Macht die Pande­mie knause­rig? Im Gegen­teil, heißt es beim Deutschen Spenden­rat. In Deutsch­land ist 2020 so viel gespen­det worden wie selten zuvor.

BERLIN (dpa) — Die Menschen in Deutsch­land haben im ersten Pande­mie-Jahr deutlich mehr Geld gespen­det als früher. Das geht aus der heute veröf­fent­lich­ten Bilanz des Deutschen Spenden­rats für 2020 hervor.

Mit 5,4 Milli­ar­den Euro sei das Spenden­ni­veau im Vergleich zum Vorjahr um rund fünf Prozent gewach­sen, teilte der Verband mit. «Das war nicht zu erwar­ten», sagte Geschäfts­füh­rer Max Mälzer der Deutschen Presse-Agentur. Selbst optimis­ti­sche Progno­sen hätten nur bei einem Plus von 1,6 Prozent gelegen.

Der Spenden­rat ist der Dachver­band von rund 70 gemein­nüt­zi­gen Organi­sa­tio­nen aus den Berei­chen sozia­le und humani­tä­re Hilfe, Umwelt und Tierschutz, Kunst und Kultur sowie Denkmal­schutz. Die «Bilanz des Helfens» gibt es seit 2005. Sie wird vom Markt­for­schungs­in­sti­tut GfK im Auftrag des Spenden­rats aufgestellt.

Beson­ders großzü­gig zeigten sich Spenden­de danach im vergan­ge­nen Jahr während der beiden Lockdowns. Die Leute griffen noch tiefer in die eigene Tasche als sonst, beson­ders in der ohnehin schon spenden­star­ken Vorweih­nachts­zeit. Mälzer erklärt sich das mit zwei Tenden­zen. «Einmal hatten viele Menschen im Lockdown mehr Zeit nachzu­den­ken und über das Leben zu reflek­tie­ren», sagt er. «Zum Zweiten gab es weniger Möglich­kei­ten, das Geld selbst auszu­ge­ben, zum Beispiel beim Essen­ge­hen, für Kleidung oder im Club.»

Dass Überschüs­se in Spenden und nicht auf Sparbü­cher flossen, erklärt sich Mälzer mit einem realis­ti­schen Bewusst­sein in Deutsch­land. «Vielen Menschen ist klar, dass es ihnen hier trotz Pande­mie immer noch vergleichs­wei­se gut geht.» Sie seien bereit, abzuge­ben. Viel Geld sei so zum Beispiel in Corona-Hilfs­fonds geflos­sen, sowohl in den humani­tä­ren als auch den kultu­rel­len Bereich. Inter­na­tio­nal hätten allein die Explo­si­ons­ka­ta­stro­phe in Beirut im August und der Brand im griechi­schen Flücht­lings­la­ger Moria im Septem­ber überdurch­schnitt­lich zu Spenden motiviert.

Die Pande­mie hat aber auch zu Verlie­rern auf dem Spenden­markt geführt: Dazu zählen viele Organi­sa­tio­nen, die beim Sammeln vorwie­gend auf Publi­kum setzen — von der Kirchen­kol­lek­te bis zum Basar im Verein. Zu den ganz großen Losern gehört dabei der Sport mit rund 76 Millio­nen Euro Spenden weniger als 2019.

Rund 19 Millio­nen Menschen in Deutsch­land haben nach der Analy­se 2020 Geld an gemein­nüt­zi­ge Organi­sa­tio­nen oder Kirchen gespen­det. Das waren zwar eine halbe Milli­on Geber weniger als 2019, doch sie verzich­te­ten auf mehr Geld. Der Betrag der durch­schnitt­li­chen Spende lag im Vergleich zu 2019 um drei Euro höher und ist bei einem Rekord­ni­veau von 40 Euro angekom­men. Passio­nier­te Spender geben diese Summe im Jahr im Schnitt sieben Mal — macht fast 300 Euro.

Beson­ders großzü­gig ist dabei weiter­hin die Genera­ti­on 70 plus. Für Mälzer hat es damit zu tun, dass Rentner und Pensio­nä­re sehr genau ihre Einkom­mens­hö­he kennen und oft weniger große und langfris­ti­ge Ausga­ben haben. Ein Haupt­an­teil aller Spenden floss mit rund 75 Prozent weiter­hin in die humani­tä­re Hilfe. Darüber hinaus verbuch­ten die Berei­che Tierschutz sowie Kultur- und Denkmal­pfle­ge Zuwachs.