BERLIN/DÜSSELDORF (dpa) — Omikron beginnt sich in Deutsch­land auszu­brei­ten. Trotz massi­ver Impfkam­pa­gne scheint der Ausweg aus der Pande­mie weit. Nordrhein-Westfa­lens Minis­ter­prä­si­dent mahnt weite­re Einschrän­kun­gen an.

Gesund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach hat seine Weihnachts­grü­ße verbun­den mit einem Appell zum Corona-Testen sowie einem Dank an Impfen­de und Impfwil­li­ge. «Ich wünsche uns allen ein frohes Weihnachts­fest», schreibt der SPD-Politi­ker bei Twitter.

«Werde heute beim Famili­en­fest alle testen. Tun Sie bitte das auch. Es kann Leben retten.» Der Minis­ter dankt zugleich allen, «die heute noch impfen oder sich impfen lassen. Es ist ein Geschenk an die ganze Gesell­schaft. Danke». Nach Einschät­zung des Vorsit­zen­den der Minis­ter­prä­si­den­ten­kon­fe­renz, Hendrik Wüst (CDU), wird sich die Pande­mie auch kommen­des Jahr stark auf den Alltag in Deutsch­land auswir­ken. Der nordrhein-westfä­li­sche Regie­rungs­chef warb bereits um Verständ­nis für weite­re Erschwernisse.

Exper­ten befürch­ten Trendumkehr

Die Corona-Zahlen in Deutsch­land sanken zuletzt. Die bundes­wei­te Sieben-Tage-Inzidenz lag nach Angaben des Robert Koch-Insti­tuts (RKI) am Samstag­mor­gen bei 242,9. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 265,8 gelegen, am 25. Novem­ber bei 419,7 — vor einer Woche hatte das RKI keine Zahlen vorge­legt. Die Zahlen sind feier­tags­be­dingt nur einge­schränkt belast­bar. Exper­ten befürch­ten wegen der anste­cken­de­ren Omikron-Varian­te eine baldi­ge Trendumkehr.

«Wir tun alles für die baldi­ge Rückkehr zur Norma­li­tät, aber wir als Politik müssen ehrlich sein: Corona wird uns auch im neuen Jahr noch sehr beschäf­ti­gen und viel abver­lan­gen», sagte der nordrhein-westfä­li­sche Minis­ter­prä­si­dent Wüst der Deutschen Presse-Agentur. «Auch im neuen Jahr werden Einschrän­kun­gen im Alltag nötig bleiben werden. Omikron ist eine ganz neue Dimen­si­on der Heraus­for­de­rung.» In den kommen­den Wochen gehe es darum, Kontak­te wieder deutlich zu reduzie­ren. Auch Masken und Hygie­ne­maß­nah­men würden die Bürger noch monate­lang beglei­ten. «Die Auffri­schungs­imp­fun­gen und etwaige weite­re Impfun­gen sind der wichtigs­te Baustein der Pandemiebekämpfung.»

Impfkam­pa­gne über die Feiertage

Die Impfkam­pa­gne lief auch am Heili­gen Abend weiter. Am Freitag wurden rund 67.000 Impfun­gen verab­reicht, 51.000 davon waren sogenann­te Booster-Impfun­gen zum Auffri­schen des Impfschut­zes (Stand Dashboard: Samstag, 10.31 Uhr). Der bishe­ri­ge Impfre­kord war am 15. Dezem­ber mit insge­samt 1,6 Millio­nen Dosen erzielt worden. Offizi­el­ler Start der Impfkam­pa­gne war am 27. Dezem­ber 2020.

Mindes­tens 58,9 Millio­nen Menschen sind bisher zweifach geimpft oder haben die Einmal­imp­fung von Johnson & Johnson erhal­ten. Das sind 70,8 Prozent der Gesamt­be­völ­ke­rung. Mindes­tens 29,9 Millio­nen Menschen haben zusätz­lich einen «Booster» erhal­ten. Nicht geimpft sind demnach 21,7 Millio­nen Menschen — 26,2 Prozent der Bevöl­ke­rung. Für vier Millio­nen dieser Menschen im Alter von null bis vier Jahren (4,8 Prozent) steht bisher kein zugelas­se­ner Covid-Impfstoff zur Verfügung.

Kriti­sche Infra­struk­tur gewappnet

Das Bundes­amt für Bevöl­ke­rungs­schutz und Katastro­phen­hil­fe (BBK) geht davon aus, dass eine fünfte Corona-Welle keinen Kollaps kriti­scher Infra­struk­tu­ren in Deutsch­land zur Folge haben werde. «Eine fünfte Welle könnte zwar zu Einschrän­kun­gen führen, aber nicht zu einem Zusam­men­bruch», sagte ein Sprecher dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land. «Es gibt keinen Grund, das anzuneh­men. Es gibt Reser­ven. Wir sind mit unserem Latein nicht am Ende.» Es werde wohl noch bis Jahres­be­ginn dauern, bis sich Omikron in Deutsch­land voll auswirke.