YANQING (dpa) — Die Olympia-Premie­re im Monob­ob gewinnt die erfah­re­ne Ausnah­me­pi­lo­tin Humphries, Debütan­tin Nolte muss Lehrgeld zahlen. Die Vorbe­rei­tungs­zeit für den schwer zu beher­schen­den Schlit­ten war zu kurz.

Das herzer­fri­schen­de Lächeln bei Laura Nolte kippte nach der Olympia-Premie­re im Monob­ob, Tränen kuller­ten. Ausge­rech­net die erst 23 Jahre alte Olympia-Debütan­tin musste nach ihrem vierten Platz erklä­ren, warum die Goldse­rie der Deutschen im Eiska­nal Yanqing geris­sen ist.

«Zwei gute Läufe reichen bei Olympia nicht, bei Olympia braucht man vier Läufe für eine Medail­le», sagte die Winter­ber­ge­rin. Anerken­nend ging sie zur 36-jähri­gen Kaillie Humphries und umarm­te die Siege­rin. «Kaillie hat so ein krasses Gespür, die merkt sofort wenn der Schlit­ten einen Milli­me­ter schräg steht und kann sofort korri­gie­ren», lobte Nolte.

Kritik an der weiter­hin ungelieb­ten Disziplin

Als sie in der Grund­schu­le Bob im Fernse­hen sah, bewun­der­te Nolte schon die einst für Kanada fahren­de Humphries, die nach Zwistig­kei­ten mit dem Verband nun erstmals Gold für die USA holte. Zweite wurde ihre Lands­frau Elana Meyers Taylor. Bronze sicher­te sich die Kanadie­rin Chris­ti­ne de Bruin, die letzt­lich 0,30 Sekun­den schnel­ler als Nolte war. Europa­meis­te­rin Maria­ma Jaman­ka aus Oberhof fuhr auf Rang 13. «Im Endef­fekt war es mir ein Anlie­gen, dass ich den Mono-Wettkampf irgend­wie gut abschlie­ßen kann. Das ist mir gelun­gen. Abhaken, auf den Zweier konzen­trie­ren», sagte Jamanka.

Die Kritik an der weiter­hin ungelieb­ten Diszi­plin erneu­er­te sie, da spiel­te auch der EM-Titel zuletzt in St. Moritz keine Rolle. «Meine Meinung hat sich nicht geändert. Meine Anschie­be­rin­nen haben jetzt eine schöne Woche gehabt», sagte sie sarkas­tisch: «Sie haben mir den Schlit­ten geschleppt, die Kufen poliert und hatten jetzt nichts vom Wettkampf.» Viele Pilotin­nen kriti­sie­ren die neue Diszi­plin, wären lieber mit dem Vierer­bob gefah­ren, da der Teamge­dan­ke im Monoschlit­ten nicht gelebt werden kann.

«Haben versucht, das Beste daraus zu machen»

Zudem gab es kaum Vorlauf­zeit. Erste Wettkämp­fe vor zwei Jahren, im Olympia-Winter erstmals auch beim Weltcup. «Norma­ler­wei­se ist die Vorbe­rei­tungs­zeit auf ein olympi­sches Event in der Regel länger als zwei Jahre inklu­si­ve der Olympia-Saison. Aber wir haben versucht, das Beste daraus zu machen und eine enorme Entwick­lung hinge­legt», sagte Jaman­ka. Nolte beton­te, dass die Vorbe­rei­tungs­zeit zwar für alle gleich war, doch die Pilotin­nen im Vorteil sind, «die generell mehr Gefühl in den Lenksei­len haben». Dennoch ist sie froh, «dass es Monob­ob bei Olympia gibt.» Immer­hin erlern­te sie das Fahren in so einem kleinen Schlit­ten und gewann 2016 im Monob­ob bei den Olympi­schen Jugendspielen.

Nach dem Training träum­te sie nach drei Bestzei­ten schon von einer Medail­le. Auch Jaman­ka war einmal die Schnells­te. «Da war die Hoffnung schon sehr groß, dass wir mit beiden um die Medail­len kämpfen können», sagte Cheftrai­ner René Spies. «Am Ende sind genau die Drei vorne, die am meisten Erfah­rung haben», meinte Spies.

Für Jaman­ka waren die Medail­len schon nach dem ersten Tag außer Reich­wei­te. «Gestern war unfass­bar schlecht, deshalb bin ich unzufrie­den. Man hat gesehen, was gegan­gen wäre», sagte die 31-Jähri­ge. «Der erste Tag war so katastro­phal. Egal, was heraus­ge­kom­men wäre, es wäre kein guter Wettkampf gewesen.»

Jaman­ka bleibt nun nur der Blick auf den Zweier­bob, wo sie wie vor vier Jahren zum Olympia­sieg fahren will. «Ich hoffe, dass ich es da konstant besser hinbe­kom­men», sagte Jaman­ka. Die beiden soliden Läufe am Montag dürften ihr Auftrieb gegeben haben. Zudem fahren die Deutschen nun alle in ihrem eigenen FES-Schlit­ten, statt dem Einheits­bob vom Weltverband.

Von Frank Kastner und Tom Bachmann, dpa