MONTREUX (dpa) — Karl-Heinz Rumme­nig­ge wird in das UEFA-Exeku­tiv­ko­mi­tee berufen. Der Bayern-Chef steht somit in der emotio­nal aufge­la­de­nen Debat­te um die Super League klar an der Seite von UEFA-Chef Ceferin. Der deutsche Fußball hat plötz­lich wieder ein Trio in inter­na­tio­na­len Ämtern.

Bayern-Vorstands­chef Karl-Heinz Rumme­nig­ge ist in der großen Super-League-Krise wieder in das Exeku­tiv­ko­mi­tee der Europäi­schen Fußball-Union eingezogen.

Der 65-Jähri­ge wurde beim UEFA-Kongress in Montreux als Vertre­ter der Europäi­schen Club-Verei­ni­gung ECA per Akkla­ma­ti­on in das wichti­ge Gremi­um aufge­nom­men. Seine Amtszeit läuft bis 2024, er folgt damit auf Andrea Agnel­li. Der Chef von Juven­tus Turin hatte den Posten wegen der Verwer­fun­gen der von ihm maßgeb­lich voran­ge­trie­be­nen Pläne um eine exklu­si­ve Super League geräumt.

Rumme­nig­ge hatte dem Exeku­tiv­ko­mi­tee bereits von 2016 bis 2017 angehört, sich dann aber zuguns­ten Agnel­lis zurück­ge­zo­gen. Nun gilt er auch als Vertrau­ens­mann für UEFA-Präsi­dent Aleksan­der Ceferin in der hefti­gen Ausein­an­der­set­zung mit den zwölf Super-League-Clubs. Rumme­nig­ge sei ein «fantas­ti­scher Ehren­vor­sit­zen­der der European Club Associa­ti­on», sagte Ceferin in seiner Eröffnungsrede.

Der FC Bayern hatte sich klar von den Ablösungs­ten­den­zen der anderen europäi­schen Spitzen­clubs aus England, Spani­en und Itali­en distan­ziert. Auf Rumme­nig­ge, der zum Jahres­en­de beim FC Bayern ausschei­det, warten nun wichti­ge Aufga­ben, mögli­cher­wei­se auch als Vermitt­ler der Inter­es­sen, im europäi­schen Club-Fußball. «Wichtig ist, dass wir den Dialog wieder aufneh­men. Meine Hoffnung ist, dass wir noch eine Lösung finden, denn die Super League schadet dem ganzen europäi­schen Fußball. Das müssen wir verhin­dern», sagte Rumme­nig­ge der italie­ni­schen Zeitung «Corrie­re della Sera».

Der deutsche Fußball sitzt nun wieder mit zwei Vertre­tern in der UEFA-Exeku­ti­ve. DFB-Vizeprä­si­dent Rainer Koch wurde für vier weite­re Jahre bestä­tigt. Der 62-Jähri­ge war einer von neun Kandi­da­ten für acht vakan­te Plätze und erhielt bei der Wahl 47 Stimmen. Der Jurist und Vertre­ter der Amateur­fuß­bal­ler im DFB hatte im März 2020 in der UEFA-Exeku­ti­ve den Posten von Reinhard Grindel übernom­men. Dieser war knapp ein Jahr zuvor von seinen inter­na­tio­na­len Ämtern und vom Posten als DFB-Chef zurückgetreten.

Auch im Council des Weltver­ban­des FIFA ist wieder ein DFB-Funktio­när vertre­ten. Vizeprä­si­dent Peter Peters wurde in das Gremi­um gewählt. Der frühe­re Finanz­chef von Schal­ke 04 war einer von vier Kandi­da­ten für vier vakan­te Plätze für UEFA-Gesand­te im Council. Seit dem Grindel-Rücktritt im April 2019 war kein deutscher Funktio­när im FIFA-Rat. Die UEFA hatte den Posten zunächst mit dem franzö­si­schen Verbands­chef Noël Le Graët besetzt.

Der UEFA-Kongress war geprägt von der Debat­te um die Super League. Ceferin erneu­er­te seine harsche Kritik in einer mehr als 15 Minuten währen­den Schluss­pas­sa­ge seiner Eröff­nungs­re­de beim UEFA-Kongress. Dabei pranger­te der Slowe­ne die Haltung der Spitzen­clubs an. Für manche seien «Fans nur noch Konsu­men­ten» und «Dividen­de wichti­ger als Leiden­schaft», sagte der 53-Jähri­ge. «Wenn der Schluss­pfiff ertönt schau­en sie nicht auf die Tabel­le, sondern auf die Einschalt­quo­ten und Aktien­prei­se», kriti­sier­te Ceferin.

Gleich­zei­tig öffne­te Ceferin eine Hinter­tür. Ausdrück­lich sprach der UEFA-Chef die Eigen­tü­mer der sechs betei­lig­ten engli­schen Clubs an. «Sie haben einen großen Fehler gemacht», sagte Ceferin. Unter­stüt­zung bekam er von FIFA-Präsi­dent Gianni Infan­ti­no. «Wenn einige wählen, ihren eigenen Weg zu gehen, müssen sie mit den Konse­quen­zen leben», deute­te der Schwei­zer Sanktio­nen für die abtrün­ni­gen Clubs an.