STUTTGART — Wie das Landesinnenministerium bekanntgegeben hat, bleibt der Rettungshubschrauber Christoph 45 im Bodenseekreis und wird künftig in der Gemeinde Deggenhausertal-Wittenhofen stationiert sein.
Hintergrund für die neue Festsetzung des Hubschrauberstandorts ist die veränderte Klinikdichte im Südwesten, an der auch die Effizienz der Notfallversorgung hängt.
Das baden-württembergische Innenministerium hatte dazu ein Gutachten in Auftrag gegeben. Darin empfehlen Wissenschaftler des Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement der Universität München, die Zahl der Rettungshubschrauber im Land von bislang acht auf zehn zu erhöhen sowie einzelne bestehende Standorte zu verlegen, um eine schnellere Reaktionszeit und bessere Flächenabdeckung zu gewährleisten.
In Friedrichshafen wehrte sich ein Bündnis aus Ärzten und Bürgern gegen die Verlegung von Christoph 45, eine Petition gegen diesen Schritt brachte aber nicht den gewünschten Erfolg.
„Es ist unser klares Ziel, eine gute und schnelle Luftrettung für alle Menschen in Baden-Württemberg sicherzustellen. Dazu richten wir die Rettungshubschrauberstandorte gezielter an den heutigen Bedürfnissen der Notfallpatientinnen und ‑patienten aus. Wir erhöhen die Zahl der Rettungshubschrauber von acht auf zehn und schließen durch die Verlegung von Rettungshubschraubern Lücken bei der Luftrettung“, sagte der Staatssekretär im Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen, Wilfried Klenk, anlässlich der Bekanntgabe der Standortentscheidungen bei der Luftrettung.
Das sind die neuen Luftrettungsstandorte im Land
- Neubau eines Luftrettungsstandortes in Lahr (Ortenaukreis)
- Neubau eines Luftrettungsstandortes im Bereich Ravenstein (Neckar-Odenwald-Kreis)
- Christoph 11 Villingen-Schwenningen (Standort unverändert, Einsatzbereitschaft 24 Stunden)
- Christoph 22 Ulm (unverändert, Ausweitung in den Randzeiten)
- Christoph 41 Tübingen BG-Klinik (anstelle Leonberg)
- Christoph 43 Karlsruhe St. Vincentius Krankenhaus (Rückverlegung von Interims-Standort Baden-Airpark)
- Christoph 45 Deggenhausertal-Wittenhofen (anstelle Friedrichshafen)
- Christoph 51 Stuttgart/Pattonville (Standort unverändert, neu: Einsatzbereitschaft 24 Stunden)
- Christoph 53 Mannheim (unverändert)
- Christoph 54 Freiburg (unverändert)
Details zu den Anpassungen
Der neue Luftrettungsstandort im Bereich Ravenstein (Landkreis Neckar-Odenwald-Kreis) entspricht der gutachterlichen Empfehlung und verbessert die Versorgung der Notfallpatientinnen und ‑patienten insbesondere im Stadt- und Landkreis Heilbronn und in den Landkreisen Neckar-Odenwald, Hohenlohe und Schwäbisch-Hall. Durch den neuen Luftrettungsstandort in Lahr wird die Empfehlung der Gutachter nach einem neuen Standort auf der Achse Lahr-Freudenstadt umgesetzt und insbesondere die Versorgungsstruktur für die Bevölkerung im Ortenaukreis und im nördlichen Schwarzwald verbessert.
Der Rettungshubschrauber Christoph 41 wird von Leonberg an die BG Klinik Tübingen verlegt. Dort soll die Dachlandestation für Christoph 41 entsprechend ertüchtigt werden. Der neue Standort an der BG Klinik Tübingen entspricht der vom Gutachten empfohlenen Verlegung nach Süden auf die Achse Tübingen-Reutlingen.
Der Rettungshubschrauber Christoph 45 wird von Friedrichshafen nach Deggenhausertal-Wittenhofen verlegt, wo ein neuer Standort entstehen wird. Die Verlegungsentscheidung entspricht der vom Gutachten vorgeschlagenen Verlegung in Richtung Norden auf die Achse Bavendorf-Deggenhausertal.
Bestmögliche Versorgung mit Luftrettungsmitteln bieten
„Von den künftigen Luftrettungsstandorten in Lahr, im Bereich Ravenstein, Tübingen und Deggenhausertal profitieren insbesondere die Notfallpatientinnen und ‑patienten in zahlreichen Orten, die tagsüber nicht innerhalb von 20 Minuten durch einen Rettungshubschrauber erreicht werden können. Die Menschen dort sind aktuell unterversorgt, das wollen wir ändern. Die Entscheidungen sind damit ein konkreter Schritt, allen Menschen in ganz Baden-Württemberg die bestmögliche Versorgung mit Luftrettungsmitteln zu bieten“, so Staatssekretär Klenk.
Landrat Wölfle zufrieden
Der Landrat des Bodenseekreises Lothar Wölfle meint zu der Entscheidung: “Wir sind froh, dass das Land bei seiner Standortentscheidung die Besonderheiten des seenahen Bereiches gewürdigt hat. Industriedichte, Verkehrsaufkommen, Tourismus und besondere Einsatzlagen direkt am See, erfordern es, dass der Hubschrauber in greifbarer Nähe stationiert bleibt. Nachdem klar war, dass die Hubschrauberstationierung am Klinikum Friedrichshafen bei der Landespolitik nicht zu halten sein wird, hat sich die Kreisverwaltung darauf konzentriert, den Auswahl- und Entscheidungsprozess des Innenministeriums bestmöglich und konstruktiv zu begleiten. Mit der Gemeinde Deggenhausertal und dem Klinikum Friedrichshafen haben wir selbst nach einem geeigneten Alternativstandort gesucht, der sowohl den neuen Anforderungen des Landes als auch dem Sicherheitsbedürfnis der unmittelbaren Bodenseeregion gerecht wird. Die Mühen haben sich gelohnt.“, so Wölfle weiter.