Monate­lan­ge Planung für den schöns­ten Tag im Leben, dann kam das Corona-Virus. Vielen Paaren ist angesichts der stren­gen Aufla­gen die Freude am Heira­ten vergan­gen — zunächst. Denn Standes­be­am­te rechnen damit, dass viele Termi­ne nachge­holt werden.

Mitte März hatten Bund und Länder stren­ge Aufla­gen verhängt, um die Ausbrei­tung des Virus zu verhin­dern. Viele Standes­äm­ter schlos­sen vorüber­ge­hend, andere schränk­ten ihre Diens­te ein.

Nur einmal wurden seit der Wieder­ver­ei­ni­gung in einem ersten Halbjahr noch weniger Ehen geschlos­sen: 2007, als viele Paare den Juli und damit das Hochzeits­da­tum 7.7.2007 ansteu­er­ten. Damals heira­te­ten im ersten Halbjahr nur 138.800 Paare.

Im laufen­den Jahr gab es mit dem 02.02.2020 und dem 20.02.2020 gleich zwei attrak­ti­ve Termi­ne, die auch reich­lich genutzt wurden — was ein weite­res Absin­ken der Zahlen verhin­der­te, wie das Bundes­amt berich­te­te. Im Febru­ar 2020 heira­te­ten 21.500 Paare, fast 7300 mehr als Vorjahresmonat.

Der Effekt war in den Bundes­län­dern unter­schied­lich stark: In Branden­burg (plus 84 Prozent), Mecklen­burg-Vorpom­mern (plus 82 Prozent) und Thürin­gen (plus 80 Prozent) sagten im Febru­ar deutlich mehr Paare «Ja» zuein­an­der. In Hamburg fand er dagegen so gut wie keine Beach­tung, hier blieb die Zahl der Eheschlie­ßun­gen gleich.

Erkennt­nis­se über die Auswir­kung der Pande­mie ließen sich erst langfris­tig gewin­nen, erklär­ten die Statis­ti­ker. Denn langsam wieder steigen­de Zahlen vom Mai und Juni deute­ten darauf­hin, dass viele Standes­amt-Termi­ne ledig­lich verscho­ben und nicht abgesagt wurden. Der Stand der Vorjah­re war aber noch nicht erreicht.

«Es kann sein, dass einiges wieder aufge­holt wird», sagt Carola Hofbau­er-Raup, Standes­be­am­tin in Schles­wig und Vorsit­zen­de des Landes­ver­bands der Standes­be­am­tin­nen und Standes­be­am­ten Schles­wig-Holstein. Vieler­orts seien nur wenige Termi­ne wirklich abgesagt und dafür mehr verscho­ben worden. Etwa jetzt in den Spätsom­mer. «Oder die Paare wollten den gleichen Termin ein Jahr später», sagt Hofbauer-Raup.

Die Bedin­gun­gen zum Heira­ten seien vor Ort noch sehr unter­schied­lich, berich­te­te die Standes­be­am­tin mit Blick auf die bundes­wei­te Situa­ti­on. Es gälten Abstands­re­geln und Höchst­gren­zen für die Zahl der Gäste. Anfangs hätten die Paare nur allein kommen dürfen — was nicht überall für Ärger gesorgt habe: «Manche waren ganz froh, dass sie die Zeit für sich haben konnten.»

Was das große Feiern angeht, sei die Verun­si­che­rung groß, sagt die Spreche­rin des Bundes deutscher Hochzeits­pla­ner, Svenja Schirk. Viele Paare hätten ihr Fest auf nächs­tes Jahr verscho­ben. Die Corona-Regeln könnten jeden Tag geändert werden, dazu seien sie vor Ort sehr unter­schied­lich. Büffets seien nicht möglich, es gälten Obergren­zen bei der Zahl der Gäste, Abstands­re­geln müssten einge­hal­ten werden, teils herrsche Tanzver­bot. Täglich erreich­ten den Bundes­ver­band viele Anfra­gen dazu. «Ausge­las­sen Feiern und einen unbeschwer­ten Tag zu haben, geht zurzeit nicht.» Sie hoffe, dass sich die Lage nächs­tes Jahr bessere.