Wie klingt Neue Musik in Corona-Zeiten? Anders. Für die Reali­sie­rung der Donau­eschin­ger Musik­ta­ge braucht es diesmal viel Nerven und guten Willen. Der Leiter ist optimistisch.

«Man hört dem Festi­val das Virus an.» Impro­vi­sa­ti­on und «viel guter Wille» waren für die Reali­sie­rung der Musik­ta­ge nötig, sagt er. Fans Neuer Musik dürfen gespannt sein: Von diesem Donners­tag an bis zum 18. Oktober sind 21 Urauf­füh­run­gen, vier Klang­in­stal­la­tio­nen und zwei Ensem­ble­de­büts geplant.

Dass die Festi­val-Macher das Programm auf die Beine stellen konnten, liegt auch am Wesen Neuer Musik: Manche Werke sind kompo­niert, aber noch nicht umgesetzt, so dass sie anders aufge­führt werden können als geplant, erläu­tert Gottstein.

Um Besucher nicht zu gefähr­den, wurden weniger Tickets ausge­ge­ben, es werden Konzer­te gekürzt und wieder­holt, Orches­ter treten in kleiner Beset­zung an. Von den 10.000 Besuchern, die das Festi­val im vergan­ge­nen Jahr zählte, können die Organi­sa­to­ren dieses Jahr nur träumen. Etwa ein Drittel der norma­len Ticket­zahl wurde ausge­ge­ben. Und ob die Besucher aus nah und fern am Ende tatsäch­lich kommen, ist ungewiss. Ein Musik­fes­ti­val unter Hygie­ne-Aufla­gen bringt den Konzert­be­trieb an die Grenzen, sagt Gottstein. «Aber natür­lich überwiegt die Freude darüber, überhaupt wieder Musik öffent­lich auffüh­ren und hören zu können.»

Nach einer Podiums­dis­kus­si­on zu Beginn eröff­net das SWR-Sympho­nie­or­ches­ter unter der Leitung von Titus Engel am Freitag den musika­li­schen Reigen mit fünf Orches­ter­mi­nia­tu­ren und Paul Hinde­mit­hs wilder Kammer­mu­sik Nr.1. Zu den weite­ren Highlights zählen ein leben­di­ges Klang­re­li­ef von Wojtek Blecharz mit 200 tragba­ren Lautspre­chern sowie eine Auffüh­rung des polni­schen Ensem­ble Kwadro­fo­nik. Zudem zeigen vier Instal­la­tio­nen in der Stadt unter­schied­li­che Wege der Klang­kunst auf — vom Wasser mit seinen Bewegungs­mus­tern bis zu einer Lectu­re-Perfor­mance der Sänge­rin und Laptop­mu­si­ke­rin Holly Herndon.

Die Donau­eschin­ger Musik­ta­ge gelten als das weltweit ältes­te und bedeu­tends­te Festi­val für Neue Musik. Es gibt sie seit 1921. Prägen­de Figur der ersten Jahre war der Kompo­nist Paul Hinde­mith (1895–1963). Das Festi­val wird von der Kultur­stif­tung des Bundes, dem Land Baden-Württem­berg, der Stadt Donau­eschin­gen und dem Südwest­rund­funk (SWR) gefördert.