BERLIN (dpa) — In den USA gibt es schon eine Notfall­zu­las­sung — nun soll ein neues Medika­ment gegen schwe­re Covid-Verläu­fe auch in Deutsch­land zum Einsatz kommen.

Die Bundes­re­gie­rung kauft eine Milli­on Packun­gen des Medika­ments Paxlo­vid der US-Firma Pfizer gegen schwe­re Covid-Verläufe.

Das sagt Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Mit ersten Liefe­run­gen werde noch im Januar gerech­net. «Das Medika­ment ist extrem vielver­spre­chend, weil es in der frühen Gabe den schwe­ren Verlauf von Covid deutlich abschwä­chen kann. Ich rechne damit, dass wir damit zahlrei­che schwe­re Verläu­fe auf den Inten­siv­sta­tio­nen verhin­dern können.»

«Krank­heit, die ihren Schre­cken verlie­ren wird»

Zuneh­mend bekom­me man so die Perspek­ti­ve, eine weite­re thera­peu­ti­sche Option zu ermög­li­chen, sagte der SPD-Politi­ker weiter. «Langsam wird Covid durch eine Kombi­na­ti­on von immer wirksa­me­ren Impfstof­fen und Behand­lungs­mög­lich­kei­ten zu einer Krank­heit, die ihren Schre­cken verlie­ren wird.» Es werde mit allen Arznei­mit­tel­her­stel­lern zusam­men­ge­ar­bei­tet, die entspre­chen­de Medika­men­te entwi­ckel­ten. «Mir ist es lieber, dass wir mit schnel­lem Impfen und wirksa­men Arznei­mit­teln diesen Kampf führen, als dass wir die Schulen schlie­ßen müssen.»

Die US-Arznei­mit­tel­be­hör­de FDA hatte kurz vor Weihnach­ten eine Notfall­zu­las­sung für das Medika­ment ausge­spro­chen. Es ist laut FDA das erste Covid-Mittel in den USA, das in Tablet­ten­form einge­nom­men werden kann. Lauter­bach kündig­te ebenfalls eine Notfall­zu­las­sung an: «Damit Paxlo­vid sofort bei Liefe­rung einge­setzt werden kann, habe ich zusam­men mit dem Bundes­in­sti­tut für Arznei­mit­tel und Medizin­pro­duk­te das Verfah­ren für die Notfall­zu­las­sung in Deutsch­land einge­lei­tet», sagte er.

Über fünf Tage zwei Mal täglich jeweils drei Tabletten

Patien­ten nehmen nach Angaben des Herstel­lers über fünf Tage zwei Mal täglich jeweils drei Tablet­ten ein. Alle Tablet­ten sind in einer Packung, die einem Behand­lungs­zy­klus entspricht. Bundes­re­gie­rung und Herstel­ler sprechen daher nicht von einer Milli­on georder­ter Packun­gen, sondern von einer Milli­on «Behand­lungs­ein­hei­ten» oder «Behand­lungs­zy­klen». Paxlo­vid besteht unter anderem aus dem Wirkstoff Nirmat­rel­vir, der ein Sars-CoV-2-Prote­in hemmt. Damit soll die Vermeh­rung des Virus gestoppt werden.

Behan­delt werden sollen mit dem Medika­ment positiv getes­te­te Corona-Patien­ten ab zwölf Jahren mit milden bis mittle­ren Sympto­men und einem großen Risiko für eine Verschlim­me­rung der Erkran­kung, hatte die FDA geschrie­ben. Die EU-Arznei­mit­tel­be­hör­de Ema hatte sich vor kurzem zu dem Medika­ment geäußert und mitge­teilt, mit Paxlo­vid könnten erwach­se­ne Patien­ten behan­delt werden, die keinen zusätz­li­chen Sauer­stoff benöti­gen und die ein erhöh­tes Risiko für einen schwe­ren Verlauf haben. Offizi­ell zugelas­sen ist das Medika­ment in der EU noch nicht, die Prüfung läuft aber.

Corona-Pille verhin­dert schwe­re Krankheitsverläufe

Nach Angaben von Pfizer von Anfang Novem­ber verhin­dern die Corona-Pillen sehr erfolg­reich schwe­re Krank­heits­ver­läu­fe bei Hochri­si­ko­pa­ti­en­ten. Eine Zwischen­ana­ly­se von Testergeb­nis­sen ergab Pfizer zufol­ge, dass das Medika­ment das Risiko von Kranken­haus­ein­wei­sun­gen und Todes­fäl­len bei Covid-19-Patien­ten um 89 Prozent senke. Zu den mögli­chen Neben­wir­kun­gen gehören eine Beein­träch­ti­gung des Geschmacks­sinns, Durch­fall, Bluthoch­druck und Muskelschmerzen.

Zu den mögli­chen Neben­wir­kun­gen gehören eine Beein­träch­ti­gung des Geschmacks­sinns, Durch­fall, Bluthoch­druck und Muskel­schmer­zen. Die Ema hatte außer­dem mitge­teilt, dass Paxlo­vid nicht von Patien­ten mit schwe­ren Nieren- oder Leber­funk­ti­ons­stö­run­gen einge­nom­men werden dürfe und wegen Wechsel­wir­kun­gen auch nicht in Kombi­na­ti­on mit bestimm­ten anderen Arznei­mit­teln. Nicht empfoh­len wird das Medika­ment für Schwangere.

Medika­men­te wie Paxlo­vid gelten unter Exper­ten als eine Säule der Corona­vi­rus-Bekämp­fung. Sie sind aber im Vergleich zu vorbeu­gen­den Impfun­gen deutlich teurer und in der Anwen­dung oft kompli­zier­ter. Vor der Zulas­sung sind sie bei weniger Menschen getes­tet worden als die Impfstof­fe — die zudem seit Monaten weltweit milli­ar­den­fach verab­reicht und paral­lel weiter überwacht werden. Auch die FDA hatte erklärt, dass das Medika­ment für die breite Bevöl­ke­rung kein Ersatz für eine Impfung sei.