STUTTGART (dpa/lsw) — Die Corona-Pande­mie hatte die Menschen in Baden-Württem­berg im Griff — und die Finan­zen auch. Denn mehr als zwei Jahre musste der Kampf gegen das Virus auch bezahlt werden. Das hat Milli­ar­den gekos­tet, wie das Land jetzt zusam­men­ge­rech­net hat.

Nach dem Ende der Corona-Pande­mie hat das Land seine Bücher geöff­net und einen Überblick über die milli­ar­den­schwe­ren Ausga­ben im Kampf gegen das Virus gegeben. Demnach wurden zwischen 2020 und Ende Febru­ar diesen Jahres insge­samt rund 4,9 Milli­ar­den Euro ausge­ge­ben unter anderem für Masken und Testzen­tren, für Corona­tests in Schulen, Infor­ma­ti­ons­ma­te­ri­al, Überbrü­ckungs­hil­fen und die Pande­mie­be­kämp­fung in der Pflege. Weite­re milli­ar­den­schwe­re Ausga­ben fielen für gemein­sa­me Program­me mit Bund und Ländern sowie für den Schutz von Flücht­lin­gen an. Das geht aus der Antwort des Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums auf eine Anfra­ge der FDP im Landtag hervor.

«Die Corona-Pande­mie hat uns als Gesell­schaft viel abver­langt. Das zeigt sich nicht zuletzt an den enormen Summen, die für dieses Jahrhun­dert-Ereig­nis aufge­wen­det werden mussten», teilte Gesund­heits­mi­nis­ter Manne Lucha (Grüne) mit. «Es ging buchstäb­lich jeden Tag auch darum die Menschen zu schüt­zen und Leben zu retten. Dafür war das viele Geld nötig und gut angelegt.»

Die Bilanz ist noch nicht endgül­tig. Erstat­tet zum Beispiel der Bund einen Teil der Kosten, so sind diese ebenso in der Summe enthal­ten wie Ausga­ben, die etwa bei Corona­hil­fen als Kredi­te angefal­len sind und somit noch an die Landes­kas­se zurück­flie­ßen. Stadt- und Landkrei­se haben zudem noch Zeit, Ausga­ben für Masken, Schutz­aus­stat­tun­gen oder auch Desin­fek­ti­ons­mit­tel geltend zu machen.

Kostspie­lig war es laut Minis­te­ri­um vor allem, Unter­neh­men während der Pande­mie durch Ausgleichs­zah­lun­gen, Überbrü­ckungs­hil­fen und Konjunk­tur­pro­gram­me zu unter­stüt­zen (rund 2,3 Milli­ar­den Euro). Für Masken, weite­re Schutz­aus­stat­tung, Desin­fek­ti­ons­mit­tel sowie für Impf- und Testzen­tren gab das Land seit 2020 rund 1,2 Milli­ar­den Euro aus, etwa jeden zweiten Euro davon (653,4 Millio­nen Euro) für Masken und andere Materia­li­en zum Schutz vor dem Virus. An den Ausga­ben für die Impfstruk­tu­ren — also für den Bau und Betrieb von Impfzen­tren und mobilen Impfteams des Landes — hat sich zur Hälfte der Bund beteiligt.

In den Schulen und Kitas mussten unter anderem die Corona­tests, die Schutz­aus­rüs­tung, die Digita­li­sie­rung von Schulen und die Leihge­rä­te für Schüle­rin­nen und Schüler bezahlt werden. Kosten: 367 Millio­nen Euro.

Die grün-schwar­ze Landes­re­gie­rung verweist aller­dings auch auf weite­re deutli­che Ausga­ben wegen Corona in anderen Berei­chen: Mit rund 3,5 Milli­ar­den Euro wurden zum Beispiel die Kosten im Rahmen des Aktions­pro­gramms «Aufho­len nach Corona für Kinder und Jugend­li­che» des Bundes und der Länder begli­chen sowie Kosten in den Landes­erst­auf­nah­me­ein­rich­tun­gen für Geflüch­te­te begli­chen und die Nachver­fol­gu­gung von Kontakt­per­so­nen bezahlt. Milli­ar­den­schwer schlu­gen außer­dem laut Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um die Ausga­ben für sinken­de Einnah­men bei der Gewer­be­steu­er zu Buche.

Die Ausga­ben für Corona-Hilfen und Corona-Program­me müssten nochmals unter die Lupe genom­men werden, forder­te der gesund­heits­po­li­ti­sche Sprecher der FDP-Frakti­on, Jochen Haußmann, angesichts der Summen. Es sei sehr unbefrie­di­gend für klein- und mittel­stän­di­sche Unter­neh­men gewesen, wie die Corona-Sofort­hil­fen nachträg­lich behan­delt worden seien. «Viele Unter­neh­men haben eine Auffor­de­rung zur Rückzah­lung bekom­men», sagte Haußmann. «Was also als beispiel­lo­ses Hilfs­pro­gramm mit nicht-zurück­zu­zah­len­den Zuschüs­sen bewor­ben wurde, hat sich in der Zwischen­zeit für viele Unter­neh­men als Kredit heraus­ge­stellt.» Dem Wirtschafts­mi­nis­te­ri­ums warf der FDP-Politi­ker Missma­nage­ment vor.