STUTTGART (dpa) — Mina Hehn, eine Schwä­bin wie sie im Buche steht, hat an diesem Samstag ihren 108. Geburts­tag gefei­ert — natür­lich Corona-konform. Zur Feier des Tages gab es Fasnachts­küch­le, gebacken von ihrer Tochter (82), dem einzi­gen echten Gast im Stutt­gar­ter Pflege­heim. Ihr Geheim­nis für das hohe Alter und ihre geisti­ge Fitness? «Ich kann gut verzich­ten», sagt sie im ersten Inter­view ihres Lebens. Kein Alkohol, keine Zigaret­ten, keine Schoko­la­de, dafür viel Arbeit und Spazie­ren­ge­hen. Ihre Enkel sagten, von der Selbst­dis­zi­plin der Oma könne man sich eine Schei­be abschnei­den. Sie sei eben eine echte Schwä­bin, sagt Mina: «Zuerst muss man schaf­fen und wenn Geld da ist, dann kann man es zusammenhalten.»

Wer sich mit der alten Dame unter­hält, der kommt unwei­ger­lich ins Kopfrech­nen. Sie war schon fünf Jahre alt, als die Spani­sche Grippe sich 1918 ausbrei­te­te. Und jetzt also zum Ende ihres langen Lebens die nächs­te Epide­mie. Enkel und Urenkel konnten immer­hin auf der Terras­se, das zum Zimmer im Pflege­heim gehört, einen Blick auf das «Geburts­tags­kind» erhaschen. Die alte Dame hat es solan­ge es ging heraus­ge­zö­gert, in ein Heim zu ziehen. Noch mit 105 hat sie sich in den eigenen vier Wänden größten­teils selbst versorgt. Ob sie Angst vor dem Sterben hat: «A bissle, schon. Das ist etwas Ungewis­ses. Aber mal abwar­ten, ich sag’s Ihnen dann.»