Das Vorge­hen der Regie­rung bei der Bestel­lung von Impfstof­fen steht massiv in der Kritik. Ein bekann­ter Virolo­ge hält dagegen.

Anders als zahllo­se Kriti­ker der Impfstra­te­gie von EU und Bundes­re­gie­rung hält der Virolo­ge Chris­ti­an Drosten es nicht für möglich, das Vorge­hen bei der Bestel­lung von Impfstof­fen rückbli­ckend zu bewerten.

«Das ist so eine komple­xe Angele­gen­heit. Man musste den Impfstoff mit Monaten Vorlauf bestel­len — und wusste zu dem Zeitpunkt gar nicht, ob der betref­fen­de Impfstoff auch funktio­nie­ren würde», sagte er der «Berli­ner Morgen­post» (Sonntag). «Es ist jetzt praktisch unmög­lich, das im Nachhin­ein zu bewerten.»

Die EU sollte aber schnell hinter­her­kom­men, den in Großbri­tan­ni­en bereits Notfall-zugelas­se­nen Impfstoff von Astra­ze­ne­ca zu bekom­men. «Denn dieser Impfstoff kann auch in norma­len Arztpra­xen geimpft werden. Bei diesem Impfstoff hat man nicht die beson­de­re Kühlpflicht», erklär­te er.

Für das nächs­te halbe Jahr sagte der Chef-Virolo­ge der Berli­ner Univer­si­täts­kli­nik Chari­té sehr kontro­ver­se Diskus­sio­nen über das richti­ge Vorge­hen voraus. «Wir werden in eine Situa­ti­on kommen, wo wir große Teile der Risiko­grup­pen geimpft haben und es dann Kräfte geben wird, die sagen, dass es jetzt keinen Grund mehr gibt für Einschrän­kun­gen. Letzte­res wird aller­dings eine Fehlein­schät­zung sein, denn wir dürfen grund­sätz­lich keine sehr hohe Inziden­zen zulas­sen. Auch nicht bei den Jüngeren.»