STUTTGART (dpa/lsw) — Die CDU-Frakti­on im Landtag will im Kampf gegen Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung einen Ernäh­rungs­füh­rer­schein bis zum Schul­jahr 2023/24 als verpflich­ten­den Stoff an allen Grund­schu­len etablie­ren. Das beschlos­sen die Abgeord­ne­ten auf ihrer Frakti­ons­klau­sur am Mittwoch, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Zudem sollen im Lehrplan die Grund­kennt­nis­se des Kochens und die Sensi­bi­li­sie­rung für Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung stärker veran­kert werden, heißt es in einem entspre­chen­den Positionspapier.

Zudem soll der Einsatz von Kochschul­bus­sen landes­weit ausge­baut werden. Landes­ei­ge­ne Kanti­nen und Mensen sollen außer­dem verpflich­tet werden, Mitnah­me­mög­lich­kei­ten für übrig geblie­be­nes Essen zu schaf­fen oder die Abgabe von Lebens­mit­teln an Tafeln zu ermöglichen.

«Wenn es um hochwer­ti­ge Lebens­mit­tel geht, leben wir in einem echten Schla­raf­fen­land», sagte CDU-Frakti­ons­chef Manuel Hagel der dpa. «Reali­tät ist aber leider auch, dass auch dadurch die Wertschät­zung für unsere Lebens­mit­tel seit Jahren stark leidet.» Pro Jahr würden zwölf Millio­nen Tonnen in Deutsch­land einfach so wegge­wor­fen. «Wir Christ­de­mo­kra­ten finden, das Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung weder ethisch, noch wirtschaft­lich noch ökolo­gisch vertret­bar ist.» Der Großteil der Lebens­mit­tel­ab­fäl­le entsteht dem Positi­ons­pa­pier zufol­ge mit 52 Prozent in priva­ten Haushalten.

Die CDU-Frakti­on fordert in dem Papier auch ein Gebot des Lebens­mit­tel­ein­zel­han­dels zur Weiter­ga­be von unver­kauf­ten Lebens­mit­teln an die Tafeln oder andere Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen. Für eine zeitna­he dementspre­chen­de Bundes­rats­in­itia­ti­ve wollen sich die Abgeord­ne­ten einset­zen. Auch müssten sich die Kennzei­chen zur Haltbar­keit auf Lebens­mit­teln ändern — wie etwa in Norwe­gen («Mindes­tens haltbar bis, aber nicht schlecht, nach»), heißt es in dem Papier. Die CDU-Frakti­on wolle die EU-Kommis­si­on in dem Vorha­ben antrei­ben, bei nicht verderb­li­chen Lebens­mit­teln ganz auf die Angabe eines Mindest­halt­bar­keits­da­tums zu verzichten.

Der Vorsit­zen­de des Arbeits­krei­ses Ernäh­rung, Ländli­cher Raum und Verbrau­cher­schutz, Klaus Burger, sagte: «Im Hinblick auf die Hungers­nö­te in der Welt, auf die Bekämp­fung des Klima­wan­dels und der in großen Teilen prekä­ren Situa­ti­on im landwirt­schaft­li­chen Bereich können wir uns Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung künftig nicht leisten.»