Wegen Corona darf man ganz vieles nicht. Soll man da in der Fasten­zeit noch zusätz­lich verzich­ten? Die Bereit­schaft dazu sei 2021 gerin­ger, meint ein Experte.

TRIER (dpa) — In der Corona-Pande­mie schrän­ken sich die Menschen immer wieder ein und verzich­ten auf Liebge­won­ne­nes: Von daher könne man in der jetzt begon­ne­nen Fasten­zeit mit weniger Bereit­schaft zum Fasten rechnen, sagt der Trierer Profes­sor für Sozio­lo­gie, Micha­el Jäckel, der dpa.

«Dieses lange Fasten­pro­gramm seit Beginn der Corona-Pande­mie wird als schon sehr dominant erlebt. Da will man sich keine weite­ren Prüfstei­ne auferlegen.»

Der Exper­te für Konsum­for­schung bezieht sich vorwie­gend auf die weltli­che Varian­te des Fastens, die in den vergan­ge­nen Jahren im Trend lag. Zum Beispiel: «Autofas­ten hat sich ohnehin schon einge­stellt, weil derzeit viel weniger Auto gefah­ren wird», sagt der Präsi­dent der Uni Trier. Auf Alkohol verzich­ten — das könne man sich privat weiter vorneh­men, aber nicht für Kneipen­be­su­che, da die Gastro­no­mie geschlos­sen ist. Auch das Einkau­fen sei ja limitiert.

«Außer­dem machen wir alle ja gerade auch schon Begeg­nungs­fas­ten», sagte Jäckel. Oder Mobili­täts­fas­ten. «Die Menschen haben gerade mit all diesen Einschrän­kun­gen schon genug zu tun.» Hinzu komme die Last, dass das Ende des «verord­ne­ten Fasten­mo­dus und Verzichts­mo­dus» nicht erkenn­bar sei. Die regulä­re Fasten­zeit im Anschluss an Fastnacht oder Karne­val seit Ascher­mitt­woch endet an Ostern. «Manche sagen auch, es gab ja gar keinen Karne­val, wieso sollen wir dann fasten?»

Zudem stehe den Menschen zurzeit eigent­lich der Sinn nach Gestal­tung. Sie wollen Impul­se geben. Noch mehr fasten werde als «noch mehr Einschrän­kung» erlebt. Jäckel ging davon aus, dass die Menschen nach der Corona-Pande­mie Dinge, auf die sie lange verzich­ten mussten — ähnlich wie nach dem Fasten — ganz anders wahrneh­men würden. «Ich glaube schon, dass die Freude an den kleinen Dingen dann wieder bewuss­ter erlebt und auch mehr wertge­schätzt wird.»