STUTTGART (dpa/lsw) — Schon im Sommer 2022 platz­ten die Unter­künf­te an den klassi­schen Reise­zie­len im Südwes­ten aus allen Nähten. Für dieses Jahr hofft die Branche auf neue Rekor­de. Doch nicht überall sieht es rosig aus.

Wer seinen Urlaub in diesem Jahr im Schwarz­wald oder am Boden­see verbrin­gen will, sollte nicht allzu kurzfris­tig buchen. In einigen Touris­mus­re­gio­nen gebe es für 2023 die Hoffnung auf neue Besucher­re­kor­de, nachdem 2022 schon das Vor-Pande­mie-Niveau erreicht worden sei, sagte Jochen Alber, Geschäfts­füh­rer beim Deutschen Hotel- und Gaststät­ten­ver­band (Dehoga) in Baden-Württem­berg. Der Trend zu immer kurzfris­ti­ge­ren Buchun­gen halte aber an: Früher habe der Vorlauf in der Regel vier Wochen betra­gen, heute sei es eher eine Woche.

«Die Entschei­dun­gen sind aus Verbrau­cher­sicht kurzfris­ti­ger gewor­den. Man lässt sich Zeit, um notfalls ohne Storno­kos­ten noch mal absprin­gen zu können», sagte Alber. Für die Betrie­be bedeu­te das zusätz­li­che Planungs­un­si­cher­heit, die vor allem kleine­ren Häusern zu schaf­fen mache. Ein Hotelier habe ihm zuletzt berich­tet, dass er wisse, dass er in den kommen­den Wochen ausge­bucht sein werde — richtig sicher sei das aber immer erst ein paar Tage vorher. «Das war früher anders.»

Abseits der klassi­schen Touris­mus­re­gio­nen sehe es mit der Erholung von der Corona-Pande­mie aber noch nicht ganz so rosig aus, sagte Alber. Bei Geschäfts­rei­sen, aber auch im Zuge von Messen oder Veran­stal­tun­gen sei das Niveau von 2019 noch nicht erreicht — und könnte künftig eventu­ell auch nicht mehr erreicht werden. Es brauche daher neue Vermark­tung. Da seien in der Vergan­gen­heit Poten­zia­le nicht ausge­schöpft worden — Stutt­gart etwa könne seine Volks­fes­te oder Automo­bil­mu­se­en noch mehr ins Schau­fens­ter stellen.

Generell blicke das Gastge­wer­be im Südwes­ten wieder etwas zuver­sicht­li­cher in die Zukunft, sagte Alber. Während im letzten Jahr einer Branchen­um­fra­ge zufol­ge zwei Drittel der Unter­neh­men ihre Zukunft kritisch bewer­te­ten, war es zuletzt weniger als die Hälfte. Das Weihnachts- und Silves­ter­ge­schäft etwa sei sehr gut gewesen.

Aller­dings spürten etliche Gastwir­te einen Rückgang der Gäste­zah­len wegen der Konsum­zu­rück­hal­tung. Viele Gastro­no­men hätten ihre Preise wegen gestie­ge­ner Kosten für Lebens­mit­tel oder Perso­nal erhöhen müssen. «Die Grenze dessen, was man dem Gast noch zumuten kann, ist in vielen Berei­chen schon nah.» Bei der Quali­tät Abstri­che zu machen, sei nicht ratsam — da blieben als Spiel­raum nur noch die Beila­gen oder die Portionsgrößen.