LINDAU — Wie schaf­fen wir die Verkehrs­wen­de und bringen die Menschen dazu, umwelt­freund­lich im ÖPNV mobil zu sein? Aus Überzeu­gung und gerne? Eine Frage, die René Pietsch, den Betriebs­lei­ter des Stadt­bus Lindau perma­nent umtreibt. Eine Stell­schrau­be könnte dabei der Preis und daran wollen die Verant­wort­li­chen beim Stadt­bus ab dem 16. April testwei­se drehen. Bis Ende des Jahres bezah­len Senio­rIn­nen (Renten­aus­weis bzw. Renten­nach­weis) und Jugend­li­che vom vollende­ten 15. bis zum 18. Lebens­jahr an Samsta­gen und Sonnta­gen für den Einzel­fahr­schein im Automa­ten­ver­kauf nur einen Euro.

„Wir haben pande­mie­be­dingt in den letzten beiden Jahren Fahrgäs­te verlo­ren und die möchten wir gerne wieder­ha­ben“ sagt Betriebs­lei­ter René Pietsch. Vom Testbe­trieb, der vom 16. April bis zum 31. Dezem­ber diesen Jahres läuft, erhofft sich Pietsch aber auch Erkennt­nis­se darüber, ob Freipreis­sen­kun­gen helfen, die ÖPNV-Nutzung deutlich zu steigern. Denn bei dem Thema, das weiß er nach jahrzehn­te­lan­ger Erfah­rung aus Arbeits­krei­sen und Verbands­ta­gun­gen, schei­den sich die Ansich­ten der Verkehrs­exper­ten: „Die einen sagen, allein das Angebot ist ausschlag­ge­bend, die anderen meinen, nur der Preis entschei­det über das Mobilitätsverhalten“. 

Umwelt­freund­li­che Mobili­tät ist ein wesent­li­cher Faktor um den Anfor­de­run­gen des Pariser Klima­schutz­ab­kom­mens und dem Ziel des Bundes­kli­ma­schutz­ge­set­zes für 2030 gerecht zu werden. Das große Ziel der Stadt Lindau ist es, bis 2035 klima­neu­tral zu werden. „Und da kann man sich nicht mehr einfach wegdu­cken, da kommt es auf jeden und jede an“, weiß René Pietsch. Er vertraut dabei auf die Eigen­ver­ant­wor­tung der Lindaue­rIn­nen: „Wenn jeder einzel­ne seine Gewohn­hei­ten ein wenig verän­dert, dann können wir in Lindau viel an Quali­tät gewin­nen: Weniger Lärm und Verkehr, dafür besse­re Luft und ein neues Bewusst­sein. Vielleicht gelingt es uns ja mit unseren Ein-Euro-Angebo­ten einen kleinen Anreiz für den Einstieg zum Umstieg zu schaffen“.