TETTNANG — Das Krankenhaus in Tettnang wird am Donnerstag einen Warnstreik erleben. Aufgerufen hat dazu die Gewerkschaft Verdi.
Die Arbeitgeberseite, der Medizin Campus Bodensee (MCB), lehnt es allerdings ab, eine zuvor mit Verdi verhandelte Notdienstvereinbarung zu unterschreiben. Margita Geiger, Geschäftsführerin des Klinikverbundes, sagte dem Wochenblatt, die Vertragsdauer und einige Inhalte der Vereinbarung seien nicht akzeptabel gewesen, es sei auch durchaus nicht unüblich, solche Notdienstvereinbarungen nicht zu unterzeichnen. Verdi-Sekretär Benjamin Andelfinger ist darüber verwundert: “Wir haben die Notdienstvereinbarung mit der Personalleiterin Susan Würzner ausgehandelt, sie wollte nur noch ein Detail klären. Nachdem wir dann aber tagelang hingehalten wurden, haben wir eine Notfallbesetzung direkt mit den Beschäftigten vereinbart.”
Nur planbare Eingriffe werden verschoben
Der Warnstreik wird also trotzdem stattfinden, in Tettnang sind die Abteilungen Anästhesie, OP und Physiotherapie betroffen. Es werden nur planbare Eingriffe verschoben werden müssen, dank des Notfallplans sei die Funktionsfähigkeit des Krankenhauses gewährleistet, so Andelfinger gegenüber Wochenblatt-online. Der Medizin Campus Bodensee hat keinen Haustarifvertrag wie beispielsweise die Oberschwabenklinik, aktuell gilt der Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst. “Und trotz der extremen Bedingungen in 2020 halten wir uns daran und erkennen alle Rechte der Arbeitnehmer an, die daraus entstehen,” so die Geschäftsführerin des MCB.
Große Kundgebung um 10 Uhr
Auch andere Angestellte des öffentlichen Dienstes werden an der zweiten Welle des Warnstreiks teilnehmen: Neben Angestellten des MCB sind das solche der Verwaltung, der Bauhöfe, des Ordnungsamtes, der Kindergärten und des Sozial- und Erziehungsdienstes in öffentlicher Trägerschaft der Kommunen Weingarten, Friedrichshafen, Tettnang und Wangen. Treffpunkt der Streikenden ist um 9 Uhr an der Bushaltestelle des Klinikums Tettnang, von dort wird sich der Demonstrationszug in Richtung Innenstadt bewegen, wo es um 10 Uhr auf dem Rathausplatz eine zentrale Kundgebung geben wird. Teilnehmen kann jeder Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst, auch nicht gewerkschaftlich organisierte, so Andelfinger.
Klatschen allein reicht nicht
Verdi fordert 4,8 Prozent mehr Gehalt, jedoch mindestens 150 Euro monatlich. “Mit der zweiten Streikwelle wollen wir Druck auf die Arbeitgeberseite aufbauen, die bis zum 15. Oktober ein Angebot abgeben will”, sagte Jutta Aumüller, stellvertretende Verdi-Geschäftsführerin, gegenüber Wochenblatt-online, “Klatschen allein reicht nicht”. Möglicherweise werden am morgigen Donnerstag nicht nur die Tettnanger Klinik bestreikt, sondern auch einige Mülleimer nicht geleert und ein paar Strafzettel weniger ausgestellt.