Die Kaufhäu­ser der letzten großen deutsche Waren­haus­ket­te Galeria Karstadt Kaufhof gelten für viele Fußgän­ger­zo­nen als unver­zicht­ba­re Publi­kums­ma­gne­ten. Nach Lufthan­sa und Tui wird deshalb auch der Handels­rie­se mit Staats­dar­le­hen gestützt.

Staats­kre­dit für Galeria Karstadt Kaufhof (GKK): Die Bundes­re­gie­rung will dem letzten großen deutschen Waren­haus­kon­zern nach dpa-Infor­ma­tio­nen mit einem Darle­hen von bis zu 460 Millio­nen Euro unter die Arme greifen.

Der Ausschuss des staat­li­chen Wirtschafts­sta­bi­li­sie­rungs­fonds (WSF) gab am Mittwoch grünes Licht für ein sogenann­tes Nachrang­dar­le­hen. Der Hinter­grund der Hilfs­ak­ti­on: Die rund 130 Waren­häu­ser des von der Corona-Krise hart getrof­fe­nen Konzerns gelten als unver­zicht­ba­re Publi­kums­ma­gne­ten in vielen Fußgän­ger­zo­nen. Mit der Unter­stüt­zung leiste die Bundes­re­gie­rung einen wichti­gen Beitrag, um Arbeits­plät­ze zu sichern und die aktuell schwie­ri­ge Lage für das Unter­neh­men zu überbrü­cken, hieß es in Berlin.

Die Hilfs­maß­nah­men sind nach dpa-Infor­ma­tio­nen an umfang­rei­che Aufla­gen und recht­li­che Vorga­ben geknüpft, außer­dem muss der Konzern eine angemes­se­ne Verzin­sung zahlen. Zuvor hatten bereits die Lufthan­sa und der Reise­kon­zern Tui staat­li­che Hilfen erhalten.

Die Bundes­re­gie­rung hatte den Wirtschafts­sta­bi­li­sie­rungs­fonds (WSF) im März 2020 gegrün­det, um in der Corona-Krise große Unter­neh­men mit Garan­tien und Kapital­hil­fen zu unter­stüt­zen und Arbeits­plät­ze zu erhalten.

GKK ist der zweit­größ­te Waren­haus­kon­zern Europas und Markt­füh­rer in Deutsch­land, beschäf­tigt rund 17.800 Mitar­bei­ter und betreibt 131 Waren­häu­ser. Die Corona-Krise hatte das ohnehin angeschla­ge­ne Unter­neh­men massiv getrof­fen. Bereits während des ersten Lockdowns im April vergan­ge­nen Jahres hatte der Konzern Rettung in einem Schutz­schirm­ver­fah­ren suchen müssen. Erst Ende Septem­ber hatte er das Insol­venz­ver­fah­ren abgeschlos­sen. Es sollte dem letzten verblie­be­nen deutschen Waren­haus­kon­zern eigent­lich durch die Schlie­ßung von mehr als 40 Filia­len, den Abbau von rund 4000 Stellen und die Strei­chung von mehr zwei Milli­ar­den Euro Schul­den einen Neustart ermöglichen.

Konzern­chef Miguel Müllen­bach schrieb damals in einem Mitar­bei­ter­brief, Galeria Karstadt Kaufhof melde sich zurück auf dem Spiel­feld und werde in den kommen­den Wochen und Monaten die Tabel­le der erfolg­rei­chen Einzel­händ­ler auf den Kopf stellen. Doch machte der zweite Lockdown wohl einen Strich durch die Rechnung. Er traf das Unter­neh­men doppelt hart, weil der Online­han­del nach wie vor ein Schwach­punkt des Konzern ist. Galeria Karstadt Kaufhof machte zuletzt nicht einmal fünf Prozent seiner Umsät­ze im Inter­net, so dass die Umsatz­aus­fäl­le im statio­nä­ren Geschäft kaum ausgli­chen werden konnten.

Der GKK-Gesamt­be­triebs­rats­vor­sit­zen­de Jürgen Ettl warnte deshalb erst vor wenigen Tagen im Gespräch mit der «Lebens­mit­tel Zeitung»: «Aktuell zehren die Fixkos­ten die Reser­ven auf. Da lässt sich ganz einfach ausrech­nen, wie lange wir einen Lockdown überste­hen würden.»

Der Handels­ver­band Deutsch­land (HDE) hatte sich in einem Brief an Bundes­fi­nanz­mi­nis­ter Olaf Scholz (SPD) massiv für eine Unter­stüt­zung des Waren­haus­kon­zerns einge­setzt. GKK sei mit 310 Millio­nen Kunden pro Jahr «ein Herzstück der deutschen Innen­städ­te», schrieb HDE-Präsi­dent Sankt­jo­han­ser. «Die Waren­häu­ser und ihre Anzie­hungs­kraft sind überle­bens­wich­tig, auch für kleine­re Händler in der Nachbar­schaft, die Gastro­no­mie und damit das gesam­te inner­städ­ti­sche Leben.» Sie seien «system­re­le­vant».

Eigen­tü­mer der Waren­haus­ket­te ist die Signa-Holding des öster­rei­chi­schen Milli­ar­därs René Benko, der die Waren­haus­ket­te nach Angaben aus verschie­de­nen Quellen im vergan­ge­nen Jahr mit einem dreistel­li­gen Millio­nen­be­trag stützte.