BERLIN (dpa) — Der Einfluss chine­si­scher Behör­den reicht offen­bar bis in die Bundes­re­pu­blik — über zwei mobil organi­sier­te «Polizei­sta­tio­nen» sollen unter anderem ideolo­gi­sche Leitli­ni­en verbrei­tet werden.

Die Sicher­heits­be­hör­den gehen davon aus, dass es in Deutsch­land zwei «Übersee-Polizei­sta­tio­nen» gibt, die vor allem der Ausfor­schung und Beein­flus­sung der chine­si­schen Diaspo­ra dienen. «In Deutsch­land existie­ren nach Kennt­nis der Bundes­re­gie­rung zwei sogenann­te “Übersee-Polizei­sta­tio­nen”», heißt es in einer Antwort der Regie­rung auf eine schrift­li­che Frage der frakti­ons­lo­sen Abgeord­ne­ten Joana Cotar, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Man gehe derzeit davon aus, dass diese «eher perso­nen­ge­bun­den und mobil organi­siert sind, es wurden keine festen Büros einge­rich­tet», teilt die Bundes­re­gie­rung mit. Nach dpa-Infor­ma­tio­nen boten fünf «Gebiets­ver­ant­wort­li­che» Chine­sen und Deutschen mit chine­si­schen Wurzeln Rechts­be­ra­tung sowie Unter­stüt­zung bei Beglau­bi­gun­gen und Anträ­gen an.

Tausen­de nutzen Angebot

Hinter­grund dieser Hilfe, die vor allem über Chats ablief, soll aber die Gewin­nung von Erkennt­nis­sen und die Verbrei­tung ideolo­gi­scher Leitli­ni­en sein. Unter den «Gebiets­ver­ant­wort­li­chen», von denen einer in Berlin ansäs­sig sein soll, sind demnach sowohl Chine­sen als auch deutsche Staats­bür­ger. Ihr Angebot soll von mehre­ren Tausend Menschen genutzt worden sein.

Die «Übersee-Polizei­sta­tio­nen» würden «von Privat­per­so­nen aus der chine­si­schen Diaspo­ra getra­gen, die aus klassi­schen Auswan­der­er­re­gio­nen stammen», schrieb die Bundes­re­gie­rung in ihrer Antwort. Chine­si­sche Stellen verfüg­ten auf deutschem Staats­ge­biet über keiner­lei Exeku­tiv­be­fug­nis­se. Die Bundes­re­gie­rung stehe «mit der chine­si­schen Botschaft hierzu im Austausch. Nach dpa-Infor­ma­tio­nen soll das Auswär­ti­ge Amt eine Protest­no­te verfasst haben. Die Struk­tu­ren müssten «sofort aufge­löst werden», forder­te Cotar. Darüber ledig­lich einen «Austausch» zu führen, sei «ein schlech­ter Witz».

Kriti­ker chine­si­scher Führung im Visier

Das Bundes­in­nen­mi­nis­te­ri­um teilte auf Anfra­ge mit: «Die Bundes­si­cher­heits­be­hör­den haben die Existenz derar­ti­ger Einrich­tun­gen seit gerau­mer Zeit im Rahmen ihrer gesetz­li­chen Zustän­dig­kei­ten im Blick und gehen allen Hinwei­sen mit Nachdruck nach.» Hierzu finde auch ein enger und unmit­tel­ba­rer Infor­ma­ti­ons­aus­tausch zwischen den Sicher­heits­be­hör­den des Bundes und der Länder statt.

Auf die Einrich­tun­gen, die es in vielen Ländern geben soll, hatte die Menschen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on «Safeguard Defen­ders» mit Sitz in Madrid aufmerk­sam gemacht. Nach ihrer Darstel­lung dienen sie unter anderem zur Verfol­gung von Kriti­kern der chine­si­schen Führung. Peking demen­tier­te dies und sprach von reinen Service­bü­ros, die zum Beispiel neue Führer­schei­ne für Auslands­chi­ne­sen ausstel­len würden.