Alaphil­ip­pe und van Aert? Abgehängt. Van der Poel? Ohne echte Chance im großen Finale. Statt­des­sen heißt der Flandern-Sieger in diesem Jahr überra­schend Kasper Asgreen. Der Däne verhin­dert damit auch, dass der Topfa­vo­rit dessen Vater übertrifft.

OUDENAARDE (dpa) — Bei den großen Radsport-Stars herrsch­te Frust.

Der nieder­län­di­sche Topfa­vo­rit Mathieu van der Poel zog selbst bei der Sieger­eh­rung noch ein frustrier­tes Gesicht, auch Wout van Aert aus Belgi­en und Frank­reichs Weltmeis­ter Julian Alaphil­ip­pe waren Geschla­ge­ne gegen Dänemarks Überra­schungs­sie­ger Jasper Asgreen. Als dessen Rivalen bei der Flandern-Rundfahrt am Sonntag im Zielbe­reich in Ouden­aar­de noch ihre Enttäu­schung verar­bei­te­ten, küsste der glück­li­che Sieger nach 254 Kilome­tern im Zielbe­reich schon seine Partnerin.

«Ich habe mich entschlos­sen, meinem Sprint zu vertrau­en. Es war ein richtig, richtig hartes Rennen. Wir waren beide am Limit», sagte der 26 Jahre alte Däne über das Finale gegen van der Poel. Der deutlich favori­sier­te Cross-Weltmeis­ter zog auf den finalen 200 Metern den Sprint an, konnte sich aber nicht gegen Asgreen durch­set­zen und ergab sich schon vor dem Ziel. Asgreen raste mit weit ausge­brei­te­ten Armen über die Zielli­nie und war total überwäl­tigt. Rang drei ging an den belgi­schen Olympia­sie­ger Greg van Avermaet.

Das deutsche Bora-hansg­ro­he-Team um Klassi­ker­spe­zia­list Nils Politt und den dreima­li­gen Weltmeis­ter Peter Sagan blieb im Kampf um den Sieg chancen­los. Die Spitzen­fah­rer um van Aert, van der Poel und Alaphil­ip­pe hatten das Tempo so früh extrem verschärft, dass das Duo nicht mehr zur Spitzen­grup­pe zählte.

Der Slowa­ke Sagan, der das Rennen 2016 gewann und 2013 auf Rang zwei beende­te, hatte sein Team zwar als «Außen­sei­ter» bezeich­net, konnte nach zuletzt guten Resul­ta­ten aber durch­aus hoffen, ein etwas besse­res Ergeb­nis auf der «Ronde» einzu­fah­ren. Politt kam mit einer Gruppe, die über zwei Minuten Rückstand auf den siegrei­chen Dänen hatte, ins Ziel und hatte wie Sagan keiner­lei Gelegen­heit auf einen Triumph in Oudenaarde.

Asgreen ist nach Rolf Sören­sen 1997 erst der zweite Däne, der das presti­ge­träch­ti­ge Monument gewinnt. Der Zweite von 2019 verhin­der­te damit auch, dass der Titel­ver­tei­di­ger dessen Vater Adrie van der Poel distan­zier­te. Dieser hatte in Flandern 1986 den Titel erobert — im Vorjahr glich Sohn Mathieu mit seinem erstma­li­gen Triumph aus, diesmal reich­te sein großer Speed im Finale nach einem brutal harten Rennen aber nicht aus.

Die großen Favori­ten gehen damit im Radsport-Jahr 2021 weiter leer aus. Bei Paris-Nizza hatte Maximi­li­an Schach­mann dem letzt­jäh­ri­gen Tour-Zweiten Primoz Roglic aus Slowe­ni­en am letzten Tag noch den Gesamt­sieg wegge­schnappt, auch bei Mailand-Sanre­mo siegte in Jasper Stuyven aus Belgi­en eher ein Außenseiter.

Die nächs­ten Chancen warten nun beim Amstel Gold Race am 18. April und bei Lüttich-Basto­gne-Lüttich am 25. April. Paris-Roubaix ist wegen der Corona-Pande­mie auf Anfang Oktober verscho­ben worden. Auch der deutsche Frühjahrs­klas­si­ker Eschborn-Frank­furt findet erst im Septem­ber — unmit­tel­bar vor der Straßen­rad-WM — statt.