BERLIN (dpa) — Was kann gegen den Fachkräf­te­man­gel in Deutsch­land getan werden? Arbeits­agen­tur-Chefin Nahles kriti­siert «viele Hürden» für Zuwan­de­rer. Das eigent­li­che Problem sei jedoch die hohe Zahl der Auswanderer.

Arbeits­agen­tur-Chefin Andrea Nahles hat eine neue Willkom­mens­kul­tur gefor­dert, um mehr Fachkräf­te aus dem Ausland zu gewin­nen und sie auch in Deutsch­land zu halten. «Der Spirit Einwan­de­rungs­land ist in Deutsch­land noch nicht da», sagte sie dem Nachrich­ten­por­tal t‑online (Montag).

«Es kommen ja nicht Fachkräf­te zu uns, sondern Menschen. Und deshalb brauchen wir auch die Bereit­schaft, sie eben nicht nur als Fachkräf­te zu sehen, sondern als Menschen willkom­men zu heißen. Sonst wird es nicht gelingen.»

Viele Menschen wandern aus

Nahles sieht das eigent­li­che Problem vor allem bei der hohen Zahl an Auswan­de­rern. Allein im vergan­ge­nen Jahr seien rund 1,1 Millio­nen Menschen nach Deutsch­land gekom­men. «Eigent­lich eine tolle Zahl. Da könnten wir richtig stolz drauf sein», so Nahles. «Dummer­wei­se sind gleich­zei­tig 750.000 Leute wieder ausge­wan­dert.» Laut Nahles beklag­ten sie, dass sie unter­halb ihrer Quali­fi­ka­ti­on arbei­te­ten, weil ihre Berufs­ab­schlüs­se nicht anerkannt würden. «Außer­dem hätten sie gern ihre Familie bei sich, die darf aber nicht kommen.»

Wenn Deutsch­land die Zahl der Auswan­de­rer reduzie­ren würden, könnte laut Nahles ein Teil des Fachkräf­te­pro­blems gelöst werden. Sie kriti­sier­te die «vielen Hürden» für Zuwan­de­rer. «Es beginnt schon damit, dass die Menschen in ihrem Heimat­land Deutsch lernen müssen. Es gibt aber nicht überall Deutsch­leh­rer. Und dann müssen Inter­es­sen­ten den Kurs selbst bezah­len, das können sich manche schlicht nicht leisten.» Deutsch­land konkur­rie­re dabei mit englisch­spra­chi­gen Ländern. Englisch sei eine Sprache, die viele in der Schule lernten. «Und schließ­lich dauert es oft Monate, bis man einen Termin beim Konsu­lat für ein Visum bekommt.»