HELSINKI (dpa) — Die Bewer­tung des eigenen Lebens­glücks bleibt auch in Krisen­zei­ten überra­schend konstant. Der Norden Europas behaup­tet einmal mehr die Spitzen­po­si­tio­nen. Für Deutsch­land geht es leicht nach unten.

Das globa­le Glücks­emp­fin­den ist trotz gleich mehre­rer Krisen auf der Welt bemer­kens­wert konstant geblie­ben. Zu diesem Schluss kommt eine unabhän­gi­ge Exper­ten­grup­pe im neuen Weltglücks­be­richt, der am Montag anläss­lich des von den Verein­ten Natio­nen ausge­ru­fe­nen Inter­na­tio­na­len Tags des Glücks veröf­fent­licht wurde.

Klarer Spitzen­rei­ter unter den Ländern mit der glück­lichs­ten Bevöl­ke­rung der Erde bleibt auch im sechs­ten Jahr in Folge einmal mehr Finnland — trotz der stark verschlech­ter­ten Sicher­heits­la­ge in Europa in Folge des russi­schen Angriffs­kriegs gegen die Ukrai­ne und des noch nicht abgeschlos­se­nen finni­schen Nato-Beitritts.

Hinter dem nördlichs­ten Land der EU folgen in dem Ranking mit einigem Abstand Dänemark, Island, Israel und die Nieder­lan­de, ehe Mit-Nato-Anwär­ter Schwe­den sowie Norwe­gen, die Schweiz, Luxem­burg und Neusee­land die Top Ten komplet­tie­ren. Im Jahres­ver­gleich macht Israel einen Satz von Rang neun auf vier. Deutsch­land kommt diesmal auf Rang 16 — zwei Plätze schlech­ter als im Vorjahr. Klar am unglück­lichs­ten unter den 137 unter­such­ten Staaten sind Afgha­ni­stan und der Libanon.

Lebens­be­wer­tun­gen bemer­kens­wert stabil

Die betei­lig­ten Wissen­schaft­le­rin­nen und Wissen­schaft­ler, die den Bericht auf Basis von Umfra­gen des Insti­tuts Gallup veröf­fent­li­chen, berech­nen das Ranking jeweils auf Basis von Daten der vergan­ge­nen drei Jahre. Für das Glücks­emp­fin­den haben sie sechs Schlüs­sel­fak­to­ren ausge­macht: sozia­le Unter­stüt­zung, Einkom­men, Gesund­heit, Freiheit, Großzü­gig­keit und die Abwesen­heit von Korruption.

Trotz gleich mehre­rer sich überschnei­den­der Krisen seien die Lebens­be­wer­tun­gen in den meisten Bevöl­ke­run­gen der Erde weiter­hin bemer­kens­wert stabil geblie­ben, schrie­ben die Forscher. In den Jahren 2020 bis 2022, die stark von der Corona-Pande­mie geprägt wurden, seien die Werte im globa­len Durch­schnitt genau­so hoch gewesen wie in den drei Jahren vor der Pande­mie. Glück­li­cher sind die Menschen dem Bericht zufol­ge generell in Ländern, in denen Glück und Wohlbe­fin­den möglichst gleich­mä­ßig in der Bevöl­ke­rung verteilt sind.

«Das durch­schnitt­li­che Glück und unser Länder-Ranking sind während der drei Covid-19-Jahre bemer­kens­wert stabil geblie­ben», erklär­te der am Bericht betei­lig­te Wissen­schaft­ler John Helli­well. Verän­de­run­gen in der Ranglis­te stell­ten fortge­setz­te, langfris­ti­ge Trends dar, etwa die verbes­ser­ten Platzie­run­gen der balti­schen Staaten Litau­en (Platz 20), Estland (31) und Lettland (41). Selbst in diesen schwie­ri­gen Jahren seien positi­ve Emotio­nen doppelt so weit verbrei­tet wie negative.

Ukrai­ni­scher Gesamt­wert geht minimal zurück

Die Ukrai­ne (Rang 92) und Russland (70) liegen im neuen Bericht etwas weiter oben als vor einem Jahr, auch wenn der ukrai­ni­sche Gesamt­wert — im Gegen­satz zum russi­schen — minimal zurück­ge­gan­gen ist. «Trotz des Ausma­ßes des Leids und der Schäden in der Ukrai­ne sind die Lebens­be­wer­tun­gen im Septem­ber 2022 höher geblie­ben als nach der Annexi­on von 2014», schrie­ben die Wissen­schaft­ler unter Verweis auf das Jahr der russi­schen Annexi­on der ukrai­ni­schen Krim-Halbinsel.

Nach Erkennt­nis­sen der Exper­ten liegt das unter anderem an einem nun viel stärke­ren Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl und Vertrau­en in die Führung um Präsi­dent Wolodym­yr Selen­skyj. Das Vertrau­en in die Regie­run­gen sei 2022 in beiden Ländern gewach­sen, dabei aber viel stärker in der Ukrai­ne als in Russland. «Der russi­sche Einmarsch hat die Ukrai­ne zu einer Nation geschmie­det», erklär­te einer der Autoren des Berichts, der Oxford-Profes­sor Jan-Emmanu­el De Neve.