DOHA (dpa) — Die deutsche Fußball-Natio­nal­mann­schaft spielt in der Vorrun­de der WM 2022 gegen Spani­en, Japan und den Gewin­ner der Playoff-Partie zwischen Costa Rica und Neusee­land, ergab die Auslo­sung in Doha.

Noch auf der Gala-Bühne traf sich Hansi Flick mit Luis Enrique zum kurzen WM-Plausch. Neben seinem spani­schen Kolle­gen posier­te der Bundes­trai­ner für ein gemein­sa­mes Foto und kommen­tier­te danach das Knaller-Los voller Vorfreude.

«Das war schon der Hammer», sagte Flick. Die deutsche Natio­nal­mann­schaft bekommt es in der Gruppen­pha­se der Fußball-WM 2022 in Katar neben Ex-Weltmeis­ter Spani­en auch mit Eröff­nungs­geg­ner Japan sowie dem Gewin­ner der Playoff-Partie zwischen Costa Rica und Neusee­land zu tun.

«Es ist eine großar­ti­ge Gruppe»

Die Gegner hatte Flick am Freitag bei der Gruppen­aus­lo­sung in seinem breiten weißen Sessel in der fünften Reihe des Konfe­renz­zen­trums der WM-Haupt­stadt Doha notiert. Spani­en sei «natür­lich ein Topfa­vo­rit auch auf den Titel», sagte Flick und kündig­te schmun­zelnd ein Gespräch mit Rekord­na­tio­nal­spie­ler Lothar Matthä­us an, der die Deutsch­land-Kugel in Gruppe E gezogen hatte: «Da muss ich mit Lothar noch mal sprechen.» Mit dem spani­schen Natio­nal­trai­ner Luis Enrique posier­te Flick auf der Auslo­sungs­büh­ne lächelnd für Fotos. Der golde­ne WM-Pokal stand da schon in Reich­wei­te. «Es ist eine großar­ti­ge Gruppe», sagte der Spanier.

«Deutsch­land ist eine Macht. Die Deutschen haben einen Top-Trainer, sie haben sich verbes­sert und auch verän­dert. Aber wir sind Spani­en, wir sind auch eine Macht, und wir sind Siebter in der FIFA-Ranglis­te», sagte Enrique später vor Journa­lis­ten und blick­te schon einmal voraus: «Alle Spiele werden schwie­rig sein. Aber wir kennen Deutsch­land sehr gut.»

Negati­ve Erfah­run­gen mit Spanien

Los geht es für die DFB-Auswahl am 23. Novem­ber gegen Japan — angepfif­fen wird die Partie im Khali­fa-Stadi­on um 14.00 Uhr MEZ (16.00 Uhr Ortszeit). Das Schla­ger­spiel gegen Spani­en steigt vier Tage später am ersten Advent (20.00 Uhr MEZ) im Al-Bayt-Stadi­on. «Es war klar, dass wir aus Topf eins einen sehr guten Gegner kriegen würden», sagte DFB-Kapitän Manuel Neuer bei Magen­ta: «Jetzt ist es Spani­en, da haben wir negati­ve Erfah­run­gen gemacht in der Vergan­gen­heit. Aber ich glaube, so etwas passiert uns nicht zweimal.»

2008 hatte Deutsch­land das EM-Finale gegen Spani­en verlo­ren, 2010 war im WM-Halbfi­na­le wegen der Iberer Schluss. Spani­en feier­te in Südafri­ka den WM-Titel. Und noch frisch in Erinne­rung: Das sehr schmerz­haf­te 0:6 in der Nations League im Novem­ber 2020 zum Ende der Ära von Joachim Löw als Bundestrainer.

Bei Turnie­ren geht es immer um die Tagesform

«Wir respek­tie­ren alle Gegner, wir müssen auf höchs­tem Niveau spielen», sagte Matthä­us. Das dritte deutsche Gruppen­spiel ist für den 1. Dezem­ber (20.00 Uhr MEZ) angesetzt, zuvor müssen Costa Rica und Neusee­land im kommen­den Juni um das WM-Ticket spielen. Das offizi­el­le WM-Auftakt­spiel bestrei­tet Gastge­ber Katar am 21. Novem­ber um 17.00 Uhr MEZ gegen Ecuador — auch wenn zuvor schon die Partien Senegal gegen die Nieder­lan­de und England gegen Iran anste­hen. Dass Deutsch­land erst zwei Tage später einsteigt, will die DFB-Auswahl noch für ein Testspiel nutzen, verriet DFB-Direk­tor Oliver Bierhoff.

Im Achtel­fi­na­le würde ein Gegner aus der Gruppe F warten — Belgi­en, Kanada, Marok­ko oder Kroati­en. Im Viertel­fi­na­le wäre Brasi­li­en ein mögli­cher Gegner. «Gerade bei Turnie­ren geht es immer um die Tages­form in den K.o.-Spielen, da muss man die Nase vorne haben. Da muss man die Clever­ness mitbrin­gen. Wir haben uns in der jüngs­ten Vergan­gen­heit nicht mit Ruhm bekle­ckert», sagte Neuer.

Vorschuss­lob von Infan­ti­no «größte Show der Erde»

Die auch von Holly­wood­star Idris Elba moderier­te Auslo­sung zelebrier­ten die katari­schen Gastge­ber als große Licht­show mit für das Emirat tradi­tio­nel­len Elemen­ten. Katars Staats­ober­haupt, Emir Tamim bin Hamad Al Thani, schritt als Ehren­gast in den großen Saal des Konfe­renz­zen­trums, FIFA-Präsi­dent Gianni Infan­ti­no an seiner Seite. Der Schwei­zer pries die kommen­de Endrun­de jetzt schon als «beste aller Zeiten», als die «größte Show der Erde».

Wie am Vortag beim FIFA-Kongress sprach Infan­ti­no auch die schwie­ri­ge Weltla­ge an, ohne dabei den Angriffs­krieg des vorhe­ri­gen WM-Gastge­bers Russland auf die Ukrai­ne direkt zu erwäh­nen. «Die Welt ist gespal­ten, es gibt viele Ausein­an­der­set­zun­gen», sagte der FIFA-Präsi­dent. «Deshalb ist es so wichtig, die Menschen wieder zusam­men­zu­brin­gen. Dafür ist die WM eine gute Gelegen­heit. Deshalb möchte ich alle politi­schen Entschei­dungs­trä­ger anfle­hen: Bitte, bitte, beenden Sie den Krieg, versu­chen sie, aufein­an­der zuzuge­hen und für Frieden einzu­ste­hen. Ich flehe Sie an.»

Politi­sche Brisanz in Gruppe B

In der Gruppe B kommt es zum politisch brisan­ten Spiel zwischen den USA und Iran. Auch die Ukrai­ne würde in diese Gruppe einsor­tiert, sollte sie die Playoffs im Sommer spielen können. Sie müsste erst Schott­land und dann Wales schla­gen, um zur WM zu fahren.

Der Emir beton­te: «Es ist wichtig, dass wir als Menschen auf dieser Erde aufein­an­der zugehen.» Der Scheich wünsch­te allen Teilneh­mern «viel, viel Glück». Große Kritik an der Menschen­rechts­la­ge und den Bedin­gun­gen für auslän­di­sche Arbei­ter, die von Menschen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen erst in dieser Woche erneu­ert worden war, war erwar­tungs­ge­mäß bei der großen FIFA-Show kein Thema.

Abgeschie­den liegen­des WM-Quartier gesucht

Auf dem Weg zur WM bleiben Flick und seinem Team sechs Pflicht­spie­le in der Nations League der Europäi­schen Fußball-Union. In Juni sind vier Partien angesetzt, beim nicht für die WM quali­fi­zier­ten Europa­meis­ter Itali­en, in München gegen England, in Ungarn sowie in Mönchen­glad­bach gegen die Italie­ner. Im Septem­ber folgen die Rückspie­le gegen Ungarn und in England. Die Abstel­lungs­pflicht für die Verei­ne beginnt unmit­tel­bar nach dem 15. Bundes­li­ga-Spiel­tag am 14. November.

Die Entschei­dung, wo die DFB-Auswahl ihr WM-Quartier aufschlägt, solle kurz nach der Auslo­sung verkün­det werden, hatte Bierhoff gesagt. Dem Verneh­men nach soll das Zulal Wellness Resort ganz im Norden des Emirats der DFB-Favorit sein. Die Luxus­an­la­ge gut 100 Kilome­ter nördlich der Haupt­stadt Doha, die zum WM-Zentrum werden wird, bietet die auch von Flick gewünsch­te Abgeschie­den­heit vom großen Rummel. «Wir werden noch einmal tief in uns gehen», sagte Bierhoff, der dann die Vortei­le eines Quartiers außer­halb des Trubels erwähn­te: «Natür­lich spielt auch der Verkehr in der Stadt eine Rolle.»

Von Jan Mies, Flori­an Lütti­cke und Patrick Reichardt, dpa