BERLIN (dpa) ‑Bayern identi­fi­ziert Geflüch­te­te aus der Ukrai­ne mit erken­nungs­dienst­li­chen Maßnah­men. Die Bundes­in­nen­mi­nis­te­rin hält nicht viel davon. Doch es gibt Sorgen vor Schleusern.

Bayern hat die anderen Bundes­län­der aufge­for­dert, seinem Beispiel zu folgen und Kriegs­flücht­lin­ge aus der Ukrai­ne mit erken­nungs­dienst­li­chen Maßnah­men eindeu­tig zu identifizieren.

In Bayern würden die Perso­na­li­en mit den Fahndungs­da­ten­ban­ken abgegli­chen, erklär­te Landes­in­nen­mi­nis­ter Joachim Herrmann (CSU), der derzeit der Innen­mi­nis­ter­kon­fe­renz vorsteht, den Zeitun­gen der Funke-Medien­grup­pe. «Ich erwar­te auch von den anderen Bundes­län­dern hier ein struk­tu­rier­tes und koordi­nier­tes Vorgehen.»

«Eine Sicher­heits­lü­cke können wir uns hier nicht leisten», sagte er. Zwar müsse den Flücht­lin­gen unbüro­kra­tisch gehol­fen werden, aber: «Wir müssen wissen, wer zu uns kommt und vermei­den, dass Schleu­ser, Menschen­händ­ler, die organi­sier­te Krimi­na­li­tät oder andere Straf­tä­ter die Situa­ti­on für ihre Zwecke ausnutzen.»

Faeser lehnt Forde­rung ab

Bundes­in­nen­mi­nis­te­rin Nancy Faeser (SPD) lehnte die von der Union gefor­der­te Regis­trie­rung der Flücht­lin­ge erneut ab. «Wir reden vor allem von Kindern und Frauen», die tagelang auf der Flucht gewesen seien, sagte sie dem Berli­ner «Tages­spie­gel». Ukrai­ner reisen ohne Visum ein und müssen sich daher nicht sofort bei den Behör­den anmel­den; sie werden aber regis­triert, falls sie in eine Erstauf­nah­me­ein­rich­tung kommen oder staat­li­che Hilfe brauchen.

«Und Dritt­staats­an­ge­hö­ri­ge werden natür­lich regis­triert», sagte Faeser und bezif­fer­te deren Zahl auf fünf Prozent. «Die Bundes­po­li­zei geht in die Züge, wenn sie über die Grenze kommen, und kontrol­liert alle Pässe. Wer keinen Pass hat oder aus einem Dritt­staat kommt, wird erfasst und regis­triert.» Sie räumte aber ein, dass dies beim Busver­kehr schwie­ri­ger sei. Da es keine flächen­de­cken­den Grenz­kon­trol­len gibt, dürfte dies auch für den Autover­kehr gelten.

Die «Welt» hatte am Freitag über eine inter­ne Meldung des Bundes­nach­rich­ten­diensts berich­tet, die vor profes­sio­nel­len Schleu­ser-Struk­tu­ren warnen soll, die die Flucht­be­we­gung aus der Ukrai­ne ausnut­zen würden.

Faeser äußer­te sich skeptisch zur Einrich­tung von Schutz­zo­nen an den Bahnhö­fen für ankom­men­de Flücht­lin­ge. Die Gewerk­schaft der Polizei (GdP) hatte ihre Forde­rung danach damit begrün­det, dass Männer Frauen eine Privat­un­ter­kunft anbie­ten könnten, um sie zur Prosti­tu­ti­on zu zwingen. «Wenn sich Helfe­rin­nen und Helfer um die Menschen bei der Ankunft kümmern, ist es etwas anderes, als wenn nur Polizis­tin­nen und Polizis­ten da sind», sagte Faeser.