MÜNCHEN (dpa) — Mit einem 8:0 gegen Schal­ke eröff­nen die Bayern die Saison, mit einem Schüt­zen­fest gegen Gladbach zelebrie­ren sie den Titel­ge­winn. Die neunte Meister­schaft am Stück steht aber schon vor dem Anpfiff fest.

Nach dem Schluss­pfiff zogen sich die Bayern-Profis rote T‑Shirts mit einer großen Neun auf der Vorder­sei­te über.

Trainer Hansi Flick ging zu jedem einzel­nen Spieler und gratu­lier­te. Im Mittel­kreis tanzen und sangen Weltfuß­bal­ler Robert Lewan­dow­ski & Co. «Campeo­nes, Campeo­nes, olé olé olé».

Die 31. Meister­schaft hatten sie zuvor schon als TV-Zuschau­er in der Kabine gefei­ert, die Titel-Zugabe zelebrier­ten sie mit einer Torga­la auf dem Rasen der Allianz Arena. «Es ist immer ein beson­de­res Gefühl», sagte Kapitän Manuel Neuer.

Beim locker-flocki­gen 6:0 (4:0) gegen eine Spalier stehen­de Gladba­cher Borus­sia demons­trier­ten die Titel­samm­ler des schei­den­den Trainers Hansi Flick eindrucks­voll, wer die beste Mannschaft in Deutsch­land ist. «Die Burschen sind unglaub­lich», sagte der Bayern-Vorstands­vor­sit­zen­de Karl-Heinz Rumme­nig­ge im TV-Sender Sky und beschei­nig­te dem Team «einen unglaub­li­chen Charak­ter und einen unglaub­li­chen Sieges­wil­len». Mit zehn Punkten Vorsprung die Meister­schaft einge­tü­tet zu haben, sei «à la bonheur».

Lewan­dow­ski kam als Mann des Spiels mit seinen Saison­tref­fern 37, 38 und 39 dem fast 50 Jahre alte 40-Tore-Rekord von Gerd Müller ganz nahe. An den noch ausste­hen­den zwei Spiel­ta­gen ist dem 32 Jahre alte Polen nicht nur zuzutrau­en, die Bestmar­ke des frühe­ren Bayern-«Bombers» zu egali­sie­ren, sondern sie zu überbieten.

Nachdem die 2:3‑Niederlage von Verfol­ger RB Leipzig in Dortmund eine gute Stunde vor dem Anpfiff in München die neunte Meister­schaft am Stück auch rechne­risch perfekt gemacht hatte, gab es bei Lewan­dow­ski und Kolle­gen nicht etwa einen Spannungs­ab­fall, sondern es folgte die pure Lust am Fußball, Toreschie­ßen und Gewinnen.

Die überra­gen­de Offen­si­ve um Lewan­dow­ski (2./34. Minute), Thomas Müller (23.) und Kings­ley Coman (44.) konnte sich schon bis zur Pause nach Herzens­lust austo­ben. Lewan­dow­ski legte per Foulelf­me­ter nochmal nach (66.) — und der einge­wech­sel­te Leroy Sané setzte den Schluss­punkt (86.).

Bitter verlief der große Bayern-Abend für Tanguy Nianz­ou. Der junge Franzo­se sah nach seiner Einwech­se­lung nach Video­be­weis wegen einer Notbrem­se gegen Gladbachs Breel Embolo die Rote Karte (75.).

Die Gladba­cher standen auf dem Platz Spalier. Sie konnten nicht nachwei­sen, dass sie noch um einen Europa­po­kal­platz kämpfen. Dabei ist nur noch die Teilnah­me an der neuen Europa Confe­rence League ein reali­sier­ba­res Ziel für das Team von Trainer Marco Rose.

Die Bayern waren gerade mit ihren zwei roten Mannschafts­bus­sen an der Arena angekom­men, als sie das Dortmun­der 3:2‑Siegtor gegen Leipzig in den Katakom­ben miter­leb­ten. «Natür­lich hat sich jeder ein bisschen gefreut», berich­te­te Flick bei Sky. Der 56-Jähri­ge beschließt seine auf eigenen Wunsch am Saison­ende vorzei­tig enden­de Bayern-Ära mit dem insge­samt siebten Titel. Es sei für ihn «ein Genuss» gewesen, mit dieser Mannschaft arbei­ten zu dürfen, äußer­te Flick, dessen Zukunft beim DFB gesehen wird — als Nachfol­ger von Bundes­trai­ner Joachim Löw.

Der designier­te Vorstands­vor­sit­zen­de Oliver Kahn sprach von einer «unglaub­li­chen Leistung» der Münch­ner Mannschaft. Auf den zehnten Meister­ti­tel nachein­an­der «sind wir schon wieder heiß», sagte der frühe­re Natio­nal­tor­wart bei Sky. Ein Sätti­gungs­ge­fühl gebe es nicht. «Es ist immer wieder toll, man gewöhnt sich auch nicht dran.» Flick habe «einen riesen­gro­ßen Anteil» am erneu­ten Erfolg. Es sei diesem «wieder gelun­gen, dieses Ensem­ble an Topstars zusammenzuschweißen».

Für den 30. Meister­ti­tel zu Bundes­li­ga-Zeiten dürfen die Bayern künftig mit einem 5. Meister­stern auf den Trikots auflaufen.

Gladbach-Coach Rose hatte den Münch­nern schon vor Spiel­be­ginn im TV-Inter­view gratu­liert. Er nannte sie einen «würdi­gen Champi­on» und «die beste Mannschaft in Deutsch­land». Dazu rühmte der künfti­ge Dortmun­der Coach die «Menta­li­tät» der Bayern-Profis. Wie zum Beweis trumpf­ten Lewan­dow­ski und seine Kolle­gen dann gegen sein Team auf. Mit einem 8:0 gegen Schal­ke hatten die Bayern die Saison eröff­net, mit dem Schüt­zen­fest gegen Gladbach vollende­ten sie die Titel­jagd. Für Angrei­fer Müller und den am Saison­ende den Verein verlas­sen­den Öster­rei­cher David Alaba ist es der zehnte Meister­ti­tel, sie sind damit die Bundes­li­ga-Rekord­meis­ter unter den Spielern. 

Von Klaus Bergmann, dpa