STUTTGART (dpa/lsw) — Bundes­weit stehen Hunder­te Züge still. Und auch in Baden-Württem­berg müssen sich Pendler wegen des Streiks kurzfris­tig überle­gen, wie sie am besten zur Arbeit kommen.

Der bundes­wei­te Streik der Gewerk­schaft Deutscher Lokomo­tiv­füh­rer (GDL) bei der Deutschen Bahn hat auch im Südwes­ten für zahlrei­che Zugaus­fäl­le und Verspä­tun­gen gesorgt. Der Streik habe begon­nen, sagten Sprecher der Bahn und der GDL am Mittwoch­mor­gen. «Der Ersatz­fahr­plan ist stabil angelau­fen», hieß es bei der Bahn.

Im Fernver­kehr sind laut Bahn nur rund 25 Prozent der Züge unter­wegs. Im Regio­nal­ver­kehr gebe es erheb­li­che Unter­schie­de, sagte der Bahnspre­cher. Nach Angaben des Verkehrs- und Tarif­ver­bunds Stutt­gart (VVS) sollen die S‑Bahnen auf den wichti­gen Linien in der Landes­haupt­stadt möglichst im Stunden­takt fahren. «Es zeich­net sich ab, dass das auch funktio­niert», sagte er am Morgen. Viele Kunden infor­mier­ten sich vorab zum Beispiel online über Verspä­tun­gen und Ausfäl­le und suchten sich Alternativen.

Am Diens­tag hatte die Gewerk­schaft angekün­digt, den Fern- und Regio­nal­ver­kehr ab Mittwoch, 2.00 Uhr, für 48 Stunden bundes­weit zu bestrei­ken. Schon seit Diens­tag­abend bestreikt die GDL den Güterverkehr.

Die Bahn bat Fahrgäs­te, nicht zwingend notwen­di­ge Reisen zu verschie­ben. Wegen des Corona­vi­rus rief sie auch zu Rücksicht­nah­me in den Zügen auf. Der Ausstand trifft die Fahrgäs­te mitten in der reise­star­ken Urlaubs­zeit: In 11 der 16 Bundes­län­der sind Schul­fe­ri­en. Betrof­fen sind auch grenz­über­schrei­ten­de Verbin­dun­gen und der Nachtreiseverkehr.

Nicht bestreikt werden Konkur­ren­ten der Deutschen Bahn. Aller­dings sind auch bei ihnen Einschrän­kun­gen in Folge der Streiks möglich. Wie viele Züge nicht fahren werden, war zunächst unklar. Nach Angaben der Südwest-GDL vom Diens­tag wird die Ausfall­quo­te in Baden-Württem­berg aber recht hoch sein.

Nach dem Streik-Start zeigt sich die GDL zufrie­den mit der Zahl der Betei­lig­ten. «Der Streik ist sauber angelau­fen», sagte Jens-Peter Lück, der stell­ver­tre­ten­de Vorsit­zen­de des GDL-Bezirks Süd-West, der dpa. «Es gibt kaum GDL-Mitglie­der, die trotz des Streiks unter­wegs sind.»

Die GDL-Mitglie­der strei­ken für höhere Gehäl­ter und besse­re Arbeits­be­din­gun­gen. Dahin­ter schwelt in der Beleg­schaft auch ein Streit zwischen GDL und der größe­ren Eisen­bahn- und Verkehrs­ge­werk­schaft EVG darum, wer letzt­lich die Tarif­ver­trä­ge mit dem Unter­neh­men maßgeb­lich aushan­delt. Anders als die größe­re Eisen­bahn- und Verkehrs­ge­werk­schaft (EVG) will die GDL in diesem Jahr keine Nullrun­de bei den Gehäl­tern akzep­tie­ren. Sie verlangt deshalb unter anderem eine Corona-Prämie von 600 Euro und 3,2 Prozent mehr Geld in zwei Stufen.

Wegen Milli­ar­den­ver­lus­ten in der Pande­mie will die Bahn hinge­gen die Erhöhung auf späte­re Stufen­zeit­punk­te vertei­len, bei einer Vertrags­lauf­zeit von 40 Monaten. Hinzu kämen Leistun­gen zur Alters­vor­sor­ge und der Ausschluss betriebs­be­ding­ter Kündigungen.

Es ist der erste Streik bei der Bahn seit Dezem­ber 2018, als die EVG ihre Mitglie­der zum Arbeits­kampf aufrief. Die GDL legte zuletzt vor sechs Jahren die Arbeit nieder.