BERLIN/FULDA (dpa) — Nächs­tes Tarif­tref­fen bei der Bahn in Fulda: Drei Tage lang wollen der Konzern und die Gewerk­schaft EVG in Hessen verhan­deln. Fahrgäs­te dürfen hoffen — zuletzt sende­ten beide Seiten Signa­le der Annäherung.

Im Tarif­kon­flikt der Deutschen Bahn geht es an diesem Diens­tag in Fulda in die nächs­te Verhand­lungs­run­de. Drei Tage lang bis einschließ­lich Donners­tag wollen der Konzern und die Eisen­bahn- und Verkehrs­ge­werk­schaft (EVG) dort über höhere Tarife für rund 180.000 Konzern­be­schäf­tig­te sprechen.

Sollten sie weiter­hin keine Lösung finden, drohen erneu­te Warnstreiks oder gar eine Urabstim­mung der EVG über unbefris­te­te Streiks.

Gesprä­che zu konkre­ten Forderungen

Zuletzt war Bewegung in den über Monate festge­fah­re­nen Tarif­streit gekom­men: Beide Seiten räumten unter Vermitt­lung des Arbeits­ge­richts Frank­furt den Knack­punkt Mindest­lohn aus dem Weg. Rund 2000 Beschäf­tig­te hatten den gesetz­li­chen Mindest­lohn bislang nur über Zulagen erhal­ten. Die Bahn hat zugestimmt, diesen rückwir­kend zum März als Sockel in die Tarif­ta­bel­len aufzu­neh­men. So können sich künfti­ge Tarif­er­geb­nis­se auf diese höhere Basis bezie­hen. Nach dem Vergleich sagte die EVG einen geplan­ten 50-stündi­gen Warnstreik vergan­ge­ne Woche kurzfris­tig ab.

In Fulda soll es nun in die Verhand­lun­gen über die konkre­ten Tarif­for­de­run­gen gehen. Die Gewerk­schaft will mindes­tens 650 Euro mehr oder zwölf Prozent für die oberen Einkom­men, außer­dem eine Laufzeit von zwölf Monaten.

Die Bahn hat bislang eine steuer- und abgaben­freie Infla­ti­ons­aus­gleichs­prä­mie sowie eine stufen­wei­se Tarif­er­hö­hung von insge­samt zehn Prozent für die unteren und mittle­ren Einkom­men sowie acht Prozent für die höheren angebo­ten. Bei einer Laufzeit von 27 Monaten würde die erste Stufe davon aber erst im nächs­ten Jahr kommen. Die EVG fordert eine Tabel­len­er­hö­hung aber noch 2023.

Warnstreiks in anderen Betrie­ben möglich

Die Gewerk­schaft verhan­delt außer mit der Bahn mit Dutzen­den weite­ren Eisen­bahn-Unter­neh­men über die gleichen Forde­run­gen. Schon zwei Mal hat sie mit bundes­wei­ten Warnstreiks den Bahnver­kehr in Deutsch­land weitge­hend zum Erlie­gen gebracht. Ein Abschluss beim bundes­ei­ge­nen Konzern dürfte die Richtung auch für die Verhand­lun­gen bei den anderen Betrie­ben vorge­ben. Warnstreiks wären dort weiter möglich, solan­ge nicht überall ein Kompro­miss erreicht ist. Sie hätten aller­dings deutlich gerin­ge­re Auswir­kun­gen als bei der Deutschen Bahn.

Die EVG ist die größe­re von zwei Gewerk­schaf­ten beim bundes­ei­ge­nen Konzern. Die Tarif­ver­hand­lun­gen zwischen Bahn und der Gewerk­schaft Deutscher Lokomo­tiv­füh­rer (GDL) unter ihrem Chef Claus Weselsky sind erst für den Herbst angesetzt. Schon Anfang Juni will die GDL aber ihre Forde­run­gen festlegen.