BERLIN (dpa) — Eigent­lich ging es darum, für typischer­wei­se steigen­de Corona-Zahlen in der kalten Jahres­zeit gewapp­net zu sein. Die Entwick­lung war aber glimpf­li­cher. Nun fallen Schutz­vor­ga­ben weg — nur noch nicht alle.

Es war vieles vorbe­rei­tet für einen womög­lich wieder kriti­sche­ren Corona-Winter. Doch der eigens aufge­füll­te Kasten mit staat­li­chen Schutz­in­stru­men­ten wird jetzt schon zusehends geleert, noch ehe der Frühling kommt.

Als nächs­tes fällt an diesem Donners­tag (2. Febru­ar) die bundes­wei­te Masken­pflicht in Fernzü­gen, auch andere Krisen­re­geln bröckeln vieler­orts. Bestimm­te Vorga­ben beson­ders für die Sicher­heit gefähr­de­ter Gruppen sollen aber nach Überzeu­gung von Gesund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) bleiben — auch wenn die mitre­gie­ren­de FDP und manche Branchen­ver­tre­ter an restli­chen Aufla­gen rütteln. Patien­ten­ver­tre­ter mahnen zu weiter wichti­ger Rücksicht.

Die Präsi­den­tin des Sozial­ver­bands VdK, Verena Bente­le, sagte der Deutschen Presse-Agentur, in den Gesund­heits- und Pflege­ein­rich­tun­gen seien Menschen mit Vorer­kran­kun­gen, Behin­de­run­gen oder hohem Alter geballt betrof­fen und beson­ders gefähr­det. Daher sollte dort weiter Maske getra­gen werden. «Manche Beschäf­tig­te oder Bewoh­ner empfin­den dies mögli­cher­wei­se als Belas­tung, unsere Abwägung fällt aber klar für eine Masken­pflicht aus.»

Locke­run­gen früher als erwartet

In Zügen sollte man «passge­naue Lösun­gen» in Betracht ziehen. «Dazu wären beispiels­wei­se geson­der­te Berei­che denkbar, die für Menschen mit Masken­wunsch reser­viert sind», sagte Bente­le. «Im ICE gibt es ja schon vergleich­ba­re Auftei­lun­gen durch Ruhebe­rei­che oder Handy-Berei­che.» Dann könne jeder eigen­ver­ant­wort­lich entschei­den, ob er Maske trägt, und in den dafür vorge­se­he­nen Bereich gehen.

Dass nun frühe­re Locke­run­gen kommen, liegt an der entspann­te­ren Lage. Eine bedroh­li­che Winter­wel­le ist ausge­blie­ben, Exper­ten sehen vorerst auch keine am Horizont. Dabei wies Lauter­bach darauf hin, dass der Rückgang der gemel­de­ten Fallzah­len «nicht von allei­ne gekom­men» sei. Die Eindäm­mungs­vor­ga­ben hätten gewirkt. Das Kabinett beschloss daher jetzt eine «Schutz­maß­nah­men­aus­set­zungs­ver­ord­nung», die das vorzei­ti­ge Ende der Masken­pflicht in den Fernzü­gen besie­gelt. Die Möglich­keit dazu war im Infek­ti­ons­schutz­ge­setz einge­baut, während das generel­le Ablauf­da­tum der Corona-Bestim­mun­gen Karfrei­tag, der 7. April, ist.

Insge­samt wird der Corona-Instru­men­ten­kas­ten um- und ausgeräumt:

Masken: In Flugzeu­gen ist die Masken­pflicht schon seit dem Herbst passé. Nun also auch bundes­weit in ICE und Inter­ci­ty sowie in Bussen und Bahnen des Nahver­kehrs, für die es jeweils die Länder regeln. Manche waren schon einige Wochen vorge­prescht. Weiter­hin gesetz­lich vorge­schrie­ben sind Masken aber in Klini­ken, Praxen und Pflegeheimen.

Tests: Ein reduzier­tes Angebot an kosten­lo­sen Bürger­tests gibt es noch bis einschließ­lich 28. Febru­ar. Gratis bleiben Schnell­tests von Teststel­len auch ohne Sympto­me unter anderem vor Besuchen in Klini­ken und Pflege­hei­men. Fürs «Freites­ten» nach einer Infek­ti­on fiel der Anspruch Mitte Januar weg. Er besteht aber weiter für medizi­ni­sches Perso­nal, das sich vor der Arbeits­wie­der­auf­nah­me testen lassen muss.

Schutz­re­geln: In vielen Super­märk­ten sind Plexi­glas­schei­ben an den Kassen nach wie vor anmon­tiert. Eine Verord­nung mit bundes­wei­ten Vorga­ben zum Infek­ti­ons­schutz in Betrie­ben wird aber zeitgleich mit der Masken­pflicht im ICE aufge­ho­ben. Mehr und mehr Länder erlas­sen die empfoh­le­ne Isola­ti­ons­pflicht für Infizier­te, obwohl Lauter­bach wegen der Sicher­heit am Arbeits­platz dafür wirbt. Im Gesetz parat stehen­de stren­ge­re Alltags­vor­ga­ben blieben ohnehin ungenutzt.

Impfun­gen: Eigent­lich sollten über den Winter auch die Impfun­gen wieder kräftig Fahrt aufneh­men — vor allem zum Auffri­schen länger zurück­lie­gen­der Grund­im­mu­ni­sie­run­gen mit fortent­wi­ckel­ten Präpa­ra­ten, die an aktuel­le Virus­va­ri­an­ten angepasst sind. Doch die Impfkam­pa­gne, die nunmehr in den Praxen läuft, dümpelt vorerst weiter vor sich hin. Die Bundes­re­gie­rung bemüht sich schon darum, abseh­bar überschüs­si­ge Liefe­run­gen für Deutsch­land noch zu stornie­ren oder zu reduzieren.

Einrei­se: Für Urlaubs­heim­keh­rer gelten die gelocker­ten Corona-Regeln ohne spezi­el­le Nachwei­se bei der Einrei­se nach Deutsch­land weiter — zumin­dest solan­ge keine neue, gefähr­li­che­re Virus­va­ri­an­te kursiert. Als neue Katego­rie hinzu kamen nun aber Länder, in denen eine solche Varian­te «aufzu­tre­ten droht». Reisen­de aus China müssen deswe­gen vor Abflug nach Deutsch­land vorerst einen negati­ven Corona-Test vorlegen.

Warn-App: Die bundes­ei­ge­ne Corona-App wurde seit 2020 mehr als 48 Millio­nen mal herun­ter­ge­la­den — dabei ist unklar, auf wie vielen Smart­phones sie aktiv ist. Die Warnfunk­ti­on funktio­niert nun auch mit selbst gemach­ten Schnell­tests ohne weite­re offizi­el­le Bestätigung.

Von Sascha Meyer, dpa