LEIPZIG (dpa) — Nach drei Jahren Pande­mie-Pause kehrt die Leipzi­ger Buchmes­se zurück in die Stadt. Von Start­schwie­rig­kei­ten kann nach dieser langen Zeit jedoch keine Rede sein.

Kaum hatte die Leipzi­ger Buchmes­se am Donners­tag­mor­gen ihre Pforten geöff­net, ström­ten zahlrei­che Besuche­rin­nen und Besucher in die gläser­ne Messe. In den Hallen erwar­te­ten sie kleine und große Verla­ge schon sehnsüch­tig. «Es ist ein tolles Gefühl, wir haben uns alle drauf gefreut», sagte Patri­cia Keßler von der Verlags­grup­pe Droemer Knaur. Zu entde­cken gab es viele Neuhei­ten der Branche. «Wir glauben, dass es eine erfolg­rei­che Messe wird», so Keßler.

Nach drei Jahren pande­mie­be­ding­ter Pause war die Buchmes­se in Leipzig bereits am Mittwoch­abend offizi­ell eröff­net worden. «Die Begeg­nung mit Fans, mit Vertrags­kol­le­gen, mit Autoren — das hat schon gefehlt», sagte Keßler. Bis Sonntag präsen­tie­ren sich nach Messe­an­ga­ben insge­samt 2082 Ausstel­ler aus 40 Ländern. Als Gastland ist Öster­reich mit rund 200 Autorin­nen und Autoren dabei.

Auch kleine­re Verla­ge dabei

Dass so viele Besuche­rin­nen und Besucher gleich am ersten Messe­tag zu Gast sein würden, hat Sebas­ti­an Wolter vom mecklen­bur­gi­schen Katapult-Verlag nicht erwar­tet: «Ich habe mit so einem Andrang eigent­lich erst am Wochen­en­de gerechnet.»

Auch Ausstel­le­rin­nen und Ausstel­ler kleine­rer Verla­ge freuen sich, ihre Neuhei­ten in diesem Jahr wieder in Leipzig zeigen zu können. «Dass es einen Abgesang auf Bücher geben wird, war klar. Die sich ändern­den wirtschaft­li­chen Rahmen­be­din­gun­gen machen es uns aller­dings zuneh­mend schwe­rer», sagte Stefan Fassel-Wenz, Inhaber des im hessi­schen Dreieich ansäs­si­gen Wenz Verlags.

Alles sei «fast wie immer», beschrieb Hans-Jürgen Beier vom Verlag Beier & Beran aus dem sächsi­schen Langen­weiß­bach die Stimmung zu Beginn der Buchmes­se. Er habe sich keine Sorgen darüber gemacht, ob viele Besuche­rin­nen und Besucher kommen werden, sagt der Verle­ger entspannt. Nach einer so langen Pause habe er jedoch erwar­tet, dass es zu der ein oder anderen organi­sa­to­ri­schen Panne kommt. «Das war aber bis jetzt nicht der Fall. Es ist alles gut organisiert.»

Joachim Gauck stellt «Erschüt­te­run­gen» vor

Neben den zahlrei­chen Verla­gen waren auch bekann­te Gesich­ter zur Eröff­nung auf die Messe gekom­men. So stell­te unter anderem Alt-Bundes­prä­si­dent Joachim Gauck sein neues Buch «Erschüt­te­run­gen. Was unsere Demokra­tie von außen und innen bedroht» vor, das er gemein­sam mit der Publi­zis­tin Helga Hirsch geschrie­ben hat. Darin setzen sie sich sowohl mit außen­po­li­ti­schen wie auch innen­po­li­ti­schen Entwick­lun­gen ausein­an­der. «Ich möchte, dass wir in der Mitte der Gesell­schaft die Proble­me benen­nen», sagte Gauck.

Auch Kultur­staats­mi­nis­te­rin Claudia Roth sprach am Donners­tag auf der Messe. Diese sei ein «Ort der Kultur der Demokra­tie», so die Grünen-Politi­ke­rin. In Zeiten von Krieg und Krisen sei die Kultur in einer beson­de­ren Rolle. «Kultur­schaf­fen­de geben der Demokra­tie eine Stimme.»

Am Donners­tag­nach­mit­tag sollte in Leipzig auch der Preis der Leipzi­ger Buchmes­se verlie­hen werden. Er wird in den drei Katego­rien Belle­tris­tik, Sachbuch/Essayistik und Überset­zung verge­ben und ist mit insge­samt 60 000 Euro dotiert. In der Belle­tris­tik-Sparte können sich Clemens J. Setz («Monde vor der Landung»), Joshua Groß («Prana Extrem»), Ulrike Draes­ner («Die Verwan­del­ten»), Dinçer Güçye­ter («Unser Deutsch­land­mär­chen») und Angela Steide­le («Aufklä­rung. Ein Roman») Hoffnung auf die renom­mier­te Auszeich­nung machen.

Von Inga Jahn, dpa