PALERMO (dpa) — Fußball-Itali­en steht unter Schock. Wie 2018 muss der vierma­li­ge Weltmeis­ter bei der Endrun­de zusehen — und das als amtie­ren­der Europa­meis­ter. Was passiert nun mit Natio­nal­trai­ner Rober­to Mancini?

Fassungs­lo­sig­keit, Tränen, Pfiffe: 256 Tage nach dem EM-Triumph von Wembley ist Itali­en aus allen WM-Träumen geris­sen worden.

«So wie die EM die schöns­te Erfah­rung meines Lebens war, war dies die größte Enttäu­schung. Wir können nichts sagen, das ist der Fußball. Manch­mal passie­ren unglaub­li­che Dinge und es ist passiert», sagte Natio­nal­trai­ner Rober­to Manci­ni nach dem sensa­tio­nel­len 0:1 (0:0) gegen Außen­sei­ter Nordma­ze­do­ni­en im Playoff-Halbfinale.

Wie 2018, als die Squadra Azzur­ra in den Playoffs Schwe­den unter­lag, findet die Endrun­de ohne den vierma­li­gen Weltmeis­ter statt. «Disas­tro Italia», schrieb die «Gazzet­ta dello Sport» auf ihrer Homepage treffend. Ein Tor von Aleksand­ar Trajkov­ski (90. Minute +2) zerstör­te in Paler­mo in der Nachspiel­zeit alle Hoffnun­gen der Italie­ner auf das WM-Ticket.

Entsetzt sanken die italie­ni­schen Stars nach dem Schluss­pfiff zu Boden. «Wir sind enttäuscht, gebro­chen, am Boden zerstört», sagte Routi­nier Giorgio Chiel­li­ni. EM-Held Jorginho fügte hinzu: «Es ist schwer zu erklä­ren, was passiert ist. Es tut so weh. Ich bin ehrlich, ich bin immer noch ungläubig.»

Jorginho war es, der in der Gruppen­pha­se bei den beiden Unent­schie­den gegen die Schweiz jeweils einen Elfme­ter verschos­sen und dadurch den Gang in die Playoffs mitver­ur­sacht hatte. «Es tut weh, wenn ich daran denke. Es wird mich für den Rest meines Lebens verfol­gen. Zweimal anzutre­ten und seinem Team und seinem Land nicht helfen zu können, ist etwas, das ich für immer mit mir tragen werde.»

Coach Manci­ni lässt Zukunft offen

Und nun? Ein derart peinli­ches Aus schreit in Itali­en gewöhn­lich nach Konse­quen­zen. Manci­ni wollte kurz nach dem Spiel noch nicht über seinen mögli­chen Abschied sprechen. «Wir werden sehen — die Enttäu­schung ist zu groß, um über die Zukunft zu sprechen», sagte der Coach auf eine entspre­chen­de Frage. «Es ist schwer, an solche Dinge zu denken. Es wird nicht einfach in den nächs­ten Tagen.»

Manci­ni hat als Natio­nal­trai­ner einen Vertrag bis 2026. Verbands­chef Gabrie­le Gravina sprach sich noch in der Nacht nach der Pleite für eine Fortset­zung der Zusam­men­ar­beit mit dem Ex-Profi aus: «Ich wünsche mir, dass Manci­ni bei uns bleibt. Wir haben uns für ein Projekt verpflich­tet.» Auch Kapitän Giorgio Chiel­li­ni sagte: «Wir müssen uns jetzt aufrich­ten und ich hoffe, dass Manci­ni bleibt.» Ob der 37 Jahre alte Abwehr­rou­ti­nier selbst in der Natio­nal­mann­schaft weiter­macht, das wollte er am Donners­tag­abend aber nicht sagen.

Für Nordma­ze­do­ni­en geht es dagegen weiter nach Portu­gal. Dort kämpft der Außen­sei­ter, der in der Gruppen­pha­se schon Deutsch­land in Duisburg mit 2:1 düpiert hatte, am Diens­tag gegen Cristia­no Ronal­do und Co. um das WM-Ticket.