BAD SCHUSSENRIED — Im vergan­ge­nen Monat jagte ein Tief das andere. In den ersten drei Wochen brach­ten sie vorwie­gend mäßig kalte Polar­luft mit viel Schnee, dann aber milde Atlan­tik­luft und Regen mit massi­vem Tauwet­ter, rasch anschwel­len­den Fluss­pe­geln und Überschwemmungen.

Schon zum Monats­be­ginn zeigte der Winter mit Schnee- und Graupel­schau­ern, Frost und Eis seine Krallen, doch so richtig durch­ge­star­tet ist er erst am 14. (Donners­tag). Anhal­ten­de und kräfti­ge Schnee­fäl­le sorgten für erheb­li­che Verkehrs­be­hin­de­run­gen. Auch in den Tagen danach schnei­te es immer wieder, sodass die Stati­ons­be­trei­ber der Wetter­war­te Süd ganz beacht­li­che Schnee­hö­hen vermeldeten. 

Von der Alb und aus dem Allgäu 60 bis 80 Zenti­me­ter, von den Höhen der Adelegg mehr als einen Meter und aus Oberschwa­ben sowie aus den Tälern von Donau und Iller zwischen 20 und 50 Zenti­me­ter. Aber auch in den norma­ler­wei­se von Schnee­mas­sen verschon­ten Regio­nen am westli­chen Boden­see von Fried­richs­ha­fen über Überlin­gen bis Konstanz fielen um die dreißig Zenti­me­ter, was hier zu chaoti­schen Verkehrs­ver­hält­nis­sen führte.

Des einen Leid, des anderen Freud. Das Winter­mär­chen war für viele Menschen — gerade in Corona­zei­ten — Natur­ge­nuss pur, sei es beim Spazier­gang durch die tiefver­schnei­te Landschaft, bei einer Rodel­par­tie, beim Schnee­schuh­wan­dern oder beim Skilang­lauf. Nur zwei Wochen später gab es erneut Straßen­sper­run­gen und Behin­de­run­gen im Zugver­kehr, dieses Mal aller­dings durch Wasser­mas­sen mit Überflu­tun­gen. So schnell wie die weiße Pracht kam, so rasch schmolz sie wieder dahin. Tauwet­ter im Sause­schritt und ergie­bi­ge Regen­fäl­le ließen die Bäche und Flüsse rasant anstei­gen. Während sich die Pegel­stän­de überwie­gend im zwei- bis fünfjähr­li­chen Hochwas­ser­ni­veau beweg­ten, wurde am Unter­lauf der Schus­sen der höchs­te Wasser­stand seit 20 Jahren, örtlich sogar seit 50 Jahren verzeichnet.

An allen 250 Messsta­tio­nen der Wetter­war­te Süd wurden auffal­lend hohe Nieder­schlags­men­gen regis­triert, ganz beson­ders natür­lich in den Staula­gen des Allgäus. Den mit Abstand höchs­ten Wert melde­te Alfons Ohlin­ger von der Berger­hö­he bei Wangen: 226,3 Liter/m². Flächen­de­ckend fiel mehr als doppelt so viel wie im Januar­durch­schnitt der letzten dreißig Jahre. An der Wetter­zen­tra­le in Bad Schus­sen­ried wurde mit 104,7 Liter/m der fünft­höchs­te Dezem­ber­wert seit Messbe­ginn im Jahre 1968 verbucht. Angesichts der in den tiefe­ren Boden­schich­ten immer noch vorhan­de­nen Trocken­heit ist diese Winter­feuch­te für die Natur ein wahrer Segen und ganz sicher auch für die Land‑, Forst- und Wasserwirtschaft.

Bei der von Tiefdruck­ge­bie­ten gepräg­ten Witte­rung wundert es nicht, dass nirgend­wo das Sonnen­schein­soll erreicht wurde und dies obwohl ledig­lich an vier Tagen (Mittel­wert: 9 Tage) Nebel den Blick zum Himmel verstellte.

Was die Tempe­ra­tu­ren anbelangt sollte man sich aber von den teils enormen Schnee­men­gen nicht blenden lassen, denn richtig kalt war dieser Januar nicht. Im Gegen­teil. Vieler­orts lagen die Monats­mit­tel­tem­pe­ra­tu­ren sogar etwas über dem langjäh­ri­gen Durchschnitt.