TODTNAU (dpa/lsw) — Freizeit­ak­ti­vi­tät mit etwas Nerven­kit­zel: Im Schwarz­wald lockt bald eine schma­le Fußgän­ger­brü­cke mit Ausblick auf Berge und Wasser­fäl­le. Besucher müssen zahlen — denn für die Stahl­kon­struk­ti­on flossen Millionen.

Nach einer Bauzeit von rund neun Monaten wird die neue Hänge­brü­cke über den Todtnau­er Wasser­fäl­len vom Pfingst­wo­chen­en­de (27.5.) an für zahlen­de Besucher geöff­net. Das 450 Meter lange Bauwerk aus Edelstahl soll eine neue Touris­ten­at­trak­ti­on im Hochschwarz­wald werden.

«Wir erwar­ten rund 100.000 Menschen im Jahr», sagte Julius Müller, verant­wort­li­cher Regio­nal­lei­ter für Hänge­brü­cken des Bauherrn Eberhardt Beweh­rungs­bau GmbH.

Das Famili­en­un­ter­neh­men aus Riedlin­gen (Kreis Biber­ach) betreibt bereits seit einigen Jahren eine ähnli­che Brücke in Bad Wildbad im Kreis Calw. Diese ist mit rund 380 Metern aber kürzer. Die Inves­ti­tio­nen müssen mit Entgel­ten finan­ziert werden, wie Müller deutlich machte.

Der Standard­ta­rif für die Brücken­pas­sa­ge in Todtnau (Kreis Lörrach) betra­ge zwölf Euro, der Eintritt für die Wasser­fäl­le (einzeln 2,50 Euro) sei damit inbegrif­fen. Der Bau koste­te rund fünf Millio­nen Euro.

«Wir haben hier die längs­te Hänge­brü­cke im Schwarz­wald», sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur. Unter den Füßen der Besucher der «Black­fo­rest­li­ne» genann­ten Brücke mit 1,20 Metern Breite rauschen die Wasser­fäl­le in rund 120 Meter Tiefe.

Je mehr Menschen auf der Brücke laufen, desto mehr Schwin­gun­gen treten auf. Gefähr­lich ist der Übergang nicht, jedoch sollten Besucher, die Höhen­angst haben, vorsich­tig sein. «Man riskiert schon etwas», meinte Müller.

Die Vorbe­rei­tun­gen für das Projekt dauer­ten rund drei Jahre. Es werde im Stadt­teil Todtnau­berg überwie­gend positiv gesehen, berich­te­te der örtli­che Hotelier und Gastro­nom Fredi Boch auf Anfra­ge. Beden­ken habe es aber wegen des Verkehrs und der Parkplät­ze im Ort gegeben. «Das muss jetzt erstmal anfan­gen», sagte er mit Blick auf die baldi­ge Eröffnung.

Die Brücke passt in das Konzept von Touris­mus­ver­ant­wort­li­chen, den Schwarz­wald das ganze Jahr über für Gäste attrak­tiv zu machen. Der Winter­sport bringt zwar das meiste Geld. Doch die vergan­ge­ne Winter­sport­sai­son war durch­wach­sen und verlief für viele eher enttäuschend.

Ohne Anlagen für die künst­li­che Beschnei­ung wäre die Saison komplett ausge­fal­len, hatte beispiels­wei­se die Bilanz im großen Winter­sport­ge­biet Feldberg gelautet.

Die Todtnau­er Brücke mit Blick auf die Schwarz­wald­ber­ge ist nicht die längs­te in Deutsch­land. Die Hänge­brü­cke über dem Rappbo­de­tal bei Elbin­ge­ro­de im Harz kommt beispiels­wei­se auf 483 Meter.