LOS ANGELES (dpa) — Das Wahrzei­chen von Los Angeles sind die riesi­gen Buchsta­ben «Holly­wood» in den Hügeln am Stadt­rand. Die werden nun 100 Jahre alt. Der Zutritt ist verbo­ten, doch die Versu­chung ist groß.

Das Wahrzei­chen von Los Angeles lädt nicht zum Besuch ein — im Gegen­teil. «Kein Zugang zum Holly­wood Sign», steht auf Warnschil­dern an Maschen­draht­zäu­nen, Festnah­me und Geldstra­fen möglich. «Achtung, gefähr­li­che Tiere» — vor Berglö­wen und Klapper­schlan­gen wird gewarnt.

Dennoch zieht der berühm­te Schrift­zug «Holly­wood» in den steilen Hügeln der Millio­nen­me­tro­po­le magisch an. Kaum ein Besucher verlässt die Traum­fa­brik, ohne die gut 13 Meter hohen und bis zu 12 Meter breiten Buchsta­ben mit der Kamera ins Visier genom­men zu haben.

Auf dem Weg durch Los Angeles hat man den Schrift­zug in der Ferne oft im Blick, nur eben nicht zum Greifen nah. «Eine Menge Leute wollen eine Großauf­nah­me», sagt Diana Wright. Die 37-Jähri­ge Kalifor­nie­rin steht am Fuße des riesi­gen D‑Buchstaben. «Klar, dass einige neidisch auf mich sind», fügt sie mit einem Augen­zwin­kern dazu. Wright arbei­tet für die gemein­nüt­zi­ge Organi­sa­ti­on «The Holly­wood Sign Trust», die sich für den Erhalt des Wahrzei­chen stark macht — «als inter­na­tio­na­les Symbol fürs Filme­ma­chen und die Verwirk­li­chung von Träumen».

«Wir wollen das Schild vor Besuchern schützen»

Wright zählt zu den wenigen Befug­ten mit Zutritt, die ausge­wähl­te Besucher, darun­ter Presse­leu­te, zu den Buchsta­ben führen darf. Gerade in diesem Jahr, zum 100. Geburts­tag, ist die Nachfra­ge groß. Man müsse dafür «wie eine Bergzie­ge» sein, lacht die Führe­rin. Und schon wird es ernst. An einem Kletter­seil geht es auf einem schma­len Pfad rückwärts bergab. Zum Fuß der Buchsta­ben sind es knapp Hundert Meter, darun­ter setzt sich der schrof­fe Canyon steil ins Tal fort.

«Es ist wirklich gefähr­lich», betont Wright. «Wir wollen das Schild vor Besuchern schüt­zen, aber auch Leute mit dummen Ideen fernhal­ten, die sich hier verlet­zen könnten.»

1923 hätten Arbei­ter mit Eseln in diesem schwer zugäng­li­chen Gelän­de das Materi­al angeschleppt. Aus alten Telefon­mas­ten aus Holz und Blech­stü­cken wurde der Origi­nal-Schrift­zug gezim­mert — er war vier Buchsta­ben länger. «Holly­wood­land» war der Werbe­gag einer Makler­fir­ma, die Grund­stü­cke in den damals noch unbewohn­ten Hügeln verkau­fen wollte. 3700 Glühbir­nen brach­ten das Billboard nachts zum Leuch­ten. Albert Kothe, ein deutscher Einwan­de­rer, hatte den Job, die Konstruk­ti­on in Schuss zu halten, das Auswech­seln der Lampen gehör­te dazu.

Es gab Aufru­fe, das Schild ganz abzureißen

«Es fing als Werbe­ta­fel an, ging durch Höhen und Tiefen und wurde schließ­lich zur Ikone», sinniert Wright. Tatsäch­lich sorgte das Wahrzei­chen in hundert Jahren oft für Schlag­zei­len. 1932 stürz­te die junge, arbeits­lo­se Schau­spie­le­rin Peg Entwist­le von dem Buchsta­ben H in den Tod. «Sie wurde als “Holly­wood Sign Girl” bekannt, erzählt Wright. Es sei der einzi­ge bekann­te Suizid von dem Schriftzug.

Mit der Zeit verwit­ter­ten die Buchsta­ben, die Farbe blätter­te ab, Teile kippten um. Es gab Aufru­fe, das Schild ganz abzureißen.

Doch in den späten 1940er Jahren wurde die Konstruk­ti­on saniert und dabei die letzten vier Buchsta­ben abmon­tiert. 1978 griffen die Handels­kam­mer von Holly­wood und einige promi­nen­te Geldge­ber ein. Es gab einen komplet­ten Facelift, alle Buchsta­ben wurden ausge­wech­selt, aus Stahl­trä­gern und riesi­gen Wellblech­plat­ten gefer­tigt. «Playboy»-Chef Hugh Hefner bezahl­te ein neues «Y», Schock-Rocker Alice Cooper spende­te ein «O».

Der Schrift­zug hat Erdbe­ben und Waldbrän­de überstan­den, doch gelegent­lich musste er für Wortspie­le­rei­en herhal­ten: Papst Johan­nes Paul II. wurde 1987 bei einem Besuch mit «Holywood» (Heili­ger Wald) begrüßt. Zweimal machten Verfech­ter einer libera­len Drogen­po­li­tik «Holly­wood» zu «Holly­weed» — «weed» (Kraut) bedeu­tet umgangs­sprach­lich Marihuana.

Zuletzt passier­te das in der Silves­ter­nacht 2017, als Unbefug­te die beiden O‑Buchstaben mit weißen und schwar­zen Planen zu E’s machten. Gewöhn­lich ist die Polizei schnell zur Stelle. Das Schild werde rund um die Uhr bewacht, sagt Wright. 13 Kameras und andere Senso­ren wurden installiert.

«Holly­wood liebt es, das Schild zu zerstören»

Auch für Regis­seu­re ist die ikoni­sche Kulis­se eine belieb­te Zielschei­be. «Holly­wood liebt es, das Schild zu zerstö­ren», witzelt Wright. «Es wurde schon in die Luft gesprengt, angezün­det und mit Laser­strah­len beschos­sen.» Natür­lich mit Hilfe von Spezi­al­ef­fek­ten. In dem Katastro­phen­film «The Day After Tomor­row» bringt Roland Emmerich mit einem Torna­do die Buchsta­ben zum Einsturz, in «San Andre­as» löscht ein Mega-Erdbe­ben das Wahrzei­chen aus.

Recht­zei­tig für das Jubilä­ums­jahr wurde der Schrift­zug im vorigen Herbst mit 1500 Liter weißer Farbe in einer mehrwö­chi­gen Verschö­ne­rungs­ak­ti­on aufge­mö­belt. Im Januar gab der «Holly­wood Sign Trust» erste Pläne für den Bau eines Besucher­zen­trums bekannt. Ziel sei es, Touris­ten einen Ort zu bieten, wo sie mehr über die Geschich­te lernen können.

Derzeit müssen sich Fans noch mit dem Blick aus der Ferne begnü­gen. Die besten Aussichts­punk­te sind über Wander­we­ge in dem hügeli­gen Gelän­de des Griffith Parks zu errei­chen. Für viele Touris­ten ist es eine belieb­te Selfie-Kulisse.

«Das muss man einmal im Leben gesehen haben», sagt eine junge Frau aus dem US-Staat Arizo­na, die mit Freun­din­nen in Los Angeles Urlaub macht. Nun sitzt die Gruppe mitten im Grünen, hoch über der Stadt, die Kameras auf die «Hollywood»-Buchstaben gerich­tet. «Es ist so fried­lich hier», sagt die Touris­tin. «Hier kann man der Verrückt­heit von Holly­wood gut entkommen.»

Von Barba­ra Munker, dpa