BERLIN (dpa) — Bei der Fernseh­show «Ein Herz für Kinder» kommt erneut eine Millio­nen­sum­me zusam­men. Der Abend mit Königin Silvia, Wladi­mir Klitsch­ko und anderen Promi­nen­ten ruft einem etwas ins Gedächtnis.

Während viele Menschen in den Weihnachts­vor­be­rei­tun­gen stecken, fasst Modera­tor Johan­nes B. Kerner das Jahr schon einmal zusam­men. In der Fernseh­show «Ein Herz für Kinder» spricht er von einem komischen und heraus­for­dern­den Jahr, insbe­son­de­re seit dem russi­schen Angriffs­krieg in der Ukrai­ne. Er erwähnt die Infla­ti­on und steigen­de Energie­prei­se. «Keiner weiß so richtig, wie’s weiter­geht. Aber wir wollen die Hoffnung nicht verlieren.»

Hoffnung ist eine Haltung, die während der dreistün­di­gen Sendung im ZDF am Samstag­abend immer wieder auftaucht. Modera­tor Kerner steht da mit Anzug, Krawat­te und weißem Hemd. Ein Weihnachts­baum glitzert auf der Bühne. Promi­nen­te nehmen Spenden­an­ru­fe entge­gen. Menschen erzäh­len von schwie­ri­gen Zeiten und hilfrei­chen Projekten.

Auszeich­nung für Wladi­mir Klitschko

Rund 24,2 Millio­nen Euro kommen während der Show für den guten Zweck zusam­men. Das ist etwas weniger als in den vergan­ge­nen beiden Jahren, aber mehr als vor der Pande­mie. Eine beson­de­re Auszeich­nung geht stell­ver­tre­tend an Wladi­mir Klitsch­ko, den frühe­ren Profi­bo­xer und Bruder des Kiewer Bürger­meis­ter Vitali Klitsch­ko. Er wird mit dem Golde­nen Herz geehrt, stell­ver­tre­tend für alle Helfe­rin­nen und Helfer der vom Krieg betrof­fe­nen Kinder in der Ukraine.

Auch Schwe­dens Königin Silvia ist ins Studio nach Berlin gekom­men. Außen­mi­nis­te­rin Annale­na Baerbock und EU-Kommis­si­ons­prä­si­den­tin Ursula von der Leyen sind dort, Finanz­mi­nis­ter Chris­ti­an Lindner, Schla­ger­star Roland Kaiser, die Sänge­rin­nen Vicky Leandros und Andrea Berg, «Tatort»-Darsteller Jan Josef Liefers, Olympia­sie­ge­rin Kristi­na Vogel und Ex-Fußball­pro­fi Philipp Lahm.

«Das finde ich extrem super»

Rappe­rin Katja Krasa­vice spendet mit ihrer Firma kurzer­hand selbst 100.000 Euro. Und Schau­spie­ler Kida Khodr Ramadan findet, Anrufe am Spenden­te­le­fon entge­gen­zu­neh­men, sei wie Erdkun­de­un­ter­richt. Wegen der kleinen Städte, die er bisher nicht gekannt habe («Groß-Gerau» — «ich fahr’ da mal hin demnächst»). Es sei erstaun­lich, dass sehr junge Menschen anrie­fen. «Das finde ich extrem super.»

Die Aktion «Ein Herz für Kinder», die von Verle­ger Axel Sprin­ger und der «Bild»-Zeitung ins Leben gerufen wurde, unter­stützt zum Beispiel Kinder­kli­ni­ken, Kinder­gär­ten, Suppen­kü­chen oder Famili­en. Bei der Gala treten etwa Alvaro Soler, Kelvin Jones und Nico Santos, Giovan­ni Zarrel­la, Kerstin Ott und «The Voice Kids»-Gewinnerin Georgia auf. Vicky Leandros und Roland Kaiser singen mit einem Mädchen, das erst vor einigen Monaten aus der Ukrai­ne gekom­men ist. Andrea Berg tritt mit ihrer Schwie­ger­toch­ter Vanes­sa Mai auf.

Schau­spie­le­rin Senta Berger erzählt von ihrem Besuch in Eritrea, wo sie Kinder mit schwe­ren Verbren­nun­gen getrof­fen hatte. Die Medizi­ner in dieser Klinik operier­ten unter einem schim­me­li­gen, undich­ten Dach. Die Ärzte bräuch­ten dringend Ausrüs­tung und medizi­ni­sche Geräte.

«Uns geht es im Vergleich zu anderen Ländern gut»

Peter Schwid­tal von der Organi­sa­ti­on Arche­med sagt dann etwas, was im Alltag hier manch­mal aus den Augen gerät. Immer, wenn sie aus Eritrea zurück­kä­men in dieses paradie­si­sche Deutsch­land, seien sie demütig. «Die meisten Menschen machen sich ja gar keine Gedan­ken, wie gut es uns hier geht im Vergleich zu anderen Ländern.» Er erinnert dann an die Lebens­be­din­gun­gen in Eritrea, Afgha­ni­stan und auch in der Ukraine.

Was die Menschen in der Ukrai­ne derzeit erleben, schil­dert EU-Kommis­si­ons­prä­si­den­tin Ursula von der Leyen in ihrer Lauda­tio für Klitsch­ko und andere Helfer. «Wenn es in diesem Moment, wo immer auf dieser Welt, passiert, dass ein Kind geboren wird, dann braucht es neben ganz viel Liebe zwei Dinge. Schutz und Gebor­gen­heit. Für viele Kinder in der Ukrai­ne ist das unerreich­bar», sagt sie.

«Das erste Licht ist für viele Neuge­bo­re­ne der Schein einer Taschen­lam­pe, weil der Strom im Kreiß­saal fehlt. Über die Kranken­haus­flu­re kriecht die Kälte. Es mangelt an heißem Wasser. Säuglin­ge kommen unter Raketen­be­schuss zur Welt», sagt von der Leyen. Russlands Präsi­dent Wladi­mir Putin feuere Raketen auf Wohnblö­cke, Strom­net­ze und Heizkraft­wer­ke. Außen­mi­nis­te­rin Baerbock sagt, man dürfe die Menschen dort nicht verges­sen. Sie appel­liert an Putin, den Krieg zu beenden.

Klitsch­ko bedankt sich für die Unter­stüt­zung. Er wolle nicht nur denen Danke sagen, die hinter der Front­li­nie die Kinder versorg­ten. Er erwähnt auch die Menschen im Studio und in Deutsch­land, jeden, der finan­zi­ell unter­stüt­ze oder Flücht­lin­ge aufge­nom­men habe. Es sei auch wichtig, den barba­ri­schen Angriff zu verur­tei­len. «Vielen Dank für die Unter­stüt­zung», sagt Klitsch­ko. «Bitte nicht aufhören.»

Von Julia Kilian, dpa