinge­gen vor einer Woche auf die Bremse treten. «Aufgrund der fortge­schrit­te­nen Vegeta­ti­on ist es dieses Jahr leider nicht möglich, den großen durch­ge­hen­den Blumen­tep­pich zu legen», teilte es mit. Ganz verzich­tet wird aller­dings nicht auf die Tradi­ti­on: Wenigs­tens die vier Altar­bil­der sollen gelegt werden. Es ist nicht das erste Mal, dass den Hüfin­gern die Natur dazwi­schen­kommt: Schon im Jahr 2019 waren die benötig­ten Wiesen­blu­men, die die Kommu­ne bereits vor vielen Jahren auf Brach­flä­chen und an Straßen­rän­dern gesät hatte, schon vor dem Feier­tag verblüht.

Auch in Mühlen­bach wird es — wie schon in den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 — keinen großen Blumen­tep­pich durch das ganze Dorf geben. Es sei nur eine norma­le Prozes­si­on mit vier Statio­nen vorge­se­hen, sagte eine Mitar­bei­te­rin des Pfarr­bü­ros. Es gebe keine ausrei­chen­de Zahl an helfen­den Händen, um den landes­weit bekann­ten Blumen­tep­pich zu kleben und zu legen. Viele Anwoh­ner entlang des Weges seien fortge­zo­gen, andere im Urlaub, zu jung oder auch zu alt, um sich noch auf den Boden knien und arbei­ten zu können. Es werde disku­tiert, ob man die Organi­sa­ti­on für den Blumen­tep­pich im kommen­den Jahr abgeben könne, hieß es.

In einer Prozes­si­on ziehen die Menschen in Weingar­ten (Kreis Ravens­burg) in diesem Jahr wieder durch die Straßen. «Endlich ist es wieder möglich: Das gemein­sa­me Fronleich­nams­fest aller drei katho­li­schen Kirchen­ge­mein­den in Weingar­ten», freut sich die Katho­li­sche Kirchen­ge­mein­de St. Martin vorab. Anwoh­ner sollten ihre Häuser schmü­cken und Kinder Blumen streuen.

In beson­de­rem Ambien­te feiern jedes Jahr Katho­li­ken der Seelsor­ge­ein­heit Bottwar­tal. Ihre Prozes­si­on führt auch in diesem Jahr durch den Park der Burg Schau­beck (Kreis Ludwigs­burg). Nach Angaben von Pius Angst­en­ber­ger, dem Leiten­den Pfarrer der Seelsor­ge­ein­heit Bottwar­tal, sind auch zwei Blumen­tep­pi­che geplant.

Mehrspra­chig feiern die Gläubi­gen am Donners­tag­vor­mit­tag in Mannheim: Vor der St. Sebas­ti­ans-Kirche wird die Tradi­ti­on des Blumen­tep­pichs aufge­grif­fen, die Monstranz wird über den zentra­len Markt­platz getra­gen und jede Pfarrei der Seelsor­ge­ein­heit Mannheim Johan­nes XXIII. und der mutter­sprach­li­chen katho­li­schen Missi­ons­ge­mein­den verliest je eine Fürbit­te in der Landessprache.

Im Mittel­punkt des katho­li­schen Hochfes­tes Fronleich­nam am zweiten Donners­tag nach Pfings­ten steht die Eucha­ris­tie — die Umwand­lung von Brot und Wein in Leib und Blut Chris­ti. Der vor etwa 750 Jahren entstan­de­ne Name bedeu­tet «Leib des Herrn». Das Fronleich­nams­fest geht auf eine Vision der Nonne Julia­ne von Lüttich im Jahr 1209 zurück. Papst Urban IV. machte es 1264 zum allge­mei­nen Kirchen­fest. In vielen Pfarr­ge­mein­den wird seit dem 13. Jahrhun­dert bis heute bei Fronleich­nams­pro­zes­sio­nen die geweih­te Hostie als Leib Chris­ti durch die Straßen getragen.