Die Masken­pflicht in Bussen und Bahnen soll in Baden-Württem­berg wie in mehre­ren anderen Ländern auch abgeschafft werden. Nach Plänen von Gesund­heits­mi­nis­ter Manne Lucha (Grüne) wird sie vom 31. Januar an aufge­ho­ben, wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch auf Nachfra­ge erfuhr. Damit entfällt eine der letzten großen Einschrän­kun­gen aus Zeiten der Corona-Pande­mie. Der Vorschlag soll noch regie­rungs­in­tern abgestimmt werden, gilt aber als unumstrit­ten. Die derzei­ti­ge Corona-Verord­nung ist noch bis zum 30. Januar gültig.

«Das ist ein konse­quen­ter Schritt unseres stufen­wei­sen Vorge­hens in der Pande­mie­be­wäl­ti­gung», sagte Lucha der dpa. «Nachdem wir Ende des vergan­ge­nen Jahres bereits die Isola­ti­ons­pflicht für Infizier­te abgeschafft haben, gehen wir nun den nächs­ten Schritt.»

Nach Einschät­zung des Landes­ge­sund­heits­amts lasse die Infek­ti­ons­la­ge eine Aufhe­bung der Masken­pflicht im ÖPNV aller Voraus­sicht nach Ende Januar zu. «Selbst­ver­ständ­lich spricht nichts gegen ein freiwil­li­ges Tragen der Maske. Beson­ders vulnerable Menschen können sich so vor der Anste­ckung mit Viren schüt­zen.» Eine allge­mei­ne Verpflich­tung zum Maske-Tragen im Nahver­kehr sehe man dann aber nach derzei­ti­ger Einschät­zung der Infek­ti­ons­la­ge nicht mehr.

Lisa Feder­le Es kann und muss jeder die Verant­wor­tung selbst übernehmen

Ähnlich sieht das die Tübin­ger Ärztin und Pande­mie­be­auf­trag­te Lisa Feder­le. Sie rechnet auch nach dem nahen­den Aus für die Pflicht zum Tragen mit Masken in Bussen und Bahnen. «Es wird durch­aus Leute geben, die sie unter­wegs und je nach Situa­ti­on tragen werden», sagte Feder­le auf Anfra­ge. Da es nach wie vor viele Infek­tio­nen mit dem Corona­vi­rus gebe, sei ein Mund-Nasen-Schutz auch weiter zu empfeh­len. «Es kann und muss jeder die Verant­wor­tung selbst überneh­men», sagte die Medizi­ne­rin. «Denn wir werden lernen müssen, mit dem Virus zu leben.»

Masken­pflicht im Nahver­kehr ist Ländersache

Über die Masken­pflicht im Nahver­kehr können die Bundes­län­der selbst bestim­men — was bleibt ist ein Flicken­tep­pich. Denn immer mehr Länder kippen diese nun, nicht aber alle und nicht gleich­zei­tig. Bayern, Sachsen-Anhalt und Schles­wig-Holstein haben die Pflicht zur Maske bereits abgeschafft. Berlin, Branden­burg, Thürin­gen, Mecklen­burg-Vorpom­mern und Sachsen wollen sie bis spätes­tens Anfang des kommen­den Monats aufhe­ben. Damit wird nun auch in nicht von der Union geführ­ten Bundes­län­dern die Pflicht zum Tragen einer Maske in Bus und Bahn aufgehoben.

Flicken­tep­pich

Hier bereits ohne, dort noch mit Maske: Diese regio­na­len Unter­schie­de kriti­siert der Verband Deutscher Verkehrs­un­ter­neh­men (VDV) scharf. «Für die Branche heißt das zunächst einmal, dass der Flicken­tep­pich von Regelun­gen größer wird — und die Fahrgäs­te nicht mehr nachvoll­zie­hen können, warum die Lage in dem einen Land anders bewer­tet wird als in dem anderen, warum die Masken­pflicht im Flugzeug, beim Einkau­fen oder im Kino schon lange nicht mehr gilt», sagte VDV-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Oliver Wolff dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land (RND). Sei das Risiko dort so groß, wo viele Menschen zusam­men­kä­men, dann müsse auch überall die Masken­pflicht gelten oder diese eben abgeschafft werden.

Zustim­mung erhält Lucha von den politi­schen Partei­en, gewürzt mit Kritik auch von der Opposi­ti­on. «Wir Freie Demokra­ten glauben an die Eigen­ver­ant­wor­tung eines jeden Einzel­nen», sagte der FDP-Frakti­ons­vor­sit­zen­de Hans-Ulrich Rülke. «Der ÖPNV braucht daher keine Sonder­rol­le mit staat­li­cher Vorschrift.» Die Erkennt­nis komme bei Gesund­heits­mi­nis­ter Lucha recht spät, sagte Rülke. Ähnlich sieht es der neue AfD-Frakti­ons­chef Anton Baron, nach dessen Ansicht die Ankün­di­gung Luchas zu spät kommt. Manuel Hagel, Frakti­ons­chef des Grünen-Koali­ti­ons­part­ners CDU, hält Zeit und Schritt für überfäl­lig. «In Anbetracht der seit Wochen stabi­len Corona-Infek­ti­ons­la­ge gibt es für diese Maßnah­me keine Notwen­dig­keit mehr», sagte er.

Der Karls­ru­her Verkehrs­ver­bund, dessen Tarif­ge­biet sich über Mittel­ba­den, die Südpfalz und Teile des Elsass erstreckt, äußert sich dagegen zurück­hal­tend: «Es ist eine Entschei­dung der Politik und die setzen wir als Verkehrs­ver­bund um», sagte eine Sprecherin.

Für die Masken­pflicht im Fernver­kehr ist der Bund zuständig

Nach gelten­dem Infek­ti­ons­schutz­ge­setz sind hier noch bis 7. April FFP2-Masken vorge­schrie­ben. Die Bundes­re­gie­rung könnte dies aber per einfa­cher Verord­nung ändern. Unter anderem die FDP drängt auf ein vorzei­ti­ges Ende der Pflicht im Fernver­kehr. Auch Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) hält ein vorzei­ti­ges Ende der Masken­pflicht im Fernver­kehr und in Gesund­heits­ein­rich­tun­gen für möglich.

Der Fahrgast­ver­band Pro Bahn hat sich der Forde­rung der Libera­len angeschlos­sen. «Sie können es keinem Menschen erklä­ren, warum Sie im weißen ICE eine Maske brauchen und im roten Regio­nal­zug nicht mehr», sagte der Ehren­vor­sit­zen­de des Verbands, Karl-Peter Naumann, der Deutschen Presse-Agentur. Und auch die Deutsche Bahn spricht sich für ein baldi­ges Ende der Masken­pflicht im Fernver­kehr «schon in den kommen­den Wochen» aus. «Ein Flicken­tep­pich mit unter­schied­lichs­ten Regelun­gen ist Fahrgäs­ten und Mitar­bei­ten­den immer schwe­rer zu vermit­teln», teilte der Konzern am Mittwoch auf Anfra­ge mit.