MANNHEIM (dpa) — Seit 1951 bringen Bundes­gar­ten­schau­en eine Extra­por­ti­on Grün in die Städte. In Mannheim werden dieses Mal aus einem ehema­li­gen Depot der US-Army ein Blumen­meer, eine Baumschu­le und ein Experimentierfeld.

Bundes­prä­si­dent Frank-Walter Stein­mei­er wird am Freitag die Bundes­gar­ten­schau (Buga 23) in Mannheim feier­lich eröff­nen. Geladen sind rund 1700 Gäste, darun­ter Baden-Württem­bergs Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann (Grüne), Mannheims Oberbür­ger­meis­ter Peter Kurz (SPD), Landtags­prä­si­den­tin Muhte­rem Aras (Grüne) und Mitglie­der des Land- und Bundestags.

Musika­lisch beglei­tet wird der Auftakt von einer Urauf­füh­rung des Haifa Sympho­ny Orchestras sowie der Musiker Ziggy Has Ardeur und Konstan­tin Gropper (Get Well Soon). Im Anschluss werden Buga-23-Geschäfts­füh­rer Micha­el Schnell­bach und Stadt­ober­haupt Kurz den Bundes­prä­si­den­ten sowie Minis­ter­prä­si­dent Kretsch­mann über das Gelän­de führen.

«Güne Oasen, die auf Dauer erhal­ten bleiben»

Stein­mei­er hatte zuvor die Blumen- und Garten­schau als große Chance für Mannheim bezeich­net. «Es entste­hen grüne Oasen, die der Stadt auf Dauer erhal­ten bleiben», hatte er gesagt. Die alle zwei Jahre ausge­rich­te­te Bundes­gar­ten­schau schaf­fe öffent­li­che Orte, «an denen sich Menschen begeg­nen und sich austau­schen können, an denen Famili­en und Freun­de ihre freie Zeit mitein­an­der verbrin­gen und sich erholen».

Nach 1975 ist Mannheim zum zweiten Mal Ausrich­ter der Buga, die letzte hatte in Erfurt statt­ge­fun­den. Bis zum 8. Oktober sollen in Mannheim nicht nur Blumen und Gärten im Vorder­grund stehen, sondern auch die Zukunfts­the­men Klima, Energie, Umwelt und Nahrungssicherung.

Über 58.000 Dauer­kar­ten sind bislang verkauft worden. «Das hat unsere Erwar­tun­gen übertrof­fen», sagte eine Spreche­rin. Überdies seien schon 87.000 Tages­kar­ten wegge­gan­gen. Insge­samt wird mit mehr als zwei Millio­nen Besuche­rin­nen und Besuchern gerechnet.

Seilbahn fährt mit Ökostrom

Die Mannhei­mer haben sich auf die Fahnen geschrie­ben, die nachhal­tigs­te aller Bugas zu werden. Der Clou ist eine mit Ökostrom betrie­be­ne und an anderen Orten wieder verwend­ba­re Seilbahn, die die beiden Buga-Teile mitein­an­der verbin­det: ein 80 Hektar großes Gelän­de rund um die frühe­re ameri­ka­ni­sche Spinel­li-Kaser­ne und der nach engli­schem Vorbild gestal­te­te Luisen­park. Die Fahrt dauert acht Minuten und ist kostenlos.

Im Luisen­park erwar­ten ein Südame­ri­ka­haus mit tropi­schen Schmet­ter­lin­gen, Krallen­äff­chen und Legua­nen sowie eine neue Unter­was­ser­welt und ein neues Pingu­in-Gehege die Besucher. Im größten origi­nal chine­si­schen Teehaus Europas können die Gäste zur Ruhe kommen. Der preis­ge­krön­te Kameli­en­gar­ten in der Kulis­se der Pagode lädt zum Wandeln in einer rosafar­be­nen, roten und weißen Blüten­pracht ein.

Die sogenann­te U‑Halle, die die US-Army einst als Lager nutzte, ist das Herz der Buga. Dort greifen 19 Blumen­hal­len­schau­en verschie­de­ne Themen auf, unter anderem die Geschich­te der Ameri­ka­ner in der Stadt, eine Vision von Glück und Erinne­run­gen an die 90er Jahre. Der Chemie­kon­zern BASF aus Mannheims Nachbar­stadt Ludwigs­ha­fen lädt im Spinel­li-Park zu einer inter­ak­ti­ven Ausstel­lung ein, in der mehr über Lebens­mit­tel­ver­pa­ckun­gen, Yogamat­ten und Fliesen aus recycel­tem Materi­al zu erfah­ren ist.

Nachhal­tig­keit und Klima­schutz im Fokus

Als archi­tek­to­ni­sches Glanz­licht gilt der Panora­ma­steg im Spinel­li-Park. Von dem 81 Meter langen und 12 Meter hohen Steg kann man über die Stadt und das gesam­te Buga-Gelän­de blicken. Auf einem Experi­men­tier­feld stehen 2023 klima­re­si­li­en­te Zukunfts­bäu­me, die nach der Buga in der ganzen Stadt verteilt werden. Zudem beschäf­ti­gen sich dort 17 Gärten mit Nachhal­tig­keits­zie­len wie Klima­schutz. Das Projekt PeePower erforscht Strom­ge­win­nung aus Urin.

Auch Kultur­fans kommen auf ihre Kosten: Das Programm umfasst rund 5000 verschie­de­ne Veran­stal­tun­gen, darun­ter Konzer­te und ein eigens produ­zier­tes Musical über das Leben der Mannhei­mer Soulsän­ge­rin Joy Fleming (1944 bis 2017). Die Buga an sich koste­te rund 60 Millio­nen Euro, die durch Ticket­ver­kauf, Sponso­ring und Verpach­tun­gen wieder herein­ge­holt werden sollen. Hinzu kommen 135 Millio­nen Euro für verschie­de­ne städte­bau­li­che Projek­te, die im Zusam­men­hang mit dem Mega-Event geplant wurden.