Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, Verei­ne, Gemein­den, Firmen und die Politik — nach dem verhee­ren­den Erdbe­ben im Gebiet der türkisch-syrischen Grenze ist die Anteil­nah­me und Hilfs­be­reit­schaft in Baden-Württem­berg groß. Einen Tag nach dem Unglück werden bei unzäh­li­gen Aktio­nen Hilfs­gü­ter gesam­melt. Auch wurden viele Spenden­kon­ten eingerichtet.

Mit Decken, Wasser und Babynah­rung belade­ne Lastwa­gen der Stutt­gar­ter Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on «Stelp» waren schon am Diens­tag­mit­tag in der Türkei. Dessen Gründer Serkan Eren hatte sich, nachdem er von den Erdbe­ben hörte, so schnell es ging mit Bargeld in ein Flugzeug in Richtung Türkei gesetzt und vor Ort Hilfs­gü­ter gekauft. Man wolle schnell und unbüro­kra­tisch helfen, hieß es. «Die ersten Stunden sind die wichtigs­ten«, sagte Eren.

Auch die Caritas spende­te gleich am Montag rund 250.000 Euro an ihre Partner. Weite­re Gelder sollen folgen. Hilfs­lie­fe­run­gen und Suchtrupps würden von den Partnern koordi­niert. «Der Bedarf an Hilfs­gü­tern wie Nahrungs­mit­tel, Wasser oder an Decken und Zelten für die provi­so­ri­sche Unter­brin­gung wird gewal­tig sein», sagte ein Sprecher der Organi­sa­ti­on mit Sitz in Freiburg.

Zur Erinne­rung an die Opfer des Erdbe­bens will die DITIB-Zentral­mo­schee in Stutt­gart diese Woche in ihren Abend­ge­be­ten an die Menschen denken. In der Nähe der Moschee gab es am Diens­tag auch eine Sammel­ak­ti­on von Materi­al­spen­den. Über die sozia­len Medien wurde im ganzen Land zu unzäh­li­gen Sammel­ak­tio­nen aufge­ru­fen. Zum Teil sind es Verei­ne, zum Teil auch priva­te Initia­ti­ven. Haupt­säch­lich wird nach warmer Kleidung und Decken gesucht. Auch über Spenden­kon­ten kann den Menschen in den Krisen­re­gio­nen gehol­fen werden.

Ein solches hat auch die Stadt Aalen einge­rich­tet. Mit dem Konto und einer gleich­zei­tig laufen­den Sammel­ak­ti­on wolle man der stark vom Erdbe­ben betrof­fe­nen Partner­stadt Antak­ya in der Türkei helfen. Noch am Diens­tag­abend soll der erste Lastwa­gen beladen werden und in Richtung Antak­ya losfah­ren, heißt es aus dem Rathaus. Auch weite­re Städte planen die Krisen­re­gi­on zu unter­stüt­zen. So gibt es unter anderem Projek­te in Schwä­bisch Gmünd und Mannheim.

Mit einer Milli­on Euro unter­stützt auch Merce­des-Benz die Menschen in der Türkei und Syrien. «Über viele Kolle­gin­nen und Kolle­gen ist Merce­des-Benz seit Jahrzehn­ten eng mit der Region verbun­den», sagte ein Sprecher des Unter­neh­mens am Diens­tag. Die Spende an das Deutsche Rote Kreuz soll die humani­tä­re Sofort­hil­fe vor Ort stärken.

«Die Menschen brauchen auch langfris­tig Hilfe», erklär­te Gökay Sofog­lu, Vorsit­zen­der des Vereins «Türki­sche Gemein­de in Baden-Württem­berg» nach dem Unglück. Man denke darüber nach, wie auch schon beim Erdbe­ben 2019 in Istan­bul ein Paten­schafts­pro­gramm auf den Weg zu bringen.

Landtags­prä­si­den­tin Muhte­rem Aras (Grüne) sprach sich dafür aus, Menschen aus der türki­schen Erdbe­ben­re­gi­on einen vorüber­ge­hen­den Aufent­halt in Deutsch­land zu ermög­li­chen. «Ich rege eine dreimo­na­ti­ge Aufent­halts­er­laub­nis für Betrof­fe­ne an», sagte sie der «Stutt­gar­ter Zeitung» und den «Stutt­gar­ter Nachrich­ten» (Mittwoch). «Voraus­set­zung muss sein, dass hier leben­de Angehö­ri­ge eine Verpflich­tungs­er­klä­rung abgeben, für alle entste­hen­den Kosten aufzukommen.»