YANQING (dpa) — Die Winter­spie­le in China sind aus Sicht der deutschen Bobfah­rer, Rodler und Skele­ton­pi­lo­ten histo­risch. Zum Abschluss glänzt Fahnen­trä­ger Frances­co Fried­rich in der Königs­klas­se des Bobsports.

Bob-Kaiser Frances­co Fried­rich genoss den Glanz der Sonne am Eiska­nal von Yanqing und hängte seinen Anschie­bern persön­lich die Goldme­dail­len um den Hals.

Mit seinem doppel­ten olympi­schen Double sicher­te sich der 31-Jähri­ge seinen Eintrag in die Geschichts­bü­cher, das war noch keinem Piloten gelun­gen. Nach dem Sieg im Zweier raste der Sachse wie schon vor vier Jahren auch im großen Schlit­ten zu Gold — und steht gemes­sen an Olympia­sie­gen auf einer Stufe mit Ikone André Lange.

Fried­rich: «Die Jungs waren super»

«Es war sehr schwie­rig. Die anderen waren auf Top-Niveau, wir mussten alles geben, damit wir das schaf­fen können. Die Jungs waren super. Wenn das nicht gewesen wäre, hätten wir das nicht gepackt», sagte Fried­rich in der ARD. Das Team machte sich direkt auf den Weg nach Peking, wo Anschie­ber Thors­ten Margis bei der Abschluss­fei­er die deutsche Fahne trägt. «Das ist stell­ver­tre­tend für alle Anschie­ber, die immer hinten ein bissl runter­fal­len. Es ist das I‑Tüpfelchen, ich werde es für alle mit genie­ßen», sagte Margis.

Beim deutschen Doppel-Erfolg verwies Fried­rich den insge­samt 0,37 Sekun­den langsa­me­ren Johan­nes Lochner auf Platz zwei. Chris­toph Hafer vom BC Bad Feiln­bach wurde hinter dem Kanadi­er Justin Kripps Vierter. Für den deutschen Bob- und Schlit­ten­ver­band war es die insge­samt 16. Medail­le der Winter­spie­le von China. «Ich habe ja schon viel erlebt, aber so eine Bilanz nicht, man kann es nicht glauben», sagte Vorstands­chef Thomas Schwab.

Lob von Bob-Legen­de Lange

André Lange verneig­te sich im fernen Deutsch­land vor seinem Nachfol­ger. «Franz hat die letzten vier Jahre einfach alles dominiert. Meinen herzli­chen Glück­wunsch an das Team Franz», sagte der Thürin­ger in der ARD. Bei den vier Olympia­sie­gen sind Fried­rich und Lange nun gleich­auf. In der Gesamt­bi­lanz hat Lange aller­dings noch eine weite­re Silber­me­dail­le von den Vancou­ver-Spielen 2010 stehen und ist damit der erfolg­reichs­te Pilot der Olympia-Geschich­te. Dies könnte Fried­rich in vier Jahren in Mailand und Corti­na d’Ampez­zo übertrumpfen.

Setzt Fried­rich seine Dominanz fort, bleibt dem ebenfalls auf Weltklas­se­n­i­veau fahren­den Lochner dann wohl wieder nur Platz zwei. Das räumte der Berch­tes­ga­de­ner selbst ein. «Ich bin überglück­lich über Silber, wir können uns keinen Vorwurf machen», sagte der 31-Jähri­ge. «Franz ist einfach unglaub­lich stark. Er ist der Domina­tor. Ich habe einen Riesen-Respekt vor dem, was er ablie­fert. Er ist für jeden auf der Welt einfach uneinholbar.»

Dritter Lauf sorgt für Vorentscheidung

Nachdem Fried­rich zur Halbzeit nur einen Mini-Vorsprung von 0,03 Sekun­den auf Lochner hatte, sorgte der Pilot vom BSC Sachsen Oberbä­ren­burg im dritten Lauf für eine Vorent­schei­dung. Aufgrund des gegen­über Lochner deutlich besse­ren Starts kam Fried­rich dicht an den Bahnre­kord seines inter­nen Konkur­ren­ten von 58,13 Sekun­den heran und lag vor dem Finale mit 0,20 Sekun­den Vorsprung vorn.

Im letzten Lauf legte Fried­rich nochmal die Bestzeit hin, baute den Vorsprung vor Lochner auf 0,37 Sekun­den aus. Hafer verpass­te seine zweite Bronze­me­dail­le nur um sechs Hunderts­tel­se­kun­den und damit den ersten deutschen Dreifach-Triumph im großen Schlit­ten. Im Zweier­bob hatten deutsche Piloten die ersten drei Plätze belegt.

In der olympi­schen Geschich­te des Bobfah­rens haben nur Andre­as Osterl (1952), Eugenio Monti (Italien/1968), Meinhard Nehmer (1976), Wolfgang Hoppe (1984), Lange (2006) sowie Fried­rich 2018 in Pyeongchang beide Diszi­pli­nen gewon­nen. Nun wieder­hol­te der Sachse diesen Coup als Erster.