FRANKFURT/MAIN (dpa) — Der Jahres­auf­takt ist für die Deutsche Bank so gut gelau­fen wie lange nicht. Doch der Vorstand will die Kosten weiter drücken — auch über den Abbau von Führungspositionen.

Die Deutsche Bank verschärft trotz des besten Jahres­starts seit 2013 ihren Sparkurs. Um den Gewinn weiter nach oben zu treiben, sollen die Kosten noch kräfti­ger gesenkt werden als bisher angestrebt, wie der Frank­fur­ter Dax-Konzern am Donners­tag ankün­dig­te. Geplant seien «strik­te Einstel­lungs­be­schrän­kun­gen in kunden­fer­nen Berei­chen», ein «geziel­ter Stellen­ab­bau in den Führungs­ebe­nen», die «Verschlan­kung des Baufi­nan­zie­rungs­ge­schäfts» sowie die weite­re Verklei­ne­rung des Techno­lo­gie­zen­trums in Russland.

Im ersten Quartal erhöh­te sich der Vorsteu­er­ge­winn des größten deutschen Geldhau­ses im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjah­res um zwölf Prozent auf gut 1,85 Milli­ar­den Euro. Dies ist nach Angaben der Deutschen Bank das höchs­te Quartals­er­geb­nis seit zehn Jahren. Unter dem Strich entfie­len auf die Aktio­nä­re rund 1,16 Milli­ar­den Euro Überschuss nach 1,06 Milli­ar­den Euro ein Jahr zuvor.

Kosten­ein­spa­run­gen über 2,5 Milli­ar­den geplant

Insge­samt zeigten die Ergeb­nis­se, dass die Bank auf gutem Weg sei, die vom Vorstand gesetz­ten Ziele für 2025 «zu errei­chen oder zu übertref­fen», bilan­zier­te Konzern­chef Chris­ti­an Sewing. «Wir wollen unsere Strate­gie durch die heute angekün­dig­ten zusätz­li­chen Maßnah­men noch schnel­ler umset­zen.» Die zusätz­li­chen Kosten­ein­spa­run­gen sollen sich nun auf 2,5 Milli­ar­den Euro summie­ren, bisher waren 2,0 Milli­ar­den Euro angestrebt. In Berei­chen, die nicht direkt mit Kunden zu tun haben, sollen etwa fünf Prozent der Leitungs­jobs wegfal­len. Dabei gehe es um etwa 800 Menschen, erläu­ter­te Sewing in einer Telefonkonferenz.

Bereits am Mittwoch­abend hatte die Deutsche Bank angekün­digt, dass der Vorstand von zehn auf neun Mitglie­der verklei­nert wird. Neben Privat­kun­den­chef Karl von Rohr, der Ende Oktober ausschei­det, geht auch die für das Ameri­ka-Geschäft verant­wort­li­che Vorstän­din Chris­tia­na Riley. Sie verlässt das Unter­neh­men zur Haupt­ver­samm­lung am 17. Mai. Neuer Privat­kun­den­chef wird spätes­tens ab 1. Novem­ber Claudio de Sanctis.

Zur Baufi­nan­zie­rung verwies Finanz­vor­stand James von Moltke in der Telefon­kon­fe­renz auf die gesun­ke­ne Nachfra­ge nach Immobi­li­en­kre­di­ten angesichts der gestie­ge­nen Zinsen. Die Bank werde sich bei der Verga­be von Baudar­le­hen «beschei­den zurück­hal­ten» — auch weil die Finanz­auf­sicht Bafin Geldhäu­sern seit dem vergan­ge­nen Frühjahr einen neuen Kapital­puf­fer für Wohnim­mo­bi­li­en­kre­di­te vorschreibt. Aller­dings bleibe die Baufi­nan­zie­rung «ein absolu­tes Schlüs­sel­pro­dukt in unserer Kunden­be­zie­hung», versi­cher­te von Moltke.

Gutes Abschnei­den dank gestie­ge­ner Zinsen

Das überra­schend gute Abschnei­den im ersten Quartal verdankt die Deutsche Bank nicht zuletzt den deutlich gestie­ge­nen Zinsen. Der Zinsüber­schuss sprang um fast ein Fünftel auf 3,4 Milli­ar­den Euro nach oben. Obwohl Einnah­men der hausei­ge­nen Invest­ment­bank im Vergleich zum ungewöhn­lich starken Vorjah­res­zeit­raum einbra­chen, wuchsen die gesam­ten Erträ­ge des Konzerns um fünf Prozent auf knapp 7,7 Milli­ar­den Euro. Derweil legte die Bank 372 Millio­nen Euro für gefähr­de­te Kredi­te zurück. Das war gut ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor, als der russi­sche Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne gerade begon­nen und die Weltwirt­schaft in Turbu­len­zen gestürzt hatte.

Unter den Konzern­spar­ten konnte nur die hausei­ge­ne Unter­neh­mens­bank ihren Vorsteu­er­ge­winn steigern: Mit 822 Millio­nen Euro warf sie sogar mehr als dreimal so viel ab wie ein Jahr zuvor. In der Invest­ment­bank brach der Vorsteu­er­ge­winn hinge­gen um 42 Prozent ein, und in der Privat­kun­den­bank sackte er wegen einer höheren Risiko­vor­sor­ge für gefähr­de­te Kredi­te im Ausland um 29 Prozent nach unten. Die Fonds­toch­ter DWS brach­te dem Konzern mit 115 Millio­nen Euro vor Steuern nur gut halb so viel ein wie im Vorjahreszeitraum.

Nachdem der Dax-Konzern 2022 den höchs­ten Gewinn seit 15 Jahren einge­fah­ren hatte, können die Anteils­eig­ner neben einer Dividen­de in Kürze auch mit einem Aktien­rück­kauf­pro­gramm rechnen. «In Anbetracht der guten Ergeb­nis­se des ersten Quartals und der weiter verbes­ser­ten Kapital­quo­ten hat das Manage­ment einen Dialog mit den Aufsichts­be­hör­den zu Aktien­rück­käu­fen im laufen­den Jahr einge­lei­tet», teilte die Deutsche Bank mit. Nach Einschät­zung des Manage­ments dürften die Rückkäu­fe in der zweiten Jahres­hälf­te 2023 beginnen.