«Wider­stand» skandie­ren die Menschen, die am Samstag in Berlin gegen die Corona-Politik protes­tie­ren. Die meisten sind ohne Masken gekom­men, viele ignorie­ren den Mindest­ab­stand. Die Polizei reagiert.

Die Polizei ließ einen geplan­ten Demons­tra­ti­ons­zug durchs Stadt­zen­trum am Mittag aber nicht starten, weil die Mindest­ab­stän­de zum Infek­ti­ons­schutz nicht einge­hal­ten wurden und die Demons­tran­ten überwie­gend auch keine Alltagmas­ken trugen. Nach länge­rer Warte­zeit und Verhand­lun­gen mit den Veran­stal­tern erklär­te die Polizei, sie werde die Versamm­lung auslö­sen. Es bleibe «leider keine andere Möglich­keit», schrieb die Polizei auf Twitter. «Alle bishe­ri­gen Maßnah­men haben nicht zu einem Einhal­ten der Aufla­gen geführt.» Die Polizei war mit rund 3000 Beamten im Einsatz.

Aufge­ru­fen zum Protest hatte die Stutt­gar­ter Initia­ti­ve Querden­ken 711. Zu einer Kundge­bung am Nachmit­tag nahe dem Branden­bur­ger Tor erwar­te­ten die Veran­stal­ter rund 22.000 Teilnehmer.

Auf Trans­pa­ren­ten wurde der Rücktritt der Bundes­re­gie­rung gefor­dert sowie ein Ende der Schutz­auf­la­gen und Alltags­be­schrän­kun­gen wegen der Corona-Pande­mie. Auf Plaka­ten stand «Stoppt den Corona-Wahnsinn» und «Corona-Dikta­tur beenden». Immer wieder skandier­te die Menge «Wider­stand» und «Wir sind das Volk». Einige Demons­tran­ten trugen Fotos von Kanzle­rin Angela Merkel (CDU), Vizekanz­ler Olaf Scholz (SPD) sowie Wirtschafts­mi­nis­ter Peter Altmai­er (CDU) und dem bayeri­schen Regie­rungs­chef Markus Söder (CSU) — alle in Häftlings­klei­dung und mit dem Zusatz «schul­dig».

Auch AfD-Politi­ker und andere rechte Gruppen hatten zur Teilnah­me aufge­ru­fen. Am Branden­bur­ger Tor und anderen Orten waren auch Flaggen mit Reichs­ad­ler, T‑Shirts in Fraktur­schrift und andere Symbo­le von Rechts­extre­mis­ten zu sehen.

Insge­samt versam­mel­te sich auf der Fried­rich­stra­ße, wo die Demo starten sollte, aber eine sehr breite Mischung von Bürgern, darun­ter Junge und Alte sowie auch Famili­en mit Kindern. Viele setzten sich während der länge­ren Warte­zeit. Demons­tran­ten beschwer­ten sich, dass sie keinen Abstand einhal­ten könnten, weil die Polizei alles abgesperrt habe. Tatsäch­lich ließ die Polizei nieman­den mehr rein, damit es nicht voller wurde.

Vor dem Branden­bur­ger Tor hatten bereits am Vormit­tag Demons­tran­ten «Tor auf» gerufen und «Wir sind das Volk» skandiert. Eine riesi­ge Deutsch­land­flag­ge war auf dem Boden vor dem Tor ausgelegt.

Eigent­lich wollten die Berli­ner Behör­den die Versamm­lun­gen verbie­ten, sie unter­la­gen jedoch vor Gerich­ten. Die Entschei­dung des Oberver­wal­tungs­ge­richts Berlin gegen die Verbots­ver­fü­gung der Polizei wurde in der Nacht zum Samstag bekannt.

Als Grund für die Verbots­ver­fü­gung hatte die Polizei angeführt, dass durch die Ansamm­lung Zehntau­sen­der Menschen — oft ohne Maske und Abstand — ein zu hohes Gesund­heits­ri­si­ko für die Bevöl­ke­rung entste­he. Das habe bereits die Demons­tra­ti­on gegen die Corona-Politik am 1. August in Berlin gezeigt, bei der die meisten Demons­tran­ten bewusst Hygie­ne­re­geln ignoriert hätten.