TÜBINGEN (dpa/lsw) — Im Tarif­kon­flikt um eine besse­re Bezah­lung von Pflegern und Verwal­tungs­mit­ar­bei­tern an Unikli­ni­ken im Südwes­ten erhöht die Gewerk­schaft den Druck durch Warnstreiks. Die Klini­ken zeigen sich verär­gert. Patien­ten müssen mit Einschrän­kun­gen rechnen.

An vier Unikli­ni­ken im Südwes­ten haben Beschäf­tig­te am Montag mit einem viertä­gi­gen Warnstreik begon­nen. Die Gewerk­schaft Verdi möchte damit unmit­tel­bar vor einer dritten Verhand­lungs­run­de an diesem Donners­tag den Druck im Tarif­kon­flikt erhöhen. Rund 2000 Beschäf­tig­te betei­lig­ten sich nach Angaben der Gewerk­schaft an den Unikli­ni­ken in Tübin­gen, Heidel­berg, Freiburg und Ulm. «Wenn wir jetzt nicht so viel Infla­ti­on wie möglich dauer­haft ausglei­chen, dann schlep­pen wir einen schwe­ren Rucksack mit uns in die Tarif­run­den des nächs­ten Jahrzehnts», sagte Verdi-Verhand­lungs­füh­re­rin Irene Gölz am Montag. Die Arbeit­ge­ber könnten den Konflikt am Donners­tag mit einem anstän­di­gen Angebot beenden.

Bei den Verhand­lun­gen geht es etwa um Pflege­kräf­te und Verwal­tungs­mit­ar­bei­ter, für die der Tarif­ver­trag Unikli­ni­ka Baden-Württem­berg gilt. Ärzte oder wissen­schaft­li­ches Perso­nal fallen unter andere Tarifverträge.

Patien­tin­nen und Patien­ten müssen aufgrund der Warnstreiks laut Verdi mit Einschrän­kun­gen rechnen. Viele planba­re Maßnah­men müssten verscho­ben werden. Die Klini­ken liefen aber mindes­tens im Wochen­end­be­trieb, hieß es. Die Gewerk­schaft hatte zuvor an allen Stand­or­ten sogenann­te Notdienst­ver­ein­ba­run­gen getrof­fen. Verhand­lungs­füh­re­rin Gölz beton­te: «Das Grund­recht auf Streik gilt auch in Klini­ken.» Wenn die Arbeit­ge­ber nun sagten, der Warnstreik gehe massiv zulas­ten der Patien­tin­nen und Patien­ten, irritie­re das. «Dann wäre dies an jedem Wochen­en­de der Fall», so Gölz.

Streiks gingen ihrer Natur nach immer zu Lasten der Patien­tin­nen und Patien­ten, teilte eine Spreche­rin des Arbeit­ge­ber­ver­bands der baden-württem­ber­gi­schen Unikli­ni­ka (AGU) am Montag mit. Denn in der Regel könne nur eine Notfall­ver­sor­gung sicher­ge­stellt werden, aber ein Großteil des geplan­ten Behand­lungs­pro­gramms müsse abgesagt werden. Der AGU habe «keiner­lei Verständ­nis» für die Warnstreiks und halte diese vor dem Hinter­grund des «weitrei­chen­den und attrak­ti­ven Angebots» des AGU als völlig unver­hält­nis­mä­ßig, teilte die Spreche­rin mit.

Die Gewerk­schaft möchte mit den Warnstreiks ein verbes­ser­tes Angebot für die rund 26.000 Beschäf­tig­ten an den Unikli­ni­ken errei­chen. Verdi fordert unter anderem für Medizi­nisch-Techni­sche-Assis­ten­ten sowie Pflege- und Verwal­tungs­kräf­te 10,5 Prozent mehr Geld, mindes­tens aber 375 Euro mehr pro Monat; die Laufzeit soll zwölf Monate betragen.

Das letzte Angebot des Arbeit­ge­ber­ver­bands sah eine steuer­freie Einmal­zah­lung von 4200 Euro vor sowie eine Steige­rung der Vergü­tung um durch­schnitt­lich sechs Prozent mit einer Laufzeit bis Ende Juli 2024.