Die Zustim­mungs­bö­gen zur Corona-Impfung bekom­men Angehö­ri­ge von Heimbe­woh­nern gerade ins Haus geschickt. Doch vor der Unter­schrift sollten sie sich mit den Ängsten der Senio­ren auseinandersetzen.

Der Tag der Corona-Impfung steht bevor, doch das Pflege­per­so­nal in den Senio­ren­hei­men hat nicht immer die Kapazi­tät für lange Aufklä­rungs-Gesprä­che mit den Heimbe­woh­nern. Umso wichti­ger ist es dann, dass Angehö­ri­ge in die Rolle des Beraters schlüpfen.

Doch wie können sie ihnen Ängste vor dem Impfstoff und seinen Neben­wir­kun­gen nehmen? «Zunächst sollten Angehö­ri­ge sich selbst gut über den Impfstoff und dessen Neben­wir­kun­gen infor­mie­ren», rät Prof. Johan­nes Pantel, Leiter der Alters­me­di­zin an der Frank­fur­ter Goethe-Univer­si­tät. Die Begleit­schrei­ben zu den Einwil­li­gungs­bö­gen böten dafür eine gute Grundlage.

Neben­wir­kun­gen nicht verschweigen

Pantel würde im Gespräch mit den Angehö­ri­gen dann auch poten­zi­el­le Neben­wir­kun­gen nicht verschwei­gen. «Es könnte die Eltern oder Großel­tern beruhi­gen, zu hören, dass schwer­wie­gen­de Neben­wir­kun­gen wie ein aller­gi­scher Schock doch sehr selten, aber eine leich­te Abgeschla­gen­heit oder etwas Kopfweh durch­aus möglich sind», erklärt der Gerontologe.

Wie in einem Rausch des Moments sei das Corona-Impfereig­nis gerade emotio­nal hoch aufge­la­den. Daher sollte man versu­chen, den Akt der Impfung gegen­über dem Angehö­ri­gen abzudämp­fen. «Du Papa, die Impfung ist nicht viel anders als eine Grippe­schutz­imp­fung, wie du sie jedes Jahr bekommst», wäre eine beruhi­gen­de Einstimmung.

Wertschät­zung statt autori­tä­rer Worte

Hat der Angehö­ri­ge Zweifel oder lehnt die Impfung ab, sollte man autori­tä­re Anmer­kun­gen unter­las­sen. Statt «Wie kannst du nur so unein­sich­tig sein!» oder «Stell dich nicht so an! Die anderen lassen sich doch auch alle impfen», sollte man sich besser wertschät­zend äußern und eigene Sorgen in den Vorder­grund stellen. «Du bist uns wichtig. Wir lieben dich und wollen, dass du lange lebst», klinge schon ganz anders.

Und was kann man tun, wenn man Angst hat, dass seine Eltern bei der Impfung verges­sen wurden? «Einfach den Impfpass zeigen lassen. Dort wird die Impfung sofort einge­tra­gen», erklärt Pantel. Und wenn das Heim, noch keinen Impfter­min nennen kann, sei perma­nen­tes Nachfra­gen sicher keine Lösung. «Ständig auf der Matte zu stehen, würde nichts beschleu­ni­gen», sagt Johan­nes Pantel. Die Reihen­fol­ge lege ohnehin nicht das Pflege­heim fest, sondern die Gesundheitsbehörden.